Hier jetzt mein Bericht zur Kampagne von Halo5, nachdem ich sie einmal auf normal und heldenhaft gespielt habe, sowie einmal auf normal durchgerusht bin, um Datalogs und Schädel einzusammeln. Das ganze packe ich in die drei Kategorien Gameplay, Design und Story, welche ich separat beurteile. Dass das alles meine eigene Meinung repräsentiert sollte klar sein.
Gameplay
Nachdem die KI immer bockiger wurde in Reach und Halo4, wurde mir schon Angst und Bange, dass das nur schief gehen kann, wenn man jetzt den Teamkameraden Befehle erteilen kann. Muss aber sagen, dass ich positiv überrascht bin. Sicher, man kann ihnen nicht weiss ich was befehlen, aber wenn man es ihnen befiehlt, machen sie es normalerweise. Die Befehle gehen leicht von der Hand und endlich kann man ganz genau sagen wer mit welcher Waffe wo in den verdammten Warthog steigen soll, was in allen Vorgängern durchaus eine Qual sein konnte, wenn immer der falsche Soldat ans Geschütz geht bzw. wie in Halo4 garkeiner mehr einsteigen will, obwohl man wie wild hupt und sie halb überfährt. Die Teamkameraden sind nicht zu overpowered, stehen aber auch nicht nur unnütz rum. Sofern man es ihnen nicht explizit befiehlt, stürmen sie garnicht mitten in die Gegner rein, was in Halo3 und Halo2 manchmal ein Problem war, wenn sie zu übereifrig vorpreschten. Ab und zu kann es zwar sein, dass die Teamkameraden den Weg zum Ziel nicht finden, oder irgendwo hängen blieben, was sich aber bei mir noch in Grenzen hielt.
Allgemein scheint die KI besser zu sein bzw. die Gegner haben mehr Moves drauf, wie das Abwehren von Granaten und sind mobilder, was gerade bei den Schakalen toll ist, die jetzt auch eher fix und mit weiten Sprüngen unterwegs sind, statt einfach nur hinter Schildern zu kauern, obwohl sie so agil gebaut sind. Auch sind die Eliten nicht mehr mit Aimbot unterwegs und schiessen Mit der Flak, wie mit nem MG, was in Spartan Ops noch der Fall war. Leider finde ich, dass die Eliten etwas behäbiger wurden und weniger agil sind, was das Ausweichen von Granaten angeht.
Als sehr billig empfand ich, dass 343 da einfach Destiny kopiert hat und den Ewigen Wärter drei bis vier mal als Boss eingefügt und als Schwierigkeitserhöhung ihn nur zwei bis drei mal kopiert hat. Das ist echt langweilig, gerade weil der Wärter mir eigentlich als Boss sehr gefallen hat. Copypasta ist da langweilg... Das hätte man besser lösen sollen mit verschiedenen Ausführungen des Wärters, oder eben anderen Endgegnern.
Was auch unheimlich den Spass erhöht hat, ist Sprint und Klettern. Man bewegt sich extrem flüssig und ist fix unterwegs wenn man will. Alles geht natürlicher von der Hand, anstatt dass man plump an Wänden entlangschrammt. Ground Pund benutze ich eher selten, dafür macht das Rammen von Feinden um so mehr Spass! Man bewegt sich eher wie ein Spartan bzw. Panzer auf zwei Beinen.
Die Level sind abwechslungsreich und zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass ich abgesehen von Strassen von New Mombasa wirklich ganz verschiedene Wege gehen kann, wo man sich auch verlieren kann. Man kann verschiedene Taktiken ausprobieren, man muss nicht unbedingt mit dem Phaeton durch die Schlucht, etc. Man hat viel mehr Freiheiten, was ich sehr begrüsse! Auch das Sammeln von Datalogs wie in ODST und die Rückkehr der Schädel erhöhen den Spass und Forschungsdrang ungemein.
Leider sind die Level etwas kurz bzw. hat es zwei drei Level, in denen garnicht geschossen wird, sondern man einfach von A nach B und dann nach C ohne jeglihe Gegner laufen muss. Ich habs selbst ausprobiert und wenn man auf normal einfach durchrusht, dann ist das sehr öde und zählt kaum als Level. Allerdings ist Halo5 meiner Ansicht nach eher für Leute gedacht, die sich auch mal Zeit nehmen, um sich etwas anzusehen, statt einfach durchzurennen. Wer einfach Gefechte wil, ist mit der Kampagne wegen der Level wohl eher schlecht bedient.
Fazit:
Insgesamt sehr Spassig und positiv überraschend, trotz neuer neuen Fähigkeiten und Team im Rücken. Es fühlt sich wie ein flüssigeres Halo an.
