Naja, Nylunds grösster Fehler in meinen Augen war, dass er nahezu 0 Emotion reingepackt hat. Klar, Spartans sind Kindersoldaten, denen ne Gehirnwäsche verpasst und Gehorsam eingebläut wurde, weshalb da durchaus eine gewisse emotionale Abgestumpftheit da ist, aber gerade bei der Ausbildung und speziell den Anfängen kann man garnichts an Emotionalität rausfiltern. Und mal ehrlich, kein sechsjähriges Kind der Welt wird, nachdem es von seinen Eltern irgendwohin entführt, von ner Wissenschaftlertante gesagt wird, dass es nie mehr Heim kann, mit einem Elektroschocker aus dem Bett bewegt wurde und bis zum Erbrechen Runden laufen musste, gleich am ersten Tag einfach mit den Schultern zucken und sagen "tja, dann mache ich das halt" und niemehr einen Gedanken an seine Eltern oder sein Zuhause verschwenden. Die weinen, die schreien nach Mama, die versuchen abzuhauen, erleiden nen emotionalen Zusammenbruch und dergleichen und davon sah man bei Nylund so gut wie nichts. Kein Wunder denken viele jüngere Fans, Spartan sein sei das Grösste, wenn Nylund ihnen das Prinzip von Kindersoldaten wie ein Sonderausflug des Kindergartens präsentiert.
Diese mangelnde Emotion bei den Charakteren war es auch, dass es zumindest mir nicht die Bohne gejuckt hat, ob wer stirbt. Da wurden einfach teils völlig übertriebene Kämpfe eingebaut, wo eine Explosion die andere jagt und Allianzler mit dem Intellekt von Kartoffelbrei in Scharen niedergemetzelt werden und Spartans mit 0 Emotion hochgehen, dass nurnoch rauchende Stiefel übrigbleiben, aber es juckt einen nicht, weil man schlicht nicht mitfühlt. Zum Glück hat das Traviss halbwegs wieder hingebogen und die Entführung von Naomi, wie sie in Mortal Dictata vorkam, ist da einfach extrem bewegend und erschütternd zugleich. Ein Buch kann noch so viele Explosionen und GOILE!!!111 Kämpfe enthalten, aber wenn man mit den Charakteren nicht halbwegs mitfühlt ist das nunmal für die Katz.
Invasion war dahingehend zwar besser als Nylunds Romane, aber inhaltlich recht langweilig, weil es praktisch Halo1 in geschriebener Form war und ausser den paar Sichtweisen der Marines nichts neues bot. Staten hats dann mit Erstkontakt hingekriegt, dass man für UNSC und Allianz mitgefühlt hat, obwohl da garnicht soviel gekämpft wurde, ich aber mit jeder Seite mitfühlte und einfach nur hoffte, dass sie sich die Hand reichen und nicht gegenseitig umbringen, weshalb dies auch lange Zeit mein Lieblingsbuch der Haloreihe war. Cole Protokoll folgte in etwa der selben Formel und auch bei Evolutions sind einige sehr gute Handlungen dabei, wo selbst Nylunds Part besser war, als das was ich von seinen ersten drei Haloromanen her kenne. Die Blutsvätertrilogie hat mich ncht wirklich angemacht, weil ich mich schlicht 0 für die Blutsväter interessiere, sie aber trotzdem gelesen habe, weil ich eben Halo mag
Traviss hat mit der Kilo-Fünf-Trilogie meines Erachtens nach die beste Arbeit geleistet. Ob man ihre Ansichten bezüglich Halsey und UNSC/MND mag sei jedem frei überlassen, aber sie hat auf jeden Fall gezeigt, dass Emotion bei den Charakteren das A und O ist und man selbst ohne grosses Geballer ein Buch runterschlingen kann wie nichts.