[Fan Novel] Flucht auf Halo

Um die FanEcke hier etwas zu beleben, werde ich nun auch mal meine Geschichten hier veröffentlichen! :)

Was ihr hier nun vor euch habt, ist die zweite Geschichte von mir.
Mittlerweile hat sie schon ganze 6 Jahre auf dem Buckel (2006 geschrieben)

Wahrscheinlich gibt es auch ne Menge Sachen, die ich daran ändern würde - würde ich sie heute noch einmal neu schreiben.
Das kommt aber nicht in Frage - man will sich schließlich in Erinnerung behalten, wie man angefangen hat!

Ein Cover dazu gibt es sogar auch:

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(Das habe ich selbst gezeichnet - es gab auch mal eine Version, die ich am Computer mit so einem Möchte-gern-Photoshop-Programm gemacht habe. Aber das zege ich euch besser nicht...)

Naja ohne große Umschweife präsentiere ich euch hier die komplette Geschichte!

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Prolog
0130 Stunden, 19. September 2552
(militärischer Kalender)
UNSC-Kreuzer Pillar of Autumn
Position unbekannt
Wo sind wir? Spielt das überhaupt noch eine Rolle? Reach ist gefallen, bis zur Erde ist es nicht mehr weit. Wir wissen das und die Allianz weis das wahrscheinlich auch. Warum also das Versteckspiel?
Privat Dean Corso setzte sich auf seiner Koje und dachte über die letzten Ereignisse nach. Die Allianz hatte Reach überfallen und verglast. Das einzige Schiff, das fliehen konnte, war die Pillar of Autumn.
Captain Keyes hatte sie hier her gebracht, wo auch immer hier ist. Corso strich sich mit seinen Händen durch sein blondes Haar, wollte sich gerade hinlegen und alles wieder vergessen, als der Alarm losging.
Nur wieder so 'ne Übung, dachte sich Corso und legte sich wieder aufs Bett. Er blickte auf als die Tür aufschlug und Privat Prancer ins Zimmer stürmte. „Komm schon, soweit ich weis hat die Allianz uns gefunden“, schrie er. „Es gibt Ärger!“
Corso viel vor Entsetzen vom Bett. Er rappelte sich auf und kam auf die Beine. Noch bevor er etwas sagen konnte, schnappte er sich wie aus einem Reflex seine Sachen und verließ voller Eile mit Prancer die Mannschaftsunterkünfte.
Die Allianz. Jedes Mal wenn von ihr die Rede war gab es Ärger. Egal wie sicher man sich fühlte. Und jedes Mal gewann die Allianz einen Kampf, jedenfalls gewannen sie öfter als die Menschen. Die Menschen hingegen konnten froh sein, wenn sie mit dem Leben davon kommen konnten.
Corso und Prancer rannten den Gang entlang, in Richtung Hangar 7. „Verdammt noch mal, wie hat uns die Allianz nur gefunden?“ keuchte Corso vor Erschöpfung, als er neben Prancer her rannte. „Und wo zur Hölle sind wir?“
Prancer wandte sich kurz an Corso, dann drehte er sich wieder nach vorn. „Keine Ahnung, aber spielt das irgendeine Rolle?“
Darüber konnte man sich streiten ob das eine Rolle spielt oder nicht. Sie konnten von Glück reden, dass sie von Reach fliehen konnten. Aber nun saßen sie irgendwo, tief im Weltraum fest und wurden von einer wer weis wie großen Allianz-Flotte angegriffen. Die Überlebenschancen waren gleich Null.
Die beiden erreichten den Hangar. Dort herrschte mehr Hektik als sonst wo auf dem Schiff – jedenfalls kam es Corso so vor.
Marines lotsten Pelicans an ihre Landebuchten, damit sie auf
getankt werden konnten oder Truppen und Nachschub bereitgestellt werden können.
Der Hangar war riesig, groß genug, dass ein Pelican mühelos darin manövrieren konnte. Die Pelicans luden entweder einen der Warthogs auf oder sie dockten an den Landebuchten an. Corso konnte an den Pelican über sich die Aufschrift E419 lesen. Das war Foehammer. Corso hatte schon von ihren guten Flugkünsten gehört.
Überall im Hangar waren rot markierte Flächen, in denen jeweils zwei Scorpion-Panzer standen und in der Hangarmitte stand sogar ein gewaltiger C709-Longsword.
Cortanas Stimme drang durch die Lautsprecher: „Achtung, alle Kampftruppen, begeben sie sich auf ihre Stationen. Fünfter Zug Schleusen auf Deck 11 sichern. Zug vierzehn schließt sich an Schott Charlie der 22. taktischen an.“ Für Corso klang die Stimme der künstlichen KI des Schiffes emotionslos, er achtete nicht weiter darauf und suchte die Mitglieder der Einheit zu der er gehörte. Das war leichter gesagt als getan, bei dem ganzen Trubel, der hier herrschte, war es schwierig überhaupt jemanden bekanntes zu finden. Häufig wurde die Sicht von Pelicans, Panzern, Warthogs, haufenweise Frachtmodulen oder von Dutzenden umherlaufenden Marines versperrt.
„Da“, sagte Prancer und deutete auf ein paar Marines, die bei den geparkten Warthogs standen. Corso überblickte den Hangar: überall fuhren Warthogs herum und Marines rannten zu ihren Stationen. Dann sah er unter der Andockstation der Pelicans, wo Warthogs und Frachtmodule standen, den Rest seiner Einheit. Corso und Prancer rannten dorthin.
„Ihr habt die Dame gehört, also bewegt euch und zwar plötzlich!“ Sergeant Johnson lief auf seine Einheit zu und sah wie die Marines, die eben noch ihre Ausrüstung oder ihre Waffen kontrollierten, nun in zwei 6er Reihen dastanden.
Aus den Lautsprechern drang wieder Cortanas Stimme: „Dies ist keine Übung, ich wiederhole: keine Übung.“ Johnson ignorierte sie. „Männer“, sagte Johnson, als er durch die Reihen schritt. „Unsere Aufgabe ist es zu Ende zu führen was die Flieger begonnen haben.“ Er ging weiter an den Marines vorbei. „Wir verlassen das Schiff und greifen die Allianz am Boden an. Wenn wir auf Feindtruppen treffen, reißen wir ihre Köpfe ab und spielen mit ihnen Fußball!“ Johnson blieb stehen und drehte sich zu den Marines um. „Hab ich Recht Marines?“
Ein einstimmiges „Sir, ja Sir!“ war zu hören, dann nickte Johnson und ergriff wieder das Wort: „Klar hab ich Recht. Und jetzt raus, Ausführung!“ Johnson schrie so laut, dass sich die Marines das nicht zweimal sagen lassen mussten. Sie rannten die Rampe in den Hangar hinauf und Johnson ging ihnen mit ruhigem Schritt hinterher.
Cortanas Stimme war ein weiteres Mal zu hören. „Achtung, an alle: wir greifen den Feind an. Externer und interner Kontakt steht bevor.“
Wenn die Allianz das Schiff entert, wie Cortana sagt, müssten sich die Marines einen Weg zu den Rettungskapseln freikämpfen, falls sie das Schiff nicht halten können und es von Grunts und Elitekriegern überrannt wird.
Aber die Marines waren sowieso keinen gemütlichen Spaziergang gewohnt.
Johnson blieb am oberen Ende der Rampe stehen, schulterte sein MA5B-Sturmgewehr und schrie erneut: „Alle Greenhorns die die Allianz von nahen sehen wollen“, er entsicherte sein Gewehr. „Heute ist euer Glückstag.“
Die Marines eilten nun kampfbereit und siegessicher aus dem Hangar. Die Allianz will die Autumn einnehmen – obwohl sie selten Schiffe entern. Aber die Menschen werden ihr Schiff verdammt noch mal verteidigen, bis entweder der letzte Allianzler gefallen ist oder bis der letzte Mensch vom Schiff verschwunden ist.


Kapitel 1
0230 Stunden, 19. September 2552
(militärischer Kalender)
UNSC-Kreuzer Pillar of Autumn
Position unbekannt
Kontakt, neuer Feindkontakt!“, schrie Privat Bisenti, als er auch schon eine Splittergranate in den Haufen Grunts warf, die um die Ecke des Ganges rannten.
Seit die Marines vom Hangar aus zu den Rettungskapseln unterwegs waren, kämpften sie schon gegen die Allianz – und immer wieder tauchten neue auf.
Cortanas Stimme drang erneut durch die Lautsprecher. Und wieder gab es Befehle für Marines, die überall auf dem Schiff die Allianz abwehrten. „Feuerteams, begeben Sie sich zu den Verteidigungsstellungen Alpha bis Sierra. Sensoren zeugen ein Enterschiff der Allianz. Bereithalten zur Abwehr von Eindringlingen.“ Nun infiltrierte die Allianz auch noch den Rest des Schiffes.
Sobald sich eine Rettungskapsel absetzte, drang durch den Zugang ein Enterschiff der Allianz ein. Dabei wurden ausschließlich Elitekrieger und Grunts eingesetzt, Jackals kamen aus irgendeinem Grund dafür nicht in Frage – und das war auch besser so.
Bisentis Granate flog mitten in die Gruppe von Grunts, die schreiend auseinander liefen. Aber die Zeit reichte nicht mehr. Die Granate detonierte und die Grunts flogen in alle Richtungen. Ein blau gepanzerter Elitekrieger wurde von der Wucht der Granate zurück geworfen. Sein Schutzschild flackerte auf und erlosch. Trotzdem nahm er die Marines unter Beschuss.
Die Marines feuerten mit ihren MA5B-Sturmgewehren auf den Eliten. Die 7,62mm-Kugeln durchbohrten den gesamten Oberkörper und der Elite fiel schreiend nach hinten und schlug tot auf das Deck auf.
Privat Jenkins stieß den toten Eliten mit dem Stiefel an und feuerte drei Kugeln aus seinem Sturmgewehr in den Oberkörper, der völlig zerfetzt auf dem Boden lag. „Dreh dich um“, sagte er grinsend. „Ich will nicht einseitig werden.“
„Lass den Scheiß!“, knurrte Sergeant Johnson. „Lass uns lieber zusehen wie wir von diesem Schiff runter kommen.“
Die Marines stiegen über die toten Grunts hinweg und bogen in den nächsten Gang. Doch das einzige was sie fanden waren die leeren Schotts der Rettungskapseln.
Sie waren zu spät. Wenn sie nicht bald eine Rettungskapsel finden, dürfte es sehr ungemütlich werden.
Ein Marine blickte durch die Sichtfenster der Schotts und sah die Schwärze des Alls. Bis sich etwas vor die Öffnung bewegte und die Sterne verdeckte. Erst war es ein Punkt, dann wurde es immer größer, bis es schließlich die gesamte Öffnung einnahm. Das röhrenförmige Gebilde war nun direkt vor dem Schott.
„Was zum …“ Der Marine hatte keine Gelegenheit seinen Satz zu beenden, als ihn eine Explosion quer durch den Gang schleuderte. Aus der Öffnung strömten jede Menge Grunts und dahinter zwei Elitekrieger. Das war die Standartformation der Allianz: die niedrigen Kasten wie Grunts oder Jackals standen an vorderster Linie und die Elite, als höhere Kaste stand dahinter.
„Verdammt!“, schrie Corso als er auf die Grunts zu schießen begann. Irgendjemand schrie: „Granaten!“ und fünf HE-Splittergranaten flogen in die Öffnung. Die Explosion tötete alle Grunts, einschließlich einen Eliten. Der zweite rot gepanzerter Elite – ein Veteran – rollte sich geschickt zur Seite. Der Elitekrieger richtete sich auf und feuerte mit zwei Plasmagewehren auf die Marines.
Ein Marine wurde vom Plasmagewehrfeuer voll erwischt und fiel tot zu Boden. Die restlichen Marines schossen alle in unterschiedlichen Salven auf den Eliten (damit die einen Marines nachladen konnten während die anderen noch feuern). Als die Schilde des Eliten zusammen brachen und zudem sich noch eines der beiden Plasmagewehre überhitzte, sprang der Elite hinter ein Frachtmodul in Deckung.
Das war der Nachteil der Marines gewesen: die vielen Frachtmodule und Sicherheitsschotts boten dem Feind zusätzliche Deckung. Wie auch in diesen Fall.
Prancer wollte gerade eine Granate hinter das Frachtmodul werfen, aber noch bevor Prancer oder die anderen Marines reagieren konnten, stürmte der Elite hinter dem Modul hervor und warf eine Plasmagranate. Die Granate landete genau vor Corso und Prancer. Für Corso spielte sich alles in Zeitlupe ab: vor ihnen lag die Granate, hinter ihnen waren Frachtmodule. Dann bemerkte Corso, dass Prancer direkt vor einen Wartungstunnel stand, Während Johnson „Auseinander!“ rief, stieß Corso Prancer in Richtung Tunnel. Die Tür öffnete sich auf Bewegungssignal und Corso, sowie Prancer sprangen hinein.
Dies alles spielte sich in so kurzer Zeit ab, dass die Granate erst explodierte als sich die Tür wieder schloss.
Die Explosion der Plasmagranate war so heftig, dass sie die Tür derart verbog, dass sie sich nicht mehr öffnen ließ. Prancer und Corso konnten nicht mehr in den Gang zurück. Auf der anderen Seite vernahmen sie Kampfgeräusche, das charakteristische Geräusch der MA5B-Sturmgewehre sowie das Geräusch der Plasmagewehre des Eliten.
„Toll, und was jetzt?“, nörgelte Corso.
„Na was wohl“, antwortete Prancer. „Wir müssen uns eben einen anderen Weg hier raus suchen.“
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, liefen die beiden mit erhobenen Waffen den Wartungstunnel entlang. Der Gang war nicht beleuchtet, also schalteten die beiden Marines ihre Taschenlampen an den Gewehren an, um mehr zu sehen.
Als sie um eine Kurve gingen, standen sie plötzlich einem Grunt gegenüber. Der Grunt wirkte völlig überrascht, er schrie auf, kreischte und richtete seine Plasmapistole auf die Marines. Doch noch bevor er feuern konnte schossen die Marines ihn nieder. Quiekend fiel der kleine Grunt in seine eigene Blutlache.
Der Gang gabelte sich nun nach links und rechts. Aus dem rechten Gang erklang das typische quieken und bellen der Grunts so-wie ihrer Elitekommandeure.
Den Marines blieben nicht viele Möglichkeiten: würden sie zurückgehen, säßen sie in einer Sackgasse. Einen Kampf mit der Allianz würden die beiden auf so engen Raum wohl nicht überleben. Also sprangen sie über den toten Grunt drüber und rannten in den linken Gang.