Design
Ich denke, dass ich nicht übertreibe, wenn ich sage, dass Halo5 nebst Halo2 einige der opulentesten Leveldesigns hat. Es hat mich alles sehr an High Charity erinnert, sowie die ersten Momente auf Requiem. Die verschiedenen Pfade haben dem Grössengefühl das ihrige beigetragen. Genesis und Sanghelios waren da echte Highlichts für mich, wo ich mich einfach minutenlang hinstellen konnte, um einfach alles anzusehen und zu denken "woah". Genesis war sehr fremdartig und faszinierend und auch die Blutsväterarchitektur, sowie die Wächter haben mir sehr gefallen. Die Blutsväterarchitecktur ist blankpoiliert und glatt wie ein Babypopo, so wie ich es mir vorstelle. Flora und Fauna sind auch sehr einfallsreich und nicht wirklich standard Sci-fi-Gedöhns. Wirkte für mich wie eine Mischung aus Korallenriff und Pilzkolonie. Alles sehr hübsch!
Sanghelios war da weniger fremdartig, als manche es sich vorgestellt haben, aber was ihm an Exotik fehlte (ist halt ne Alienwüste/Küste), machte es durch die antiken Bauwerke und Tempel wett. Alles sehr ehrwürdig, als wäre man auf Schatzsuche bei den Ägyptern und erhaben und auch die Cannyons selbst haben sehr viel Spass gemacht durch ihre verwinkelten Windungen. Klasse Leveldesign gut verpackt. Auch Sunaion sah klasse aus. Zwar hätte ich gerne noch zivile Anlagen gesehen, aber was solls. Dafür gabs ein Truppenlager in den Ruinen, sowie eine Besichtigung der antiken Gräber von Vadam und das alleine war den Ausflug wert!
Argent Moon war dahingehend beeindruckend, dass man sich getraut hat überall zerfallene menschliche Leichen hinzustellen. Mit der Flood gabs ja schon Probleme wegen der Altersfreigabe und hier haben sie sich echt was getraut. Hut ab!
Meridian war etwas langweilig, da man die verglasten Stellen und noch heissen Lavapfützen kaum zu sehen bekam, aber dafür waren die Baracken der Stadt detailiert und gaben viel her zum Erkunden. Schön mal zu sehen, wie Pioniere bzw. Rückeroberer in den Kolonien so leben. Dafür machte das Geklettere am Orbitallift um so mehr Spass. Selbiges übrigens beim originellen Herunterspringen am Wächter.
Wenn Halo5 etwas zu Genüge hat, dann sind es Details! Man kann ohne Ende erkunden, lauschen oder einfach nur Beobachten. Speziell die ganzen Tiere auf Geneis und Sanghelios waren toll wie sie da herumgewuselt oder rumgeflogen sind. Bei Requiem habe ich mich einige Male regelrecht erschrocken, als einer dieser Aliengleiter dicht über mich hinwegflog und aufkreischte. Das macht alles viel lebendiger und da regt mich ehrlichgesagt Reach auf, wo man es nicht mal hinbekommen hatte ein verfluchtes Eichhörnchen zu implementieren!
Auch die Jäger und Lekgolowürmer ware ein tolles Detail, wie sie sich zusammengesetzt haben bzw hinter den Kontainern hervorsprang und mir nen halben Herzkasper verpasste. Beinahe alle Personen, ob Mensch, Sangheili oder Unggoy sind sehr mitteilungsfreudig, wenn man sich nähert. Das fand ich einfach toll in der Meridianstation, wo man stundenlang mit den Kolonisten plaudern oder ihren Dialogen lauschen konnte. Selbiges für die Schwerter von Sanghelios, das Lazarett, die Grunts, so vieles was man sich nicht entgehen lassen sollte! Allgemein sind die witzigen Dialoge von Team, sowie Gegnern oder Verbündeten wieder eine Wohltat nach einigen eher ernsten Spielen. Auch Eastereggs, Hinweise aus den Büchern usw. gibt es genug. Man kann stundenlang suchen und Hinseise wie Audiologs, Leichen, Inschriften, Dialoge oder sonstiges finden. Das ist für mich die Wahre Stärke von Halo5! Das erste Halo was auch das übrige Canon stark verknüpft aber man muss suchen und darf nicht durchrushen! Es braucht Zeit um alles zu hören und zu sehen!
Die Grafik selbst ist für mich das Beste, was ich auf der One bisher gesehen habe. Einzig auf Sanghelios habe ich auf einem Felsen kantige Schatten gefunden. Ansonsten sehr beeindruckend!
Ich denke zur Musik muss ich nichts sagen. Die ist wie immer ausgezeichnet und diesmal auch besser hörbar. Auch die deutsche Synchro scheint besser, auch wenn der Gebieter mit seiner Benjamin Blümchen Stimme ein harter Tritt in die Magengrube ist.
Fazit:
Definitiv die Stärke von Halo5 und womöglich das detailierteste Halospiel bisher, was die teils kurzen Level wett macht, wenn man sich die Zeit nimmt. Design ist jedenfalls tadellos!
Story
Und hier sind wir beim grossen Sorgenkind von Halo5. Ersteinmal war die ganze Ankündigung irreführende Werbung. Zwar jagt man anfangs John, aber ab der Mitte oder dem ersten Drittel ist das alles verpufft. Nichts mit Hunt the Truth, nichts mit Jagd, nichts mit Grauzonenzeug, garnichts. Sehr viel Potential weggeschmissen, zumal der Kampf John vs. Locke echt cool war. Autsch!