Der Lautsprecher ertönte. Doch dieses Mal war es nicht die Stimme von Cortana, die zu hören war, sondern die des Captains. Von Keyes höchstpersönlich. „Gefechtsteam auf Deck fünf bis neun zur sekundären Verteidigungsstellung zurückziehen.“ Keyes ordnete den Rückzug an. Das hätte Corso sowieso getan. Er musste so schnell wie möglich von diesem Schiff runter, bevor die Allianz es vollständig überrennt.
Corso blieb erschöpft stehen. „Ich glaube wir sind sie los“, keuchte er und stützte seine Hände auf die Knie. „Dort vorn ist eine Tür. Hoffentlich kommen wir dort irgendwie vom Schiff.“
„Entweder das oder wir haben ein Problem“, antwortete Prancer.
Als sich die Tür öffnete stand ein blau gepanzerter Elitekrieger mit dem Rücken zu ihnen. Prancer zögerte nicht lange und so rammte er den Kolben seines MA5B’s in das Genick des Ungetüms. Der Elite taumelte nach vorn und sein Schutzschild flackerte auf. Sofort schoss Prancer ein ganzes Magazin, bestehend aus sechzig 7,62mm-Kugeln, in den Rücken des Eliten. Dessen Schild brach zusammen und er kam tot auf dem Boden auf.
Die Grunts fingen an zu schreien als ihr Anführer tot war und rannten wie wild durcheinander. Prancer und Corso nutzten das aus und töteten alle Grunts binnen fünf Sekunden.
Ein paar Meter weiter gabelte sich der Hauptkorridor und die beiden Marines sahen, wie andere Marines und zwei Piloten die Gabelung entlang liefen.
„Hey, denen folgen wir einfach“, sagte Corso und rannte los.
Prancer lud sein MA5B nach und folgte Corso in den Gang. Den Weg den sie bis jetzt genommen hatten, führte sie nicht einmal an die Allianz vorbei – wofür wohl jeder dankbar war.
Der Weg führte sie in einen Hangar. An der oberen Landebucht war ein Pelican, ein D77-TC-Landungsboot, angedockt. Die Marines rannten ins Innere des Pelicans. Corso und Prancer folgten.
„Wer seid ihr denn?“, fragte Staff Sergeant Marvin Mobuto.
„Sir“, begann Corso und beide Marines salutierten. „Wir wurden von unserer Einheit getrennt, Sir.“
Der Sergeant sah sie kurz an. „Spart euch die Förmlichkeiten Marines“, sagte er als er sich an seinen Sitz anschnallte. „Rein ins Boot und lasst uns hier verschwinden.“ Die Marines folgten der Anweisung des Sergeants und stiegen in den Pelican, kurz bevor sich die Heckschleuse schloss.

Das Landungsboot mit der Kennung Charlie 217 dockte an der Landebucht ab und flog, samt mit am Heck befestigten Warthog, aus dem Hangar der Pillar of Autumn. Die Schwärze des Alls umgab sie nun. Die Pillar of Autumn flog auf ein ringartiges Gebilde zu, das im All schwebte und laut Cortanas Daten einen Durchmesser von zehntausend Kilometern hat und 22,5 Kilometer breit ist.
Auf der Außenseite waren seltsame geometrische Gebilde in der Metallschicht zu sehen. Auf der Innenseite des Ringes aber waren Wälder, Berge, Wüsten, Seen ja sogar ganze Ozeane zu sehen.
Die Autumn trat in die Atmosphäre des Rings ein. Wäre der Pelican zu dieser Zeit aus dem Hangar geflogen, dann wären sie alle gegrillt worden. In weiterer Entfernung konnte man mehrere Allianz-Schiffe sehen, die die Autumn unter Beschuss nahmen.
First Lieutenant Rick Hale, der an den Kontrollen des Pelicans saß, beobachtete das Szenario. „Was meinst du wohl, was das für ein Ding ist?“, fragte Sam Connor, der Co-Pilot des Pelicans.
„Keine Ahnung, aber da landen wir“, antwortete Hale. „Vermutlich schickt die Allianz wieder diese Seraph-Jäger los und ich möchte nicht mit denen Bekanntschaft machen.“
Hale berechnete den Einfallswinkel – um den Pelican in der richtigen Flugbahn auf den Ring zuzusteuern. Dann gab er die Eintrittskoordinaten an den Bordcomputer weiter und lenkte den Pelican in die Atmosphäre des Ringes – in Richtung Oberfläche.


Kapitel 2
0616 Stunden, 19. September 2552
(militärischer Kalender)
Pelican Charlie 217
im Landeanflug auf Halo
Verdammt!“, schrie First Lieutenant Rick Hale. Er steuerte den Pelican tiefer in die Atmosphäre. „Verdammt!“, wiederholte Hale. „Wir haben keine Munition um diese Banshees zu bekämpfen!“
Seit sie in die Atmosphäre von HALO eingetreten waren, wurden sie von drei Banshees der Allianz verfolgt. Die wendigen Jäger wichen nicht von der Stelle und beschossen den Pelican ununterbrochen.
Hale fiel es schwer den Schüssen auszuweichen.
„Wie sieht unsere Bewaffnung aus?“, fragte er.
„Negativ, Sir“, antwortete Co-Pilot Sam Connor. „Wir haben keine Geschütz- und Raketenkapseln und kaum noch 70mm-Munition für die Bugkanonen.“
Der Pelican flog tiefer in Richtung Oberfläche und erspähte einen gewaltigen Canyon. Hale flog den Canyon an, das war ihre einzige Möglichkeit zu entkommen – sie mussten die Banshees abhängen.
„Hey Rick, das könnte eng werden“, sagte Connor als der Pelican durch einen (scheinbar) künstlichen Tunnel in der Felswand flog.
„Spar die dein Kommentar und lass mich den Vogel fliegen!“, rief Hale.
Die Banshees folgten den Pelican in den Tunnel. Für einen wurde es zu knapp, er prallte gegen die Felswand und der Elite stürzte samt Banshee in den Abgrund.
Der Pelican, der um einiges schneller war als die Banshees der Allianz, verließ den Tunnel und flog steil nach oben über eine Felswand.
„Das war knapp“, keuchte Hale. Beinahe wäre er gegen die Felswand geprallt, als er den Tunnel verließ. Er lenkte den Pelican weiter über die Felswand – am Rande des Canyons. Die nächste Schlucht führte in eine Wüste. Der Pelican ging tiefer und flog davon.

Der Pilot des Banshees konnte in den dunklen Tunnel kaum etwas erkennen. Der zweite Banshee, der neben ihm flog, war ja schon fast nicht mehr zu sehen.
Das menschliche Flugzeug war außer Reichweite und verschwunden. Der Elite fluchte leise – er hasste es wenn Menschen mit dem Leben davon kamen.
Er steuerte um eine kurze Kurve und wurde von dem plötzlichen Lichteinfall ein wenig geblendet. Der Tunnel hörte auf und er kam in eine neue Schlucht. Doch direkt vor ihm erstreckte sich schon eine weitere Felswand.
Der Elite riss den Banshee nach links und schrammte an der Felswand entlang (hätte er früher reagiert wäre das nicht passiert). Sein rechtes Triebwerk brach ab, aber das war nicht weiter schlimm. Er würde es schaffen zurück zu fliegen uns seinen Kommandanten Bericht zu erstatten.
Der zweite Banshee hatte weniger Glück, er stieß gegen die Felswand und explodierte. Rauchende Trümmerteile fielen in den Abgrund.
Ich werde dich rächen, dachte der Elite als sich sein Banshee schwerfällig auf den Weg machte.

Die Triebwerke von Charlie 217 dröhnten, als der Pelican über der Wüste nieder ging. Hale drehte sich zu den Marines um. „Ich mach euch mal Licht da hinten.“ Die Heckschleuse des Pelicans öffnete sich und Licht strömte ins Innere des Frachtraums.
Der Pelican flog eine kleine Felsformation an, die aus dem Sand ragte und landete auf dem Stein.
„Raus jetzt!“, brüllte Sergeant Mobuto. „Los! Los! Los!“ Die Marines sprangen von der Rampe des Pelicans in den Sand. Sie verteilten sich im Gebiet, um die Umgebung zu sichern.
„Haltet nach Banshees Ausschau!“, befahl der Sergeant.
Prancer konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dieser Mobuto ist genau so wie Johnson – beide brüllen ihre Privats gerne an. Ob das wohl bei allen Sergeants so ist?
Corso riss Prancer aus seinen Gedanken. „Hey, seht euch das mal an“, sagte er und zeigte auf den Horizont. Anders als auf der Erde und Reach oder sonst irgendeinen Planeten ging der Horizont auf dieser Welt im Bogen nach oben – und bildete so einen Ring. Wenn man gerade nach oben sah konnte man sogar das andere Ende des Ringes in zehntausend Kilometer Entfernung sehen.
„Also“, begann Mobuto zu sprechen und wandte sich an seinen Trupp. „Hat jemand eine Idee was das sein könnte? Ich bin für Vorschläge offen.“
Privat Berkov sah sich den Ring genauer an und meinte dann: „Vielleicht ist es ja Gottes höchstpersönliche Anti-Abschaum-Maschine.“ Privat Carpenter lachte, drehte sich zu Berkov um, schulterte sein MA5B-Sturmgewehr und kam näher. „Also, für mich sieht es eher wie ein riesiger Hula-Hoop aus.“
Prancer horte sich die Unterhaltung an und dachte sich er könne auch mal seinen Senf dazu geben. „Vielleicht ist dieser Ring ja auch eine Superwaffe?“
„Oh bitte“, antwortete Carpenter. „Das kann doch nicht dein Ernst sein?“
„Wieso nicht? Eure Vorschläge sind auch nicht besser!“
„Ach ja? Das wollen wir ja mal sehn.“
„Du legst es wohl drauf an was?“
„Ja.“
„Hey, jetzt hört mal auf mit dem Rumgezanke Jungs“, sagte Privat Lindsay O’Neil, die dazwischen ging. Carpenter und Prancer warfen sich noch einen bösen Blick zu und gingen dann auseinander.
„Dein Freund regt sich aber schnell auf“, wandte sich Berkov an Corso. „Wem sagst du das?“, antwortete dieser zustimmend.
Corporal Hammond stieg aus dem Pelican und sah sich draußen um. Er lief durch den Sand, der den Pelican und die Felsen umrundete. Die Sonne brannte unaufhörlich auf den Sand. Hammond betrachtete den Ring mit seinen vielfältigen Landschaften. „Ganz egal was das hier ist“, sagte er schließlich. „Das hier wird wohl für einige Zeit unsere Heimat sein, also gewöhnt euch dran.“
Währenddessen sah sich Sam Connor die Schäden am Pelican an. Der linke Tragflügel war vom Plasma der Banshees stark beschädigt worden. „Hey Rick, sieh dir das mal an“, rief er. Rick Hale kam aus dem Pelican. Er blinzelte als die Sonne ihn blendete, dann sah er Connor am Tragflügel.
Ohne ein Wort zu sagen betrachtete er den Schaden, dann nickte er. „Ich glaube das bekommen wir schon wieder hin.“ Connor begutachtete den Rest des Pelicans und stellte fest, dass außer ein paar Schrammen, keine ernsthafte Schäden vorhanden waren.
„Sam?“, sagte Hale. Connor sah hinter dem Pelican hervor. „Ja?“ „Geh mal ins Cockpit, das verdammte Funkgerät ist schon wieder kaputt. Und bei der Gelegenheit kannst du mal den Warthog herunter lassen.“
Sichtlich genervt stieg Connor wieder in den Pelican. Hale musste bei den Anblick lächeln – Azubis haben ja ein so viel härteres Los.

„Hey, Vorsicht da hinten!“, rief Connor aus dem Cockpit, als sich die Verankerung löste und den Warthog in den Sand fallen ließ.
Sergeant Mobuto ging ans Steuer des Allradfahrzeugs, O’Neil stieg in den Beifahrersitz und Corso stieg auf das Heckgeschütz.
Der Plan bestand darin, dass Team Alpha mit dem Warthog in den Wald in zehn Kilometer Entfernung fährt. Sollte es dort Allianz-Truppen geben, informieren sie Team Bravo (Berkov, Prancer und Carpenter) – die ihnen dann folgen, um die Allianzler auszuschalten. Das war das Wichtigste: den Feind besiegen bevor er einen entdeckt und ihm zuvor kommt.

Sechster Zyklus, 24 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
Allianz-Basis
Der Banshee war kaum noch zu gebrauchen. Die Tragflügel waren schwer beschädigt, die Bewaffnung war defekt – es war ein Wunder das der Banshee es bis zur Basis geschafft hatte.
Die Basis stand mitten im Wald und wurde vor Jahrtausenden von den Blutsvätern errichtet – wie alles auf diesen Ring. Man hoffte hier weitere Hinweise zur Lösung des Rätsels um den Ring zu finden. Doch das die verhassten Menschen den Ring fanden und ihn auch noch entweihten, als sie ihn betraten, brachte so einiges durcheinander.
Der Bansheepilot, ein Elitekrieger namens Soga ’Jagamee, wurde zum Zeloten Ado ’Gopamee geführt (um ihm das zu erklären was es mit den Menschen in dieser Gegend auf sich hatte.
„… und so kam ich wieder zu dieser Basis zurück“, sagte ’Jagamee als er seinen Bericht, ohne eine Einzelheit auszulassen, erzählt hatte. Feldmeister ’Gopamee ging die Geschichte im Kopf noch einmal durch. In seiner Laufbahn vom einfachen Elitekrieger zum Feldmeister hatte er schon viele Geschichten gehört. Und diese hier klang buchstäblich verrückt. Aber ’Gopamee glaubte ihm.
„Also gibt es in diesen Teil des Ringes nur dieses eine Menschenschiff?“, fragte ’Gopamee schließlich nach. „Ja, Exzellenz“, antwortete ’Jagamee ohne Umschweife. „Und wenn Ihr meinen Rat hören wollt, sollten wir den Hohen Rat davon informieren.“
„Das geht dich überhaupt nichts an“, fauchte ’Gopamee wütend. „Wegen einen einzigen Menschenschiff werden wir doch nicht die Wahrheit und Versöhnung informieren, um die Zeit und die Geduld des heiligen Propheten zu stören.
Zuerst schicke ich eine Patrouille von drei Banshees los. Und Sie“, er deutete auf ’Jagamee. „Sie werden die Patrouille anführen. Sobald Sie die Menschen lokalisiert haben, kontaktieren Sie mich über deren Standort.
Danach werden unsere Truppen die Menschen auslöschen. Haben Sie noch Fragen?“
’Jagamee hatte eine Menge Fragen. Aber er als einfacher Elite wollte nicht die Geduld eines Vorgesetzten – schon gar nicht die eines Feldmeisters – unnötig strapazieren. Und so sagte er einfach: „Nein, Exzellenz.“
’Jagamee verneigte sich und verließ den Raum.
Der wahre Grund die Wahrheit und Versöhnung nicht über den Vorfall zu informieren, war der Rat der Meister. Das Letzte was ’Gopamee gebrauchen konnte, war seine Stelle zu verlieren, weil der Rat ihn wohlmöglich für unfähig halten würde eigene Entscheidungen zu treffen. ’Gopamee beschloss den Rat nur im äußersten Notfall Meldung zu erstatten.
Kurze Zeit später stiegen drei Banshees in die Luft. Sie flogen soweit über dem Dschungel, dass sie nur noch als kleine Punkte zu erkennen waren. Die Banshees gingen in Formation und bildeten ein V. An der Spitze flog ’Jagamee, in einen neuen Banshee. „Wir beginnen mit der Patrouille“, sprach er ins Funkgerät.
’Gopamee und ein weiterer Elitekrieger – ein Veteran mit einer roten Rüstung – standen auf einem Podest der Basis, als die Banshees starteten. „Gute Jagt“, sagte ’Gopamee schließlich in sein Funkgerät.
Die Banshees flogen so schnell, dass sie binnen Sekunden verschwunden waren.
Der Veteran ging weiter an den Rand des Podestes und sah den Banshees hinterher. „Die werden sie sicher bald finden“, sagte er.
„Du sagst es“, antwortete ’Gopamee darauf. Er blieb noch so lange stehen bis die drei Banshees verschwunden waren. Nun war nur noch die untergehende Sonne zu sehen. ’Gopamee betrachtete noch kurze Zeit das Panorama des Ringes in der Dämmerung. Dann verließ er das Podest und ging wieder zurück in die Anlage der Blutsväter – so wie er sie nannte.
Noch wissen die Menschen nicht was sie erwartet, aber bald werden sie es bereuen, dass sie diesen Ring – Halo – überhaupt betreten haben. Das schwor sich ’Gopamee.

Der Warthog verließ die Wüste und erreichte eine Steppe. Im Gegensatz zum lockeren Wüstensand, hatten die Räder des Warthogs auf dem Grasland viel besseren Griff. Nachdem die Marines an einen See vorbeifuhren und wieder einen der vielen Hügel passierten, kam der Warthog zum stehen, als eine Herde merkwürdiger Kreaturen auf die Marines zu rannte.
Die Tiere – wenn man sie so nennen konnte – waren knapp einen Meter groß und hatten zwei muskulöse Beine (mit drei fingerartigen Zehen), aber keine Vordergliedmaßen. Sie hatten einen kurzen Schwanz und der Kopf schien keine Augen zu haben. Dafür aber war das Maul voller scharfer Zähne und am Unterkiefer waren unterarmgroße Eckzähne vorhanden.
Mit Sicherheit waren diese Tiere Fleischfresser. Aber wovon ernähren sie sich dann? Jedenfalls konnte man nun sagen, dass es auf diesen Ring nicht nur eine bemerkenswerte Flora sondern auch eine Fauna (sprich Tiere) gab.
Die Herde rannte ohne den Warthog zu beachten vorbei. Nur eines der Wesen blieb direkt neben dem Warthog stehen und fing an zu brüllen. Corso zielte mit dem LAAG-Geschütz auf das Tier. „Oh mein Gott, bist du hässlich! Komm her und lass dich erschießen.“
„Lass den Blödsinn!“, bellte Sergeant Mobuto. „Das Vieh wird dir schon nichts tun – glaube ich.“
Der Warthog fuhr weiter, ohne dass sich einer der Marines nach diesen Wesen umsah. Schließlich kam der Warthog erneut zum stehen. Dieses Mal stand das Geländefahrzeug vor einem zehn Meter tiefen Abhang. Der Hang war zu steil, als dass man dort hinunter fahren konnte.
Mobuto hatte nun zwei Möglichkeiten: entweder fuhr er weiter über die schier endlose Ebene, oder er dreht um und fährt durch den nahe gelegenen Dschungel. Mobuto fluchte leise. Beide Optionen waren schlecht und er hasste solche Entscheidungen. Schließlich wendete er den Warthog und fuhr in Richtung Dschungel.
Ursprünglich bestand der Plan sowieso in den Dschungel zu fahren. Aber niemand wusste ob das Allradfahrzeug es durch das Dickicht schaffen würde.

Der Dschungel war dicht, beinahe zu dicht für einen Warthog. Deshalb benutzten die Marines einen schmalen Pfad, der in den Dschungel führte, um mit dem Warthog durchzukommen. Theoretisch könnte hinter jeden Baumstamm und hinter jeden Busch ein Feind lauern. Das machte diese Mission umso gefährlicher.
Was die Marines nicht wussten war, dass sie beobachtet wurden. Etwa fünf Wesen beobachteten das Fahrzeug und machten sich bereit für den Angriff.
Die Drohnen sind neue Mitglieder der Allianz. Diese mit Bewusstsein ausgestatteten Insekten haben etwa die Größe eines Grunts und sind nicht besonders schlau. Aber sie besitzen eine harte Panzerung – und sie können fliegen! Diese Scharfschützen sind schnell, zielsicher und brandgefährlich. Durch ihre hohe Beweglichkeit sind sie sehr schwer zu treffen.
Ein grüner Plasmastrahl flog an den Warthog vorbei. Corso wendete das LAAG, um zu sehen woher der Schuss kam. Doch zu seiner Überraschung war niemand hinter ihnen. Bis ein zweiter Plasmastrahl neben Corso einschlug. Er sah nach oben und sah wie die zwei Drohnen auf ihn zu flogen.
„Verdammt!“, rief er und begann zu feuern. Die ersten zwei Drohnen fielen unter dem Kugelhagel. Die anderen verschwanden wieder im Blätterdach der Bäume.
„Diese Mistkerle machen uns nur Probleme, in diesen engen Dickicht!“, schrie Mobuto, als er versuchte den Warthog durch eine enge Baumgruppe zu bewegen und immer tiefer in den Wald zu fahren. „Corso, O’Neil! Seht zu dass ihr diese Biester loswerdet.“
Im dichten Dschungel konnte der Warthog nur schwer manövrieren und so müsste jeder Schuss der Marines sitzen. Wenn sich die Drohnen auch mal zeigen würden.
O’Neil und Corso suchten das Blätterdach mit ihren Waffen ab. Bis die Drohnen direkt vor dem Warthog auftauchten.
„Corso!“, schrie O’Neil, als sie die Drohnen vor dem Warthog sah. „Die sind direkt vor uns!“
Die Drohnen wurden sofort unter Sperrfeuer genommen, bis auch der letzte Allianzler fiel. Die restliche Fahrt verlief ohne Zwischenfälle.

Der sonst so dichte Dschungel lichtete sich, so dass der Warthog freier fahren konnte. Nun blieb der Wagen stehen. Hinter einen Hügel erhob sich ein riesiger Komplex in die Luft. Wegen der vielen Pflanzen konnte man nur das obere Ende sehen – das wie ein Segel aus Metall aussah.
„Okay, Leute. Alle raus“, sagte Sergeant Mobuto. als er aus dem Warthog sprang. Corso und O’Neil stiegen ebenfalls aus und sahen sich in der Gegend um.
„Das Gebiet scheint sicher zu sein“, sagte O’Neil, als sie sich umsah. Sergeant Mobuto schulterte sein MA5B-Sturmgewehr und sah über die Baumwipfel erneut den Komplex. „Also gut“, sagte er. „Dann sehen wie uns mal an, was das für ein Ding ist.“
Die Marines schritten durch das schulterhohe Gebüsch einen kleinen Hügel hinauf, der von mehreren Schlingpflanzen zugewuchert war, bis sie den ganzen Komplex sehen konnten.
„Na toll“, entfuhr es Corso als er das Gelände sah.
Das Gebiet war voller Allianz-Truppen.
Ghosts patroulierten um den Komplex herum. Grunts und Eliten liefen umher und ein schwebender Wachposten wurde aufgestellt. Und als wäre das nicht schon genug, tauchte hinter den Komplex ein Wraith – ein Panzer der Allianz – auf.
„Geht in Deckung, ich bin gleich wieder da.“ Sergeant Mobuto ging in Richtung Warthog. Er nahm das handgroße Funkgerät aus dem Wagen und stellte eine sichere Funkverbindung zu den Rest seiner Einheit her.
„Team Bravo hört ihr mich?“, sprach Mobuto ins Funkgerät.
„Laut und deutlich“, antwortete Carpenter. „Was gibt’s Sarge?“
„Wir haben ein Problem, ein Komplex – voll gestopft mit Allianz-Truppen.“

Carpenter, Prancer und Berkov hatten den Dschungel bereits betreten als die Nachricht einging. Sie durchquerten das Dickicht und kamen auf eine kleine Lichtung. Und sie waren nicht allein. Sie liefen gerade an fünf monströsen Kreaturen vorbei, die friedlich zu sein schienen. Sie waren ungefähr vier Meter groß. Die beiden Hinterbeine waren sehr muskulös und die Wesen hatten zwei lange dünne Arme – die sie als Vorderbeine nutzten. Aus dem Rücken ragten vier ein-Meter-lange Hörner, die nach hinten in Richtung Schwanz ausliefen.
Berkov hob sein Sturmgewehr und zielte auf eines der Wesen, als es sich auf seine Hinterbeine stellte und einen monströsen Schrei von sich gab.
Berkov hatte sogar ein wenig Angst vor diesen riesigen Tieren und wollte schon abdrücken. Doch dann setzte das Wesen seine Arme wieder auf den Boden auf und ignorierte die Fremden.
Der Oberkörper des Tieres war nach vorn gebeugt und lief in einen langen Hals mit einem grotesk geformten Kopf aus, mit dem sie die Wiese abweideten oder Blätter von den Bäumen zupften.
Vor den Marines erstreckte sich ein steiler Hang, der von oben bis unten dicht bewachsen war. Ein kleiner Wasserfall plätscherte herunter und lief als kleiner Bach in den Wald. Prancer kam diese Gegend schon fast idyllisch vor.
Die Marines gingen an den Gestalten vorüber und verschwanden im Dickicht.
„Wie viele sind es?“, fragte Carpenter.
„Zu viele um sie zu zählen“, antwortete Mobuto. „Ich erwarte euch an der Nordseite des Komplexes. Ich selbst komme von Osten. Haltet nach einem großen Turm Ausschau, der über den Dschungel rangt – ihr könnt es nicht verfehlen. Ende.“
„Roger. Ende“, antwortete Carpenter darauf.
Die Marines spurteten mit neuem Elan durch den Wald. Bereit es mit der Allianz aufzunehmen. Bevor sie ihnen zuvor kommen konnte.
Wer weis wie viele Allianzler bei der Basis rumhängen?, dachte sich Prancer, als er mit Carpenter und Berkov durch das Dickicht hetzte – sicherlich in der Nähe dieser Basis.
Hätten wir doch nur einen dieser Spartaner hier.


Kapitel 3
1530 Stunden, 19. September 2552
(militärischer Kalender)
Allianz-Basis
Die Dämmerung brach bereits an, als Carpenter, Prancer und Berkov den Komplex an der Nordseite erreichten. Die Marines gingen hinter einen Felsen und mächtig viel Gestrüpp in Stellung
Carpenter öffnete eine sichere Funkverbindung zu Team Alpha. „Team Bravo in Position“, sagte er. „Wie läuft’s bei euch Sarge?“
Es rauschte im Funkgerät, dann hörte man Sergeant Mobuto. „Wir sind bereit wenn ihr es seid. Sagt mal, wo wart ihr denn so lange? Habt ihr unterwegs ein Picknick gemacht?“
„Wir mussten einer Bansheepatrouille aus dem Weg gehen. Aber sonst ist nichts Ernstes passiert.“ Carpenter flüsterte so leise in sein Funkgerät, dass ihn fast niemand hörte. Was wohl völlig normal ist, wenn man vor einem Komplex voller Allianz-Soldaten steht.

Bei der Dämmerung ist die Sicht meist am geschwächtesten. Nicht so bei einen Jackal. Diese Soldaten der Allianz können bei Nacht so gut wie bei Tag sehen. Und das Zwielicht änderte daran wenig. (Deshalb waren die Jackals auch so gute Scharfschützen, da sie immer die beste Sicht hatten.)
Der Jackal Bock stand auf dem Scharfschützenposten der Basis. Bock war ein hervorragender Scharfschütze. Was allerdings auch bedeutete, dass er keines der üblichen Energieschilde am Arm hatte. Aber das hatte ihn noch nie gestört.
Ein zweiter Scharfschütze, namens Yag, betrat den Turm durch den Antigravitationslift und gesellte sich zu Bock.
„Also ich verstehe das nicht“, sagte Bock, als er die Umgebung aus acht Einheiten Höhe betrachtete. „Das hier ist doch sinnlos. Diese Basis erfüllt doch keinen Zweck. Hier gibt es nur alte Gemäuer und diesen Dschungel. Und dieser Scharfschützenposten ist ebenfalls sinnlos – ich meine, wer greift uns hier schon an?“
Yag dachte über das was Bock gesagt hatte nach. Er klapperte mit dem Schnabel und sagte dann: „Was beschwerst du dich? Wer weis schon was die Eliten denken. Mach einfach das was die sagen und beschwer dich nicht. Die werden schon wissen was sie tun, glaube ich.“
„Glaubst du? Was soll das schon wieder heißen?“ Bock klang sichtlich verärgert und auch etwas genervt, weil er schon seit zwanzig Einheiten (also ungefähr einen halben Tag) auf diesen Wachposten saß und nach Feinden – die es sowieso nicht gab – Ausschau hielt.
„Du bist mir wirklich eine große Hilfe“, fuhr Bock wütend fort. „Wenn dich jemand etwas fragt, dann ist man nachher genauso klug wie vorher. Und ich finde wir sollten … hey, warte mal hast du das gesehen?“ Bock zeigte auf einen Felsen am Waldrand und hob sein Strahlengewehr.
„Lenk jetzt ja nicht von Thema ab“, knurrte Yag verärgert. Trotzdem sah er auf den Punkt auf den Bock zeigte – und tatsächlich, dort war ein Mensch.
Hier ausgerechnet hier, auf Halo. Mitten im Dschungel.

Zwei pinkfarbene Strahlen flogen nur knapp an Berkov vorbei. Er hechtete sofort wieder hinter den Felsen. „Wenn es etwas Schlimmeres gibt als einen Jackal“, keuchte er. „Dann ist es ein Jackal mit einem verdammten Strahlengewehr!“
„Und was machen wir jetzt?“, fragte Prancer.
Carpenter drehte sich zu Prancer um und drückte ihm ein S2-AM-Scharfschützengewehr in die Hand. „Du bist hier doch der Scharfschütze. Das ist dein Problem, nicht meins. Nimm dir das S2-AM und erledige diese Biester!“
„Aber gerne doch“, grinste Prancer und bezog Stellung. Er spähte hinter den Stein hervor um zu sehen, wo sich die Jackals befanden.
Um den Komplex herum waren Flutlichter errichtet, die aber nur einen Teil des Gebietes beleuchteten. Die Jackals befanden sich auf einen schwebenden Wachturm. Prancer aktivierte die Nachtsicht seines Gewehrs, legte an und schickte in kürzester Zeit zwei 14,5mm-Kugeln auf die Reise. Zwei Schüsse – zwei tödliche Treffer. Die zwei Jackale fielen tot von ihren Wachturm.
Ein Elite schrie etwas Unverständliches und Prancer sah wie ein weiterer Elitekrieger auf den Wraith – den schweren Panzern der Allianz – zu rannte.
„Oh nein, das tust du nicht“, sagte sich Prancer, als er den Eliten anvisierte und ihn mit zwei Kopfschüssen tötete. Der tote Elite rutschte von der Haube des Wraith und schlug auf den staubigen Boden auf. Zufrieden lud Prancer nach.
„Bewegung Berkov!“, brüllte Carpenter. „Prancer gib uns Rückendeckung!“
Berkov und Carpenter stürmten auf die Lichtung hinaus, während Prancer damit zu tun hatte, geeignete Ziele ins Visier zu bekommen.

Sergeant Mobuto sah, dass zwei der Marines in die Offensive gingen uns er beschloss dasselbe zu tun – auch wenn es ziemlich aussichtslos war.
Er rannte zurück zum Warthog und fuhr ihn mit Corso und O’Neil auf die Lichtung – und machte die Ghosts ungewollt auf sich aufmerksam.

Grunts und Jackals rannten wild durcheinander. Lediglich zwei der fünf Ghosts waren besetzt. Der Wraithpilot war tot – durch einen menschlichen Scharfschützen. Wenn nicht bald ein anderer Elite in den Wraith steigt, dann fehlt ein großer Bestandteil des Verteidigungsrings (der die Basis schützt).
Und als wäre das nicht schon genug waren die Scharfschützen ebenfalls tot.
Die Lage verschlechterte sich immer mehr. Feldmeister ’Gopamee entschied sich in die Lage einzugreifen, bevor alles noch schlimmer wird.

Carpenter und Berkov versuchten ständig Deckung zu suchen. Ob hinter einem geparkten Ghost oder hinter dem Wachposten der Jackals. Berkov blickte hinter dem Podest des Wachpostens hervor. „Wie viele sind das denn nur?“, fragte er verzweifelt.
„Keine Ahnung. Alle?“ Doch als Carpenter Berkovs Gesichtsausdruck sah, versuchte er ruhig zu wirken. „Mach dir mal keine Sorgen. Die Leichen zählen wir später“, sagte er schließlich. „Entsichern und durchladen.“
Carpenter rannte aus seiner Deckung und feuerte auf eine Horde Grunts, die so dumm war schreiend davon zu laufen und so dem Marine den Rücken zu zuwenden. Er durchsiebte die Grunts mit Kugeln, bis auch der Letzte im Dreck lag.
Berkov folgte Carpenter aus der Deckung. Sie näherten sich geduckt dem Eingang. Ihr Glück war, dass es dunkel wurde und sie so schlechter gesehen wurden. Carpenter wollte sich einer Gruppe von Jackals widmen, als ein Shade das Feuer eröffnete.
Berkov versuchte Carpenter zu warnen. „Verdammt Carp, pass auf. Da ist ein Shade!“, schrie er.

Der Warthog fuhr über die Ebene. O’Neil tötete alles was ihr in den Weg kam. Corso feuerte unaufhörlich auf den Ghost, der ihnen dicht auf den Fersen war. Die 12,7mm-Kugeln des M41-LAAG-Geschützes beschädigten den Ghost schwer, aber er ließ sich nicht aufhalten.
Der Warthog überfuhr gerade eine Gruppe von Grunts, als die Geschützte des Ghosts die hinteren Reifen des LRV’s schmolzen. Rauchend kam der Warthog zum stehen.
Nun bot das Fahrzeug ein leichtes Ziel und der Ghost feuerte immer weiter. Das LAAG-Geschütz schüttelte Corso regelrecht durch, doch er hörte nicht auf zu feuern.
Irgendwann war der Ghost so schwer beschädigt, dass er explodierte und den Eliten mit in den Tod riss.
Sobald der Ghost zerstört war, nahm der zweite Ghost den Warthog ins Visier. Doch der Elitekrieger kam nicht weit. Drei 14,5mm-Kugeln – die Prancer abfeuerte – töteten den Eliten, der auf den Kontrollen zusammen sank. Obwohl der Elite tot war raste der Ghost weiterhin auf den Warthog zu.
„Los raus hier!“, brüllte Sergeant Mobuto und sprang aus dem Fahrzeug. Corso und O’Neil taten es ihm gleich und sprangen auch ab. O’Neil schaffte es gerade noch rechtzeitig dem herannahenden Ghost auszuweichen.
Der Ghost schlug in die Beifahrerseite des LRV’s ein. Es folgte eine Explosion, die sämtliche Trümmerteile durch die Gegend warf. Die Überreste von Warthog und Ghost brannten lichterloh.
O’Neil wollte gerade weiter kämpfen, als sie von einer Plasmakugel am Bein getroffen wurde. Unter Schmerzen schreiend fiel sie zu Boden. Corso sah, wie O’Neil von zwei Grunts und einem Jackal angegriffen wurde. Er entsicherte eine Splittergranate und warf sie so weit er konnte. Die Granate landete einige Meter hinter dem Trio und detonierte. Die Splitter erledigten den Jackal und einen Grunt, die schreiend weggeschleudert wurden. Corso zog sein Schrotgewehr und schoss den Grunt nieder.
Derweil hatten sich Carpenter und Berkov hinter dem führerlosen Wraith verschanzt. Viele Gegner waren nicht mehr da. Nur ein paar Eliten und ein Grunt auf einem Shade. Nur ein paar Eliten. Selbst so wenige konnten tödlich sein.

Er hatte es kommen sehen – und hatte trotzdem nicht gehandelt. Er wusste, dass die Menschen hier irgendwo gelandet waren, es war nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie sich zeigten.
Und jetzt war es soweit.
Es musste ja so kommen. Er hatte sich schon gedacht, dass er im Kampf sterben würde – aber nicht so. Er hätte es verhindern können, wenn er nur all diese Fehler nicht begangen hätte.
Hätte er die Wahrheit und Versöhnung über die Menschen informiert. Hätte er Nachschub angefordert. Hätte er seine Truppen besser verteilt. Hätte, hätte, hätte – dass sich ein Zelot so etwas überhaupt fragt, ist schon etwas Außergewöhnliches.
Aber nun konnte ’Gopamee seine Fehler nicht mehr rückgängig machen. Was passiert ist, ist passiert. Der Elitekrieger konnte froh sein, wenn er mit dem Leben davon kommen würde. Und was wenn er fliehen müsste? Könnte er dieses Versagen und seine Feigheit vor dem Propheten erklären? Nein! Er würde nicht fliehen. Er würde kämpfen um diesen Komplex zu schützen.
’Gopamee musste die Menschen aufhalten – sein Leben hängt davon ab.
Er und zwei weitere Eliten, sowie ein Grunt, hatten sich vor dem Eingang der Basis verschanzt. Zwei Energieschilde waren direkt vor dem Eingang aufgestellt. Der Grunt schützte mit einem Shade die ungeschützte Flanke. Als die Menschen die Basis angriffen hatten sie den Überraschungseffekt, denn niemand war wirklich darauf vorbereitet gewesen.
Das Schlimmste aber war, dass laut ’Gopamees Schätzungen, gerade einmal sechs Menschen angegriffen hatten. Und doch konnten sie so viele Gegner töten. ’Gopamee konnte die Verluste auf Seite der Menschen nicht einmal schätzen – aber er hoffte das sie hoch sein würden. Was auch immer die Menschen hier schafften. Noch einmal gelingt es ihnen nicht. Dieses Mal war ’Gopamee darauf vorbereitet und er wartete nur darauf das sich die Menschen zeigten.

Die Sonne verschwand nun vollständig hinter dem Horizont. Und so verrückt wie alles auf diesen Ring zu sein schien, bot auch das Wetter keine Ausnahme.
Der klare Sternenhimmel wurde binnen Sekunden von dunkelgrauen Wolken umhüllt.
Die ersten Regentropfen fielen auf das Blätterdach des Dschungels. Und aus wenigen Tropfen wurde ein starker Schauer – wie es für einen Regenwald nun mal üblich war.
Jegliche Geräusche, egal ob Schritte oder Gewehrfeuer gingen ungehört im Regen unter. Das einzigste was man hörte, war der Regen, der in Strömen auf das Blätterdach und auf die Lichtung prasselte.

„Na toll“, meckerte Berkov. „Nass bis auf die Knochen.“ Er blickte zu Carpenter, der versuchte hinter dem Wraith hervor zu sehen. Doch alles was er sah war der Regen und die Allianz-Basis. Der Regen war so stark, dass Carpenter nur ein paar Lichter am Eingang sah – die versuchten durch den grauen Regenschleier zu dringen.
„Hey Carp, siehst du was? Ich nämlich nicht“, sagte Berkov, der gerade versuchter den Warthog oder sonst irgendetwas zu sehen.
„Verdammt!“, flüsterte Carpenter fast unhörbar. „Zurück, zurück, zurück!“ Berkov verstand kein einziges Wort. Er dachte Carpenter hätte Angst, dass ihn jemand hören könnte.
Berkov wollte gerade seine Meinung dazu abgeben, als ein rot gepanzerter Elitekrieger um den Wraith herum schritt
Sie saßen in der Falle.
Die Marines versteckten sich hinter dem Wraith, in der Hoffnung nicht bemerkt zu werden. Carpenter holte eine Splittergranate heraus. Er drehte sich zu Berkov um und sagte: „Wenn die hochgeht dann rennen wir raus und erledigen ihn.“ Berkov nickte und hob sein Gewehr.
Der Elite schien die Marines, bei dem Regen und der Dunkelheit, nicht bemerkt zu haben. Ebenso wenig wie er bemerkte, dass er an einer entsicherten HE-Splittergranate vorbei lief.
Die Granate explodierte in einem lauten Knall, der im Regen unter ging. Der Elite wurde nach vorn geschleudert, sein Schild brach durch die Druckwelle und die Splitter zusammen. Sofort stürmten die beiden Marines um den Wraith herum und eröffneten das Feuer. Die 7,62mm-Kugeln bohrten sich durch die rote Rüstung des Eliten und drangen schließlich ins Fleisch. Der Elitekrieger wollte gerade das Feuer erwidern, als einige der Kugeln seine Wirbelsäule durchtrennten und der Elite nach hinten fiel. Sein Finger blieb um den Abzug des Plasmagewehrs geklemmt und so lösten sich noch ein paar Schüsse in Richtung Himmel, bevor der Elite starb.