Jul 'Mdama wird in SpartanOps, der Kilo-Fünf Trilogie, sowie Escalation mit verdammten 24(!!!) Bändern dermassen entwickelt nebst Charakteren wie Ayit 'Sevi, Sali 'Nyon, Janusschlüssel, Ultimate Record, usw. nur damit er sang- und klanglos in einem gefühlten 15sec Kampf abgestochen wird und wir nie wieder etwas von ihm hören? Warum?! Für mich als Elitefan eine herbe Enttäuschung und eines meiner Horrorszenarien, was sich leider bewahrheitet hat.
Der Gebieter hat leider auch nicht wirklich viel Screentime gehabt. Da wartet man seit Halo3 auf seine Rückkehr und nun da er da ist, macht er nicht wirklich viel. Wo er kämpft ist er zwar badass, aber viel taucht er nicht auf. Und wo steckt eigentlich Rtas?!
Dass Cortana irgendwie überlebt hat ist klar und es war auch sehr früh vorhersehbar, dass mit ihr etwas nicht stimmt/man ihr nicht trauen kann. So weit so... durchschnittlich? Dann wird sie durch den KI-Koller(?) grössenwahnsinnig und übernimmt den Mantel. "So wird es nicht kommen!" Tja ich sage da nur "I lied!
" Egal ob man das Szenario jetzt mag oder nicht, ich finde 343 hat echt Eier aus einer so wichtigen Protagonistin eine Antagonistin zu machen. Wie ich dazu stehe? Ich weiss nicht. Irgendwie ist es genial, aber irgendwie auch ein billiger Terminatorabklatsch mit dem Aufstand der KIs, der sich schon in den Datapads von Reach abgezeichnet hat.
Ich finde irgendwie hat 343 in die Story zu viel reinpacken wollen, dass beide Ansätze zu kurz kamen, sowohl die Jagd, als auch die Offenbarung von Cortana als Antagonistin. Ich hätte diese Handlung erst in einem Halo6 oder frühestens als dicken Cliffhanger angeführt und stattdessen die Jagd, den Bürgerkrieg auf Sanghelios (mit Jul 'Mdama!) und das Mysterium der Wächter mehr ausgebaut.
Positiv ist zwar, dass das ganze weniger Blutsväterlastig ist als Halo4, für meinen Geschmack ist es immer noch zu viel und das ist son, meh-Thema bei mir. Die Story hatte viel Potential, gerade durch den Hype von Hunt the Truth, Bücher, usw. aber letzendlich ist die Kampagne weder Fisch noch Vogel. Nicht schlecht aber ein sehr verwirrtes etwas, was nicht weiss ob es jetzt lieber Mayo oder Ketchup auf seine Pommes will.
Osiris mochte ich. Die Charaktere haben einiges zu sagen, wenn man sie denn lässt und das formt sie. Team Blau sind leider wieder die üblichen gesichtslosen Kartoffelspartans und obwohl Ansätze da waren, so wird Johns innere Zerbrochenheit nicht so gut rübergebracht wie in Halo4. Dafür war Cortana aber sehr gut mit ihren Emotionen, die wie bei einer verrückten Freundin hochkochen. Ich meine sie mag John so sehr, dass sie ihn in einem Cryptum für 10000 Jahre wegsperren will. Crazy girlfriend much? Warden Eternal war als Charakter auch klasse, aber leider als repetitiver Bosskampf etwas abgewertet. Die Illuminatin war süss. Mahkee 'Chava episch! Nur wieso durften wir sie nicht sehen?
Fazit:
Dickes Meh... Die Story hat viel Potential verschwendet, weil sie vieles versucht aber keines richtig ausarbeitet. Eindeutig die Schwachstelle von Halo5.
Gesamtes Fazit:
Was Halo5 gut kann, macht es sehr gut! Design und Gameplay sind eindeutig sehr gelungen und haben das Spiel zu einem echten Erlebnis gemacht. Genauso sind die Probleme mit der Handlung die es hat, leider auch recht massiv denn es wurden zwei Handlungsstränge irgendwie abgehackt reingedrückt, statt eines zu verfolgen wie in Halo2 und den Rest eben in Halo3 nachzuschieben. Wer sich Zeit nimmt alles zu erforschen, den NPCs zuzuhören wird definitiv auf seine Kosten kommen und Stunden mit der Kampagne verbringen, gerade was kleine Canondetails angeht, wer aber nur durchruscht, wird es definitiv als unfertiges Spiel empfinden, was man innert weniger Stunden durch hat. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich diesen Leuten dann auch eher Warzone empfehlen würde. Halo5 ist definitiv eine Campagne, die man langsam angehen muss, statt den Leeroy Jenkons zu machen.
343 hat bei Gameplay und Design endlich die Kurve gekriegt, leider sind sie noch bei der Story sehr am Schwimmen, so scheint es mir.