Der Sturm ließ nicht nach. Im Gegenteil, er wurde immer stärker und es viel immer mehr Regen. ’Gopamee wurde wütend. Noch immer zeigen sich die Menschen nicht. Das kann so nicht weiter gehen.
„Sie da“, ’Gopamee zeigte auf einen roten Elite. „Erkunden Sie die Lage.“
„Ja, Exzellenz“, sagte dieser und verschwand im Regen. Der Elite ging in Richtung Wraith, bis ’Gopamee ihn wegen des Regens nicht mehr sehen konnte.
Wo sind nur diese verdammten Banshees, dachte sich ’Gopamee. Er wandte sich an den blauen Elitekrieger, der an der Funkstation stand. „Haben Sie die Bansheepatroulie schon erreicht?“
„Noch nicht, Exzellenz“, entschuldigte sich dieser. „Wegen des Sturms kann ich sie weder erreichen, noch lokalisieren.“ ’Gopamee drehte sich zu den Eliten um und sah ihn böse an, als wäre dieser an alles Schuld. „Sparen Sie sich ihre Entschuldigungen. Senden Sie weiterhin das Rückrufsignal! Sehen Sie zu, dass sie endlich diese Piloten erreichen!“
’Gopamee konnte seinen Zorn kaum noch beherrschen. Hier ging es nicht nur um den Sieg sondern auch um sein Leben. Würden die Menschen ihn nicht töten, dann würde das sicherlich der Prophet übernehmen.
Der Feldmeister wollte gerade seinen Untergebenen weiter anbrüllen, als er aus den Augenwinkeln heraus eine Explosion vernahm. Er drehte sich um und sah zu den Wraith. Kurz nach der Explosion flogen vereinzelte Plasmageschosse in die Luft – ohne ein Ziel zu finden.
„Hab ich euch, verdammtes Pack!“, rief ’Gopamee, als er seine beiden Plasmagewehre beiseite legte und stattdessen zwei Plasmagranaten zündete. Er zielte und warf die Granaten so weit er konnte. Eine Granate landete hinter dem Wraith. Die andere landete auf der nassen Haube des Panzers und rollte schließlich zu der anderen. Der Elitekrieger hob seine Plasmagewehre wieder auf und wartete auf die kommende Explosion.

„Granate, auseinander!“
Carpenter rannte blindlings in den Regen hinein, als die Plasmagranaten auf sie zu flogen. Er versuchte den Abstand zu den Granaten so weit wie möglich zu vergrößern, da sie die negative Eigenschaft haben an dem Opfer kleben zu bleiben.
Berkov hingegen sprang vor dem Wraith. Er rollte sich ab und kam wieder auf die Beine. Etwas verwirrt und orientierungslos hob er sein MA5B und sah sich um.
Hinter Berkov explodierten die Plasmagranaten. Ein blauer Elite kam auf Berkov zu gerannt und feuerte brüllend seinen Nadelwerfer auf Berkov ab. Die Luft wurde von pinkfarbenen Nadeln mit Zielsuchfunktion durchsiebt – die alle Kurs auf Berkov machten.
Er ließ seine Waffe fallen und sprang hinter einen der geparkten Ghosts. In der Hoffnung, so den tödlichen Nadeln zu entkommen. Die Projektile prallten zum Großteil am Ghost ab. Der Rest der Nadeln drang in Berkovs Rüstung ein und explodierten danach. Die Explosion zerstörte einen Großteil der Panzerung, die Nadeln drangen aber nicht in den Körper ein.
Hinter dem Ghost gekauert, konnte Berkov das rauchende Wrack des Warthogs sehen. Er versuchte mehr zu erkennen, aber der starke Regen verschlechterte die Sicht zunehmend. Das einzige was er sah, war eine Person, die sich in Richtung Eingang bewegte. Doch er wusste nicht wer es war. Genauso wenig er wusste warum nicht alle drei Marines kamen.
Carpenter sprang hinter dem Wraith hervor, er entsicherte eine Splittergranate und warf sie in Richtung Eingang. „Hier fang, du hässliche Krakenfresse!“, schrie er. Carpenter wollte gerade zum Eingang rennen und die Eliten töten, als der Grunt auf dem Shade das Feuer eröffnete und den Marine wieder hinter den Wraith zwang.
Die Splittergranate erreichte nicht ganz ihr Ziel. Sie flog vor dem Shade und rollte darunter. Die darauf folgende Explosion zerstörte den Shade und warf den Grunt durch die Luft. Man hörte ein hohes Quieken, bis er auf dem schlammigen Boden aufschlug. Der Elitekrieger versuchte den Trümmern des Shades auszuweichen, die durch die Gegend flogen. Er sprang vor die Schilde und entkam so dem Geschütz.
Carpenter schob ein neues Magazin in sein Sturmgewehr und rannte feuernd auf den etwas verwirrten Eliten los. Der Schutzschild des Eliten hielt dem Dauerfeuer nicht lange stand. Es flackerte auf und brach zusammen.
Doch noch bevor der Marine konsequent nachsetzen konnte, sank die Munitionsanzeige des Gewehrs auf Null. Der Elitekämpfer lachte höhnisch über den Marine und wollte seinen Nadelwerfer auf den Menschen abfeuern, als ihm eine 14,5mm-Kugel durch den Kopf flog. Der tote Elite sackte wie ein nasser Sack zu Boden.
Carpenter erhielt so eine weitere Atempause durch Corso, um nachzuladen. Doch es war kein Ziel mehr da auf das er hätte feuern können. Er suchte das Gebiet ab.
„Verdammt noch mal!“, murmelte der Marine, als er nichts fand. Er hätte schwören können einen weiteren Eliten gesehen zu haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
So, dann wolen wir mal gleich weitermachen! :)

@dmXbox:
Mit ihren 128 Buchseiten ist diese Geschichte meine zweitlängste.
Die Längste hat 450 Seiten :ugly:

@Oddys:
Hab ich schon bemerkt ;)

Kapitel 4
1620 Stunden, 19.September 2552
(militärischer Kalender)
Allianz-Basis
So schlagartig der Regen begonnen hatte, so schnell hörte er auch wieder auf. Es fiel nun kein einziger Tropfen mehr vom Himmel. Die dicke Wolkendecke löste sich urplötzlich auf und der schwarze Sternenhimmel kam zum Vorschein.
Die Marines versammelten sich vor dem Eingang des Komplexes. Corso hatte bei dem Regen versucht O’Neil notdürftig zu versorgen. Ihr Bein hatte es schlimm erwischt, aber sie würde es schaffen. Prancer kam nun ebenfalls mit seinem Scharfschützengewehr an. Er stieg die Anhöhe zum Eingang der Allianz-Basis hinauf und musste dabei aufpassen, dass er nicht in dem tiefen Schlamm ausrutschte. „Wie läuft‘s?“, sagte er, als er die anderen erreichte.
Berkov versuchte mit den Händen den Schlamm von seinen Körper zu wischen – er war von oben bis unten voll davon.
Mobuto half Corso dabei O’Neil zu versorgen.
Carpenter sicherte sein Sturmgewehr und sah Prancer wütend an. „Du hättest uns hier am Eingang ein bisschen mehr helfen können!“
Prancer stützte sich auf sein S2-AM und blickte gelassen zu Carpenter hinüber. „Wegen dem Regen und dem Panzer hier konnte ich die nicht richtig anvisieren. Und dann hatte ich nur noch eine Kugel“, er warf das Scharfschützengewehr in den Matsch und zog stattdessen eine M6D-Pistole, dann zeigte er auf den toten Elitekrieger. „Und die hab ich für den Bastard hier aufgehoben. Den Letzten hab ich dann nicht mehr erwischt, weil ich ja keine …“ „Warte, warte, warte“, warf Berkov ein, der sich sichtlich wunderte. „Was für einen Letzten meinst du?“
Jetzt war Prancer verwundert. „Na den goldenen Eliten. Jedenfalls glaube ich dass der golden war. Naja, der hat sich in den Komplex verdrückt als ich dem anderen die Birne weggepustet habe.“
„Jetzt haben wir wirklich ein Problem“, warf Sergeant Mobuto ein. „Wenn das wahr ist, dann hat sich der Elite sicher in den Komplex verschanzt. Wenn da nicht noch mehr sind.“
Mobuto schulterte sein Gewehr und dachte nach, was jetzt die beste Option wäre. Nach einer Weile murmelte er: „Okay, so könnt’s klappen.“ Dann hob er seinen Kopf und sagte: „Also gut, wir machen das auf die altbekannte Methode. Wir stürmen die Basis. O’Neil hält draußen Wache und stößt zu uns vor, wenn es Probleme gibt.
Sollten wir auf eine große Anzahl an Feinden treffen und wir uns eventuell zurückziehen müssen, dann trennen wir uns um den Feind zu verwirren und schlagen dann aus dem Hinterhalt zu.
Noch Fragen? … Nein? Gut, dann mal los.“

Die Tür öffnete sich und die Marines betraten den Komplex. Sie liefen einen langen Gang entlang und verhielten sich so leise wie möglich. Die Truppe betrat mehrere Gänge und Räume – alle waren leer. In den Räumen waren überall merkwürdige Gebilde und Hologramme, die definitiv nicht von der Allianz zu kommen scheinen.
Berkov öffnete die nächste Tür. Die Marines stellten sich an die Seitenwände, um nicht vom möglichen Plasmafeuer der Allianz überrascht zu werden. Die Tür öffnete sich. Und wieder standen die Marines in einen leeren Gang. Sie stiegen eine Rampe hinunter. Der Weg gabelte sich nun in drei Richtungen: geradeaus, links und rechts. Prancer und Carpenter sondierten mit ihren Gewehren die Seitengänge – nichts.
„Hier im ganzen Komplex ist nicht eine einzige Allianz-Einheit. Nicht mal ein pennender, stinkender Grunt“, sagte Corso, dem das hier verwunderte. „Irgendetwas stimmt hier nicht“, fuhr er fort und sprach damit aus, was alle dachten.
Carpenter öffnete einen sicheren Funkkanal zu O’Neil, die draußen vor dem Eingang Wache hielt. „Lindsay, wie sieht’s bei dir draußen aus?“ Es rauschte dann meldete sich O’Neil: „Hier ist nicht das Geringste zu sehen. Habt ihr etwa Probleme?“, fragte sie besorgt.
„Im Gegenteil“, antwortete Carpenter. „Hier ist keine Sau zu finden. Alle Räume sind leer.“
„Okay falls ich irgendetwas sehe, sag ich euch bescheid“, sagte O’Neil und beendete die Übertragung.
Schweigend gingen die Marines den Gang entlang, an dessen Wänden seltsame Hologramme waren. Irgendwelche Wissenschaftler würde das sicher interessieren, aber den Marines waren die Zeichen gleichgültig.
Die Gruppe ging um eine weitere Biegung – nichts ahnend, dass sie beobachtet wurden.

Der Jackal Geg verschwand wieder in den Seitengängen des Tunnels. Er hatte vorsichtshalber sein Energieschild deaktiviert, um nicht gesehen zu werden.
Geg hatte die Menschen schon beobachtet als sie die Eingangspforte durchschritten hatten. Und nun wollte er seinen Befehlshaber Bericht erstatten.
Eigentlich wäre dies der Job eines Ossoona – eines Eliten. Aber Geg dachte sich schon das er diesen Job machen müsste, da er in den Augen der Elite wohl als entbehrliches Opfer eingestuft werden würde (wenn er erwischt wird).
Der Jackal folgte den Gängen bis zu einen Lift, der ihn nach unten brachte. Er öffnete eine Tür, die in einen Schacht führte. Am Rand entlang verlief ein schmaler Weg in die untere Etage. Geg passierte mehrere gestapelte Frachtmodule und gelangte zu seinen Kommandanten.
„Und? Was hast du herausgefunden?“, fragte ’Gopamee ungeduldig. Der Jackal kam näher und sagte schließlich: „Die Menschen bewegen sich in unsere Richtung, Exzellenz. Sie sind fast da.“
„Ausgezeichnet“, sagte der Elitekrieger und wandte sich an die Eliten hinter ihm. „Ihr habt es gehört, der Abschaum kommt hier her. Macht euch kampfbereit!“

Berkov öffnete die nächste Tür. „Wow!“, entfuhr es ihm. „Seht euch das mal an.“ Prancer pfiff beeindruckt, als er den Schacht sah, der bodenlos zu sein schien. „So was kann doch keiner bauen“, sagte er. „Nicht mal in 100.000 Jahren. Das Ding ist ja übelst tief. Und wisst ihr eigentlich, wie weit wir unter der Erde sind?“
Es folgte ein Gang in die untere Etage. Vorbei an diesen lilanen Kisten der Allianz, zu einem Ort, der sich in fünf Gänge aufteilte. Der kleine Raum war im Gegensatz zu den Gängen beleuchtet und wieder waren Hologramme an den Wänden.
Berkov schaltete seine Taschenlampe – die am Gewehr befestigt war – aus. „Hier ist alles sauber“, sagte er dann. „Vielleicht sollten wir …“ Privat Berkov sollte seinen Satz nie beenden können, als plötzlich ein leuchtendes Energieschwert – wie es die Eliten benutzten – aus seiner Brust hervorstach und ihn in die Luft hob. Das Blut, das aus der Wunde trat verdampfte sofort unter der Hitze des Schwertes.
Der Elitekrieger ’Gopamee hatte sich von Hinten herangeschlichen und den Marine dann mit seinem Schwert durchbohrt.
Berkov fiel schreiend zu Boden und starb. Die anderen vier Marines drehten sich mit erhobenen Waffen zu Berkov um. ’Gopamee brüllte etwas für die Marines Unverständliches, und weitere Eliten stürmten hervor. Jackals aktivierten ihre Energieschilde und bildeten die vorderste Front. Danach kamen einige Grunts und die Eliten dahinter.
Die Marines feuerten und liefen dabei rückwärts. Die Gewehrkugeln prallten ohne Schaden anzurichten, an den Energieschilden der Jackals und den Schutzschilden der Eliten ab. Deren Plasmafeuer nahm stetig zu.
„Verdammt, weg hier!“, brüllte Sergeant Mobuto, als ihm ein Plasmaschuss nur knapp verfehlte und rannte in den Gang aus dem sie gekommen waren. Die anderen drei Marines folgten augenblicklich.
„Tötet sie!“, brüllte ’Gopamee und rannte mit seinen zwei Plasmagewehren den Marines hinterher. „Tötet sie alle!“
Die Gruppe von Marines stürmte in den Gang der den Schacht hinauf führte und durchquerte die obere Tür. „Corso, verschließ die Tür!“, brüllte Sergeant Mobuto, der auf die Grunts schoss die den Schacht erreichten.
„Das wird sie nicht aufhalte, Sarge“, protestierte Corso.
„Tu es Soldat!“, brüllte Mobuto noch lauter.
Bevor sich die Tür schloss, ließ Corso eine Splittergranate den Gang herunter rollen – in der Hoffnung jemanden zu treffen. Die Tür schloss sich und Corso drückte auf das holographische Feld zum verschließen der Tür. Jedenfalls glaubte er das es das Zeichen war. Er prüfte es nicht nach sondern schloss sich keuchend der Gruppe wieder an. Corso grinste als er die Granate explodieren hörte und das darauf folgende Schreien der Jackals.
Die Marines erreichten den Raum den sie als erstes gesehen und betreten hatten. O’Neil kam durch die Tür, die zum Gang nach draußen führte. „Was ist los ich wollte gerade zu euch. Da draußen sind Banshees aufgetaucht!“
„WAS?“, entfuhr es Carpenter.
Doch noch bevor jemand etwas sagen konnte, stürmten die Elitekrieger, allen voran ’Gopamee, in den Raum.
„Los trennt euch!“, rief Mobuto, der mit Corso und O’Neil in den Raum voller Gebilde rannte. Prancer und Carpenter rannten in den Gang in Richtung Ausgang. „Los, lass uns hier verschwinden!“
’Gopamee und die Eliten folgten den Menschen nach draußen. Ein weiterer Elite und die Grunts blieben im Raum um sich den anderen Menschen anzunehmen.

Carpenter und Prancer erreichten die Außentür. Davor gingen sie in Stellung. „Prancer, nimm das hier“, sagte Carpenter und warf ihm das Funkgerät in die Hände.
„Aber was soll ich …“, wollte Prancer fragen, aber Carpenter fiel ihm ins Wort. „Keine Widerrede. Geh! Verständige den Pelican. Ich halte sie auf.“
Prancer steckte das Funkgerät ein und rannte zu einen der Ghosts. Er stieg ein und fuhr los. In Richtung Dschungel und die Ebene dahinter …
Die Tür öffnete sich und ’Gopamee sowie vier Elitekrieger rannten ins Freie. Carpenter eröffnete das Feuer. ’Gopamees Schild leuchtete auf, doch er ignorierte es und bemannte einen Ghost um den anderen Menschen zu folgen. Die vier Eliten feuerten ihre Plasmagewehre auf Carpenter ab, der sein Gewehr fallen ließ als er getroffen wurde und schreiend vor Schmerzen in den Schlamm fiel.
Die Eliten wollten den letzten Ghost und den Wraith bemannen. Sie gingen einfach an Carpenter, der blutend am Boden lag, vorbei und wandten sich den Fahrzeugen zu.
Carpenter versuchte sich hinzustellen, konnte aber wegen der Schmerzen sich nur etwas aufrichten. „Hey, Mistkerl“, keuchte er. Ein Elite drehte sich zu ihm um – offenbar überrascht, dass er noch lebte. Carpenter hustete und sagte dann: „Wie schmeckt dir das?“ Er rollte eine Splittergranate unter den Ghost und hielt eine zweite hoch. Der Elite brüllte etwas Überraschtes und wollte weg springen.
Doch es war zu spät.
Die zwei Splittergranaten explodierten. Der Ghost explodierte in einem blauen Blitz und riss zwei Eliten mit in den Tod. Die Explosionen veranlassten das die Plasmagranaten der Eliten mit detonieren ließ und den schwer beschädigten Wraith in die Luft sprengte. Die anderen zwei Eliten wurden in die Luft geschleudert und stürzten tot in den Schlamm. Die Explosionen nahmen zu und eine gigantische Rauchwolke stieg an der Allianz-Basis empor. Nichts hatte dieses Inferno überlebt.

Das war das zweite Mal, das Prancer einen Ghost steuerte und er kannte sich nicht völlig mit den Kontrollen aus. Er flog den Ghost so schnell er konnte, aber der Elitekrieger ließ sich nicht abschütteln. Er steuerte das Gefährt um Bäume und Sträucher herum, bis er schließlich die Ebenen um den Dschungel erreichte. Er fluchte als er das altbekannte Geräusch am Himmel hörte, das typische Kreischen.
Banshees!
Der Ghost hinter ihm feuerte unaufhörlich und unerbittert. Dann wurde der Ghost von Prancer von einem Banshee getroffen und ging in Flammen auf und explodierte schließlich beim nächsten Treffer. Die rauchenden Trümmerteile stürzten zu Boden. Die drei Banshees umkreisten das Wrack und setzten dann zur Landung an. Kreischend bewegten sie sich in Richtung Boden. ’Jagamee, der den Ghost abgeschossen hatte freute sich schon auf den Moment der Rache.
’Gopamees Ghost blieb neben dem Wrack stehen und er stieg ab. Prancer kletterte aus dem rauchenden Ghost und hatte Carpenters Funkgerät in der Hand.
’Gopamee trat gegen Prancers Hand und das Funkgerät flog davon. Prancer rollte sich auf seinen Rücken und zog den Abzug seines Sturmgewehrs durch, um den Eliten mit Blei voll zu pumpen.
Klack. Klack.
Das Magazin war leer.
Prancer schüttelte langsam den Kopf, er lag hilflos am Boden. ’Gopamee lachte über den wehrlosen Menschen. Dann senkte er sein Plasmagewehr und sprach in der Sprache der Menschen zu Prancer. „Euer kleiner Aufstand ist beendet. Du und deine Freunde werden alle sterben.“ ’Gopamee hasste es die brutale Sprache der Menschen zu benutzen. Aber in diesem Fall machte er eine Ausnahme.
Prancer sah dem Elitekrieger in die Augen. „Ach ja?“, sagte er. „Das glaubst auch nur du. Ich reis dir die Rüstung vom Leib und erschlag dich damit.“ Prancer wollte aufstehen, fiel dann aber wegen der Verbrennungen wieder zu Boden.
’Gopamee lachte erneut über ihn. „Eure Vernichtung ist der Wille der Götter und wir sind ihre Werkzeuge. Und so ein erbärmlicher Schwächling wie du wird daran nicht das Geringste ändern.“
„Fahr zur Hölle!“, stieß Prancer hervor.
Dem Eliten war es egal was der Mensch dachte. Für ihn zählte nur den Willen der Propheten durchzusetzen – und so viele Menschen wie möglich zu töten. Er legte sein Plasmagewehr auf den Marine an. Bereit ihn mit dem superheißen Plasma der Waffe zu töten. Doch ’Gopamee hielt inne. Er richtete sich auf und sah in Richtung Himmel, als er ein dröhnendes Geräusch vernahm. Der Elitekrieger suchte den Himmel ab, aber dort war nichts zu sehen.
Bis ein kleines Objekt, dass immer größer zu werden schien, auftauchte. Es wurde deutlicher und größer. Es war der Pelican der sich mit hoher Geschwindigkeit näherte.
„In eure Banshees! Erledigt ihn!“, schrie ’Gopamee zu den drei Eliten, die erst vor Kurzem gelandet waren.
’Jagamee drehte sich um und rannte auf den Banshee zu, mit dem Gedanken Menschen töten zu können. Doch etwas drängte ihn zurück und ließ sein Schild ausfallen. Der Pelican eröffnete das Feuer. Die Bugkanone durchsiebte die Luft mit 70mm-Munition. Noch bevor die Eliten die Banshees erreichten wurden sie durch das Sperrfeuer getötet.
Die Eliten lagen in ihren eigenen lilafarbenen Blutlachen.
’Gopamee war alleine auf dem Schlachtfeld.
Er zielte mit seinem Plasmagewehr auf Prancer, der immer noch hilflos am Boden lag. „Wenn ich sterbe stirbst du auch, dafür sorge ich“, sagte er und drückte ab.
Der Pelican wandte sich nun dem Zeloten zu. ’Gopamee entsicherte eine Plasmagranate und wollte sie dem Pelican entgegen werfen. Doch der Kugelhagel aus dem Buggeschütz durchdrang sein Schutzschild und ließ ihn zusammenbrechen. Schließlich bohrten sich die Kugeln ins Fleisch des Eliten. Er ließ die Granate fallen und fiel rückwärts zu Boden.
„NEIN!“, schrie er, bevor die Granate in einem blauen Blitz detonierte und ihn mehrere Meter durch die Luft schleuderte.
’Gopamee schlug gegen einen Felsen und hörte etwas knacken. Zu seiner Überraschung spürte er weder Schmerz noch Trauer oder Hass. Vielmehr Zufriedenheit, endlich in des Paradies eintreten zu dürfen.
Er starb.


Kapitel 5
1830 Stunden, 19. September 2552
(militärischer Kalender)
Ebene vor dem Dschungel
Der Pelican Charlie 217 setzte zur Landung an. Inzwischen ist es hell geworden. Die Tag- und Nachtzeiten auf dem Ring scheinen sich schnell zu ändern.
Corporal Hammond sprang aus dem Pelican mit erhobener Waffe und sicherte das Gebiet. Die Eliten schienen alle tot zu sein und die Banshees sind alle drei zweifelsfrei fluguntauglich.
Sam Connor kam hinter Hammond aus dem Pelican. Er war mit einer M6D-Pistole bewaffnet. Hale blieb im Pelican und hielt die Bordbewaffnung der Bugkanonen bereit, falls sie in einen Hinterhalt der Allianz geraten sollten.
Hammond ging zu dem Wrack, was einmal ein Ghost gewesen ist. Neben dem Wrack lag ein toter Marine, der starke Verbrennungen am ganzen Körper aufwies. Corporal Hammond stellte sich neben den Marine und ging in die Knie. Der Anblick war wirklich nicht der Schönste. Er nahm die Hundemarke des Marines an sich.
Pvt. Prancer, gefolgt von der Dienstnummer – das muss einer der beiden Marines sein, die auf der Autumn zu ihnen gestoßen waren.
„Hey Connor“, rief Hammond. „Hilf mir mal den hier in den Pelican zu tragen. Danach suchen wir die anderen, vielleicht leben sie noch.“
Und kurze Zeit später startete der Pelican und flog in Richtung Dschungel.

Nur Feiglinge stellen sich tot. Aber wenigstens kommen diese Feiglinge mit dem Leben davon. Auch wenn es nicht sehr ehrenvoll ist.
’Jagamee lag neben seinen Banshee, außer ein paar Schrammen fehlte ihm nichts. Er musste es zurück zur Basis schaffen.
’Gopamee, dieser Trottel. Er hätte Verstärkung rufen können. Aber stattdessen wollte er alles auf eigene Faust erledigen.
Na ja, nun ist er tot.
’Jagamee musste die Wahrheit und Versöhnung informieren, damit Hilfe kommt und diese Bastarde von Menschen getötet werden. Er würde seine Rache schon noch bekommen.

Zu dem Zeitpunkt als Carpenter sich opferte und Prancer mit einem Ghost verzweifelt floh waren noch immer drei Marines in der Basis der Allianz...
Sie saßen in der Basis fest. Eine Fluchtmöglichkeit schien nicht zu existieren. Drei Marines, eingeschlossen in einem Raum, zusammen mit einer Horde Grunts und einem Elitekrieger – aber das konnte auch ein Vorteil sein.
Der Raum war groß genug um den Marines eine Vielzahl an Versteckmöglichkeiten zu bieten. Auf der unteren Ebene waren mehrere Dutzend „Blöcke“, hinter denen sich sogar ein Jäger problemlos verstecken konnte. Der Raum wurde in der Mitte durch einen drei Meter breiten Graben getrennt. Der Graben war etwa zwei Meter tief und hatte die Form eines Trapezes, das im Boden steckte. An den Enden wurde der Graben von zwei kleinen Brücken überquert.
An der Wand gegenüber dem Eingang führten Rampen auf die obere Etage. Von dort aus gab es noch eine Vielzahl an Gebilden und Türmen, sowie zwei verschiedene Stege, die sich überall durch die Halle wanden und nur an ihren Enden eine Stütze hatten.
Obwohl der Raum keinerlei Fenster hatte wurde er von lampenartigen Gebilden sowie einigen Hologrammen hell erleuchtet.
Die Grunts begannen damit zwischen den blockartigen Gebilden nach den Marines zu suchen. Der Elite wartete vor dem Graben, offenbar wollte er warten bis die Grunts das Gebiet gesichert hatten, bevor er sich in den Wald aus Blöcken traute.
Sergeant Mobuto schlich währenddessen eine der Rampen zur oberen Ebene hinauf. Er lief schon fast auf allen Vieren, so dicht am Boden war er – um ja nicht gesehen zu werden.
Oben angekommen sah er eine schmale Rampe, die sich um einen kleinen Turm hinauf wand. Hätte er ein Scharfschützengewehr, dann hätte er von dort oben sicher den besten Überblick. Aber er hatte keins also sah er sich weiter um. Überall konnte er sich nicht frei bewegen, sonst würde er das Risiko eingehen entdeckt zu werden.
An der Wand waren mehrere Frachtmodule und Waffen der Allianz gestapelt. „Ist denn schon Weihnachten?“, dachte sich Mobuto grinsend, als er sich zwischen Dutzenden von Modulen und Waffen etwas Brauchbares heraussuchte. Zuerst nahm er vier Plasmagranaten und eine Plasmapistole, die er an seinen Gürtel befestigte. Schließlich nahm er noch ein Plasmagewehr von einen unordentlich auf geschlichteten Stapel Waffen.
Mobuto sah sich die Allianz-Waffe an. Sie war so groß wie sein Unterarm und ziemlich schwer. Er blickte sie weiterhin skeptisch an, dann warf er sie wieder auf den Stapel zurück. Er konnte nicht hunderte von Waffen mit sich schleppen. Aber er hatte schon einen Plan.

Warum müssen immer Grunts den Kopf für alles hinhalten? Egal wo, immer wurden zuerst Grunts hingeschickt – meistens um den Gegner zu überrennen.
Jagaw zitterte am ganzen Leib. Viele seiner Freunde sind so gestorben. Und er würde bald dasselbe Schicksal erleiden. Irgendwo hier verstecken sich die Menschen – und er wusste nicht einmal wie viele. Zusammen mit Babak suchte er das Gebiet an den Wänden ab, in der Hoffnung, hier nicht auf die Menschen zu treffen.

„Und was machen wir jetzt?“, fragte O’Neil als sie sich mit Corso hinter einen dieser säulenartigen Blöcke versteckte.
Corso schob drei neue Patronen in sein Schrotgewehr. „Mal sehen“, sagte er und blickte hinter dem Block hervor. Als er einen Grunt sah zog er sich wieder zurück. „Ich glaube da sind nur Grunts. Der Elite scheint dort vorn zu warten. Das Beste wäre wenn wir die Grunts aus dem Hinterhalt angreifen.“
„Ich hoffe das klappt“, meinte O’Neil besorgt.
„Mach dir keine Sorgen, das wird schon“, sagte Corso und schob eine weitere Patrone in sein Gewehr.

Jagaw schwenkte seine Plasmapistole um den nächsten Block. Nichts. Ein paar Einheiten weiter sah er zwei weitere Grunts. Die beiden unterhielten sich, aber Jagaw konnte nichts verstehen, da sie zu weit weg waren. Dann sah er eine kleine Kugel fliegen. Noch bevor Jagaw etwas sagen konnte, gingen die beiden Grunts in einer Explosion unter – ohne zu wissen was es war.
Jagaw und Babak schrieen gleichzeitig auf. Dann machte Jagaw kehrt und rannte weg.
„Hey Jagaw!“, rief Babak hinterher.
„Ich testen flüchten!“, kreischte dieser.
„Warte!“, Babak sah dem Grunt noch hinterher. „Ich komme mit!“
Die Grunts rannten so schnell, dass sie den Elitekrieger nicht bemerkten und gegen seine Beine prallten und quiekend zu Boden fielen. Der Elite blickte wütend zu den Grunts hinab. „Was soll das werden?“, brüllte er und sah zu wie die beiden Gassauger schlotternd aufstanden. „Ihr wollt doch nicht etwa desertieren, oder doch?“ Er blickte Jagaw ins Auge.
„N-Nein, Exzellenz“, stotterte dieser. „W-wir wollten n-nur Verstärkung holen.“
„Was für Verstärkung?“, brüllte der Elite. „Hier ist doch sonst niemand. Also los, geht zurück und sucht diese Menschen!“
Jagaw drehte sich zu dem Labyrinth aus Blöcken um. Und schon war eine zweite Explosion zu sehen. Dann folgte Gewehrfeuer und das Schreien der Grunts. „Also wenn ehrlich, lieber nicht machen.“
Der Elitekrieger funkelte den schlotternden Grunt mit seinen dunklen Augen böse an. Er griff nach seinem Plasmagewehr und richtete es auf Jagaw. „Das wäre sehr unklug von dir.“

Mobuto kroch auf einen der Stege, die durch die Halle führten. Sein Plan konnte nur dann funktionieren, wenn er zu richtigen Zeit am richtigen Ort wäre. Er war nun auf dem Steg der über den Graben führte.
Ein Elite und zwei Grunts. Wenn er es richtig anstellt, könnte er die ganze Gruppe erledigen.
Bin fast da ... nur noch ein kleines Stück.

Es wurde ruhig. Jegliche Geräusche verstummten. Kein Grunt schrie mehr, weil keiner mehr da war der dazu fähig wäre. Es fiel kein Schuss, weil kein Gegner mehr in der Nähe war, auf den man hätte schießen können. Es war still. So still, dass es beinahe unheimlich war.
Der Elite blickte zu den toten Grunts, die von den Menschen kaltblütig getötet worden waren. „Es ist ziemlich gut versteckt“, flüsterte er. „Ich geh mal nachschauen.“ Er entfernte sich von dem Graben. Mit erhobener Waffe sondierte er die Umgebung. Bereit auf alles zu schießen was sich auch nur im Entferntesten bewegte.
Jagaw sah wie etwas von der oberen Ebene durch die Halle segelte. Ein blaues Etwas mit einem langen Schweif. War es ein Komet? Oder... eine Plasmagranate!
Die Granate flog gegen den Rücken des Eliten und blieb haften. Noch bevor der Elite etwas tun konnte, explodierte die Granate in einem blauen Blitz und schleuderte den Eliten quer durch die Halle.
Jagaw fand diese Situation schon beinahe ironisch. „Benutzen Kopf, sonst Kopf ab ... aber wenn sein Kopf ab, bin ich allein – ganz allein.“ Jetzt fing der kleine Grunt an zu zittern, wie noch nie zuvor. Er und Babak waren die einzigen Überlebenden. Sie waren den Menschen schutzlos ausgeliefert.
„Hey sieh mal.“ Corso stieß O’Neil an und sie blickte verwundert in seine Richtung. „Da vorn sind nur noch zwei Grunts. Komm die holen wir uns!“
Und schon im nächsten Augenblick rannte Corso auf die Grunts zu – bereit zu feuern.
Die zwei Grunts schreien auf, ließen ihre Waffen fallen und wollten wegrennen. Jagaw stolperte über deine eigenen Füße und fiel zusammen mit Babak zu Boden.
Corso lachte triumphierend auf und stellte sich direkt vor die Grunts, die versuchten weg zu kriechen. „Das ist für Prancer und all die anderen.“ Er legte an.
„Warte!“
Corso drehte sich verwundert um. Es war Mobuto. Warum sollte er zwei jämmerliche Grunts in Schutz nehmen? Corso wollte protestieren, doch noch bevor er etwas sagen konnte erklärte Mobuto, als ob er seine Gedanken gelesen hätte: „Die lassen wir am leben, die könnten sich als nützlich erweisen.“

Jagaw verstand die Welt nicht mehr. Er hatte mit dem Leben abgeschlossen. Wartete darauf dass der Mensch abdrückte. Doch dieser tat es nicht, stattdessen drehte er sich um und sammelte die herumliegenden Waffen ein.
Jagaw überkam ein Gefühl des Glücks. Aus irgendeinem Grund wurde er und Babak verschont.


Kapitel 6
0630 Stunden, 20. September 2552
(militärischer Kalender)
ehemalige Allianz-Basis
Die Stunden zogen dahin. Die Sonne stand nun hell leuchtend am Himmel und bedeckte das Schlachtfeld mit einem trügenden Lichtschein. Inzwischen hatte der Pelican die ehemalige Allianz-Basis gefunden. Die beiden Grunt-Kriegsgefangenen mussten die Gräber für die drei toten Marines schaufeln. Und nicht nur für die Marines, auch für die Allianz-Soldaten – so waren die beiden einige Stunden beschäftigt.
Corso kam nur schwer über Prancers Tod hinweg. Trotz alledem versuchte O’Neil ihn zu trösten, aber sie hatte es auch nicht leichter, da sie selbst zwei ihrer Kameraden verloren hatte.
„Alles in Ordnung?“, fragte O’Neil.
„Wie man’s nimmt“, antwortete Corso. „Ich brauch nur ein wenig Zeit. Und wie steht’s mit dir?“
„Na ja. Ich ...“
„Corso, kann ich dich mal sprechen?“
Corso drehte sich um und sah Sergeant Mobuto, wie er ihn an der Wand gelehnt ansah. „Klar“, er drehte sich zu O’Neil um. „Ich bin gleich wieder da.“ Corso folgte Mobuto in Richtung Pelican.
„Was gibt’s Sarge?“, fragte er schließlich.
„Wir können nicht hier bleiben, wir müssen weiter – am besten sofort.“ Corso öffnete den Mund um zu protestieren aber Mobuto fiel ihm gleich wieder ins Wort. „Keine Widerrede Marine. Wir müssen herausfinden ob es noch mehr Menschen auf diesen Ring geschafft haben! Hammond hatte mir erzählt, dass es jenseits der Wüste eine Mauer gibt. Vielleicht finden wir ja dort ...“g
„Moment mal“, unterbrach ihn Corso. „Wenn Sie mir jetzt sagen wollen, dass wir alle dorthin gehen, bin ich nicht ihrer Meinung. Was wenn wir der Allianz in die Hände laufen?“
„Genau deshalb gehen nur wir beide und O’Neil, der Rest bleibt hier. Der Pelican bringt uns rüber, setzt uns ab und kommt wieder hier her. Ganz einfach.“
„Versuchen wir’s!“

Nur wenige Minuten später starteten die Triebwerke von Charlie 217. Der Pelican erhob sich in Richtung Himmel und verschwand. Corporal Hammond blieb freiwillig zurück um die Basis zu sichern – und um auf die Grunts aufzupassen.

„Ja, sehr gut. Fliegt weg, macht mir die Arbeit leichter – ihr werdet es noch bereuen!“
’Jagamee versteckte sich am Waldrand. Von hier aus hatte er eine gute Sicht auf die Basis. Nur ein Mensch bewachte die Tür. „Sehr gut.“
’Jagamee aktivierte seine aktive Tarnung und schon war er für alle unsichtbar. Langsam und geduckt schlich er sich in Richtung Eingang. Noch fünfzehn Einheiten, dann zehn. Der Mensch bemerkte ihn nicht. Er könnte ihn jetzt problemlos töten. Aber nein, wenn die anderen Menschen zurückkommen und ihn hier tot auffinden würden sie entweder ’Jagamee suchen oder ganz verschwinden. Beides war schlecht. Also musste dieser Mensch hier am Leben bleiben. Vorerst.
Die Tür öffnete sich und ’Jagamee schlich hinein – in den dunklen Gang. Jetzt fühlte er sich schon wie ein Ossonna, jemand der die feindliche Basis infiltriert, ohne dass jemand etwas bemerkt.

War da etwas? Hammond drehte sich um und sah die offene Tür. Vielleicht bin ich nur zu nah an die Tür gekommen und sie ist aufgegangen. Hammond ging ein paar Meter von der Tür weg. Und sie schloss sich wieder. „Na also kein Problem!“
Er wandte sich von der Tür ab und behielt weiterhin den Waldrand sowie die Grunts im Auge.

Der Pelican flog schon fast senkrecht nach oben. Die Mauer schien endlos zu sein. Sie war mindestens über 500 Meter hoch. Was eine solche Mauer mitten in der Landschaft verloren hatte? Sie schien irgendetwas auszugrenzen. Oder sie hielt etwas gefangen.
„Na endlich. Ich dachte schon das scheiß Ding hört nie auf.“ Hale steuerte den Pelican auf die Spitze der Mauer zu, die aus den Wolken ragte. Doch je näher er der Spitze auch kam, desto weiter schien sie sich zu entfernen. Als er sie dann schließlich erreicht hatte packte ihn die Verzweiflung.
Die Mauer schien nicht nur ewig hoch zu sein, sondern auch sehr breit. Mehrere hundert Meter galt es zu überqueren.
Aber das war noch nicht alles.
Als die Mauer aufhörte öffnete sich eine tiefe Schlucht – die etwa einen Durchmesser von 400 Metern maß.
„Oh man.“ Hale nahm seinen Pilotenhelm ab und rieb sich die Augen. „Das kann doch nicht wahr sein, wenn das so weiter geht dreh ich wieder um.“
Der Pelican war jetzt direkt über der Schlucht. Und danach erhob sich eine weitere Mauer – noch gigantischer als die vorige.
Als Hale nun auch die zweite Mauer passiert hatte, blickte er und Connor auf eine Wüste am Fuß der Mauer hinab. „Hey sieh dir das mal an“, sagte Hale und deutete auf das Gebäude in der Mitte der Wüste. „Und ich dachte die Mauer wäre groß. Also wenn du mich fragst, soll hier irgendetwas eingeschlossen bleiben. Wofür sonst die Mauern?“
Connor beobachtete das Radar auf feindliche Aktivitäten. „Na ja, von de Allianz kann das aber nicht sein, sonst hätten die sicherlich Geschütze an der Mauer errichtet oder ...“ Ein roter Punkt war auf dem Radar zu sehen, er bewegte sich kurz und löste sich sogleich wieder auf. „... Was war das?“
„Was war was?“, wollte Hale wissen.
„Ach nichts, ich glaub ich hab’s mir nur eingebildet. Aber ich dachte, da wär was auf dem Radar.“
„Ja, deine Fantasie“, setzte Hale grinsend nach.
Der Pelican ging tiefer und landete mitten in der Wüste. Die Marines sprangen mit erhobenen Waffen raus. „Also du kennst Hammonds Plan Marvin?“, fragte Sam Connor, der nach hinten in den Laderaum stieg. „Ihr seht euch nur um – nicht mehr. Wenn etwas schief geht sagt ihr über Funk bescheid und wir holen euch raus. Wenn alles glatt geht treffen wir uns in zwölf Stunden wieder hier.“ Connor gab Mobuto das zweite Funkgerät.
„Erstens: für dich bin ich immer noch Sergeant Mobuto. Und Zweitens: du machst dir wohl Sorgen?“ Mobuto wartete auf Connors Reaktion.
Bevor Connor zurück in das Cockpit stieg, drehte er sich um und fing an zu grinsen. „Einer muss sich ja Sorgen machen.“ Er blickte noch einmal zu den Marines zurück, dann schloss er die Cockpittür.
Das war das letzte Mal, dass er die drei Marines sah.

Der Pelican startete. Sand wurde von den Düsen aufgewirbelt. Wieder sah Connor auf den Radar. Da! Da ist es wieder! Jetzt war es ein Dutzend roter Punkte, die auf dem Radar erschienen. Der Pelican war nun schon über hundert Meter hoch – also konnte der Feind überall sein.
Doch wie aus heiterem Himmel verschwanden die Punkte wieder. Einer nach dem anderen löste sich in Luft auf und verschwand.
Was ist hier nur los?

Mobutos Funkgerät vibrierte. Hat Sam was vergessen? Er nahm das Funkgerät. „Wer stört?“
„Jetzt keine Witze Sergeant. Wir haben ein Problem.“
„Das ging aber schnell, wir haben ja noch nicht einmal angefangen.“
„Wir wissen nicht was es war, aber das Radar zeigte feindliche Aktivität. Doch schon einen Augenblick später war alles weg.“
Mobuto sah sich zweifelnd in der Gegend um. „Soll ich das jetzt verstehen?“
„Sie sollen die Augen offen halten und möglichst kein Risiko eingehen!“
„Mal sehen vielleicht schaff ich’s Notfalls sag ich euch bescheid. Ende.“

„Alles senkrecht Sarge?“, fragte Corso als Mobuto das Gespräch beendete.
Mobuto steckte das Funkgerät weg und sah sich erneut in der Gegend um. „Wenn ich ehrlich bin mach ich mir Sorgen. Feinde, die auf dem Radar einfach verschwinden – das ist nicht gut. Ich schlage vor wir gehen in Richtung des Gebäudes da.“ Er zeigte auf das gigantische Bauwerk, das mutterseelenallein in der Wüste stand. Er blickte noch einmal zurück, doch der Pelican war bereits in den Wolken verschwunden.
Und ohne viel miteinander zu reden gingen Mobuto, Corso und O’Neil in Richtung des Gebäudes.
Die Wüste wurde von etlichen Schluchten und steilen Hügeln durchzogen. Eine wirkliche Ebene gab es nicht. Das Gebäude im Zentrum der Wüste schien unerreichbar zu sein. Je weiter man in der Landschaft voran kam, desto mehr Felsen, Schluchten und Sand stellte sich den Marines in den Weg.
Allmählich wurde es dunkel. Die Marines erreichten einen Komplex, der in der Felswand errichtet worden war. Es war lediglich der Eingang und eine Art Vorgebäude des Komplexes zu sehen. Der Rest verschwand in der etwa fünfzehn Meter hohen Felswand. Das grau schimmernde Metall der Einrichtung stach neben dem bräunlichen Fels förmlich ins Auge. Auf halber Höhe der Schlucht führte eine schmale Sandsteinbrücke, wie ein verlängerter Arm in die gegenüberliegende Felswand – wo ein weiterer Eingang aus dem glänzenden Metall war, das sich in der untergehenden Sonne spiegelte.
„Phuu, stinkt das hier!“ Corso hielt den Gestank kaum aus. Der Geruch glich dem Verwesungsgestank von toten Lebewesen und in der Luft flogen Sporen, die sich zu kleinen Rauchwolken vereinten.
Mobuto sah sich im Komplex um. Neben dem Sandstein bestand der Komplex durch und durch aus Metall. Überall fanden sich geometrische Gravuren in den Wänden. Es war ein kleiner Raum. Ein Weg führte nach oben. Im Raum selber waren mehrere Gebilde aus Metall – deren Zweck der Sarge nur erahnen konnte. Am Ende des Raums war eine Öffnung in der Wand – aus der anscheinend der Gestank kam.
Doch all das bereitete ihn nicht auf das vor was er jetzt sah.
„Was... ist das?“
Eine etwa halbe Meter lange Kugel, die auf etlichen von Tentakeln stand. Sie lag in der Öffnung – ohne von ihm Notiz zu nehmen. Es schien zu schlafen.
Alle drei Marines standen nun in der Mitte des Raums und sahen zu dem Fleischigen Objekt hinüber.
Plötzlich, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, drehte sich das Objekt zu ihnen rüber. Es verharrte noch einen Moment, dann sprang es quer durch den Raum auf Mobuto zu.
„Bleib mir vom Leib!“
Mobuto schoss auf die Kugel und sie zerplatzte mitten in der Luft, wie ein Ballon. Die fleischigen Überreste fielen auf den glänzenden Metallboden.
„Verdammt was war das?“, fragte O’Neil, die nicht wusste was sie davon denken sollte.
„Egal was es war, es war bestimmt kein Freund“, meinte Mobuto, der sich im Raum nach weiteren Kugeln umsah.
Corso verglich den Abstand zwischen der aus der Wand ragenden Öffnung mit den Überresten des Wesens. „Junge kann das Vieh weit springen.“
Stille trat ein, keiner sagte ein Wort. Corso wagte es, trotz des Gestanks, in die Röhre zu blicken. Die grünlichen Rauchschwaden machten es schwer etwas zu erkennen. Selbst die Taschenlampe am Gewehrlauf drang nur mühsam durch den Schleier aus Sporen. Das Rohr ging etwa einen Meter in die Wand hinein und lief dann senkrecht nach oben aus.
„Das scheint so was wie ein Verbindungsrohr zu sein. Aber mehr seh ich nicht. Weder wo es hin führt, noch wie groß es ist“, murmelte Corso, entrüstet darüber nichts zu sehen. Er blickte kurz auf, als seine Stimme aus der Öffnung widerhallte.
Schließlich trat wieder Stille ein.
Doch dann, ehe man sich versah war ein Schlittern zu hören. Erst leise, dann aber wurde es immer lauter. Es kam aus der Öffnung in der Wand.
„Nach oben, schnell!“, schrie Mobuto.
Noch bevor er seinen Satz beenden konnte kamen ein Dutzend weiterer Wesen aus der Öffnung. Corso feuerte sein Schrotgewehr auf die Kugeln ab und sie zerplatzten, noch bevor sie die Öffnung verließen. Doch für jede getötete Kreatur kamen drei weitere aus dem Loch und schlitterten auf die Menschen zu. In ihrer Verzweiflung rannten sie schließlich nach oben, durch einen breiten Gang auf die schmale Sandsteinbrücke.
Von hier oben aus konnten sie den Eingang in etwa zehn Metern Tiefe sehen.
Die Kreaturen schlitterten unermüdlich auf die Menschen zu. Ob auf dem Boden oder auf den Wänden, sie ließen sich nicht aufhalten.
Dann durchdrang ein markerschütternder Schrei die Schlucht. Er schien voller Hass und Schmerzen zu sein – aber er kam weder von einem Menschen, noch von einem Allianzler.
Corso feuerte, lud nach und blickte zum Eingang und sah gerade noch wie mehrere Wesen sich in der Dunkelheit dem Eingang näherten und darin verschwanden.
„Wir kriegen Besuch!“

Der Besuch entpuppte sich als eine Schar von grotesken Humanoiden. Sie hatten eine annähernde Ähnlichkeit mit Elitekriegern. Doch diese hier schienen tot zu sein – und doch lebten sie. Man erkannte Teile der Rüstung. Aus den Armen wuchsen peitschenartige Schwingen. Die Kreaturen hatten dieselbe schmutzig braune Farbe wie die kleinen Kugeln. Überall ragten Tentakel aus dem Körper und der Kopf schien in einem grotesken Winkel nach hinten geklappt zu sein.
Gab es einen Zusammenhang zwischen den Kugeln und diesen Kampfkreaturen? Stammen die Tentakel, die aus dem Körper ragten von diesen kleinen Wesen? Sind sie also Parasiten? Parasiten, die die Eliten töten um sie dann wiederzubeleben, um sie zu kontrollieren? Wenn das so ist dann kann das theoretisch auch mit Menschen gehen...
Auf keinen Fall! Das schwor sich Mobuto.
O’Neil warf eine Plasmagranate in die Menge aus Kampfkreaturen. Was sich als fataler Fehler erwies. Die Granate verfehlte die Kreaturen und heftete sich an einen Parasiten, dieser sprang in hohen Bogen auf die Menschen zu. Mitten in der Luft ging die Granate hoch und fegte zwei der Kampfkreaturen von der Brücke.
„Keine Plasmagranaten mehr!“, brüllte Mobuto und feuerte aus einen Haufen Parasiten, die zerplatzten und wiederum weitere zerplatzen ließen. „Los da rein!“ rief der Sergeant und verschwand in dem Komplex.
Nach einem schmalen Korridor folgte ein runder Raum. Das Metall war voller geometrischer Gravuren. In der Mitte des Raums leuchtete ein Hologramm des Ringes, dessen Licht die Gravuren in den Wänden aufleuchten ließ. Am Ende des Raums stand ein Metallgestell am Boden und in der Wand daneben war so etwas wie eine holografische Schalttafel eingelassen.
„Eine Sackgasse!“, keuchte Corso. Er lief quer durch den Raum auf das Metallgestell zu, um irgendwie Deckung zu suchen.
„Vorsicht!“, rief O’Neil, als auch schon eine Kampfkreatur den Raum erreichte. Sie stieß sich mit unmenschlicher Kraft vom Boden ab, um sich quer durch den Raum auf Corso zu stürzen. Dieser wich zurück und kam mit der Hand auf die holografische Schalttafel.
Dann überschlugen sich die Ereignisse:
Die Schalttafel fing zu leuchten an und das Metallgestell teilte sich in zwei Hälften. Die eine breitete sich auf dem Boden aus und die andere schwebte in zwei Meter Höhe. Dann begann sie zu rotieren und ein grün-schimmerndes zylindrisches Energiefeld zu erzeugen.
Corso, der direkt davor stand wurde von der Kampfkreatur angefallen. Noch bevor er schießen konnte schlug die Kreatur mit ihren peitschenartigen auf den Marine ein. Dieser wurde durch die Wucht des Schlages in das Energiefeld gestoßen und verschwand auf mysteriöse Art und Weise.
Die Kampfkreatur sprang ebenfalls in das Energiefeld, doch anders als bei Corso verschwand die Kreatur nicht. Sie fing an sich unter Qualen zu winden und ihr entstellter Körper fing zu glühen an. Schließlich stolperte die Kreatur über das Metallgestell am Boden und stürzte aus dem Energiefeld. Ihre verkohlte Leiche klatschte rauchend auf dem Boden auf.
Der schmale Korridor war nun voller Kampfkreaturen und Parasiten, die sich darum bemühten in den Raum zu kommen. Eine Splittergranate von Mobuto dezimierte den größten Teil.
„Verdammt was war das? Wo ist Corso?“ O’Neil hatte gesehen wie Corso verschwunden ist und die Kreatur stattdessen verbrannt wurde. Doch noch bevor sie eine Antwort hätte bekommen können. Kam etwas aus dem Energiefeld heraus.
Dieses Etwas war eine Maschine – der noch drei weitere folgten.
Es hatte eine verkantete zylindrische Statur. Drei flügelartige Riemen wurden hochgeklappt und vergrößerten so die Maschine. Die drei „Flügel“ waren am „Rücken“ und an den Seiten angebracht. Dank dieser drei Riemen hielt es sich anscheinend in der Luft.
Die vorderste Maschine blickte Mobuto direkt ins Gesicht, dieser konnte sich kaum bewegen – so etwas hatte er noch nie gesehen.
Wie auf Knopfdruck ließ das Wesen von ihm ab und richtete sich, zusammen mit seinen Gefährten, auf die Kampfkreaturen und Parasiten im Gang. Dann leuchtete ein Gerät an der Unterseite der Maschine rot auf und ein rubinroter Energiestrahl ergoss sich daraus. Die Kampfkreaturen wurden regelrecht aufgespießt, noch bevor sie die Maschinen angreifen konnten. Binnen weniger Sekunden lagen im Korridor nur noch rauchende Leichen und die Maschinen ließen erst nach als sich nichts, aber auch gar nichts mehr regte.
Eine der Maschinen löste sich aus der Formation und schwebte in den Gang. Als es sichergestellt hatte, dass niemand diesen Angriff überlebt hatte, machte es kehrt und flog wieder in das Energiefeld. Kurz danach wendeten auch die anderen Maschinen und verschwanden im Teleporter.
„Was meinst du, sollen wir ihnen folgen?“ O’Neil blickte fragend zu Mobuto.
„Was?“, sagte dieser. „Bist du verrückt? Hast du gesehen was mit dieser Kreatur passiert ist?“
O’Neil stemmte die Fäuste in die Hüften. „Aber Corso ist das nicht passiert und diese Dinger sind auch wieder heil rausgekommen. Warum sollte das dann bei uns nicht auch gehen?“
Mobuto blickte zu ihr und dann wieder auf das Energiefeld. „Ich bin mir nicht sicher.“
O’Neil stellte sich direkt vor den Teleporter. Sie hielt das Gewehr fester, damit sie nicht zu sehr zitterte. Dann atmete sie tief durch, schritt in den Energiestrahl und verschwand.
Oh man! Das wird mir noch Leid tun, dachte sich der Sergeant und folgte O’Neil. Als er in das Energiefeld trat, umgab ihn ein grünes Licht. Es fühlte sich warm an. Als nächstes fühlte er wie sich sein Körper auseinander setzte und er verschwand.


Kapitel 7
1215 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
Pelican im Dschungel
Es regnete. Schon wieder. Sobald der Pelican den Dschungel erreicht hatte, wurde er von einer gigantischen Schlechtwetterfront begrüßt. Man konnte kaum die Hand vor Augen sehen.
Inzwischen hatte der Pelican die Basis erreicht. Doch er wäre wegen des Regens fast dagegen geprallt – hätten die Sensoren nicht Alarm geschlagen.
„Sam, sieh zu das du das Funkgerät des Pelicans wieder flott kriegst. Diese Handfunkgeräte, die ich und Mobuto benutzen, haben nur eine geringe Reichweite, also kommen wir damit nicht weit.“ Hale steckte sein Funkgerät ein und wandte sich zum gehen.
„Ich kann’s versuchen“, meldete sich Connor. „Aber selbst wenn ich das wieder hin kriege, bin ich mir nicht sicher ob wir bei dem Wetter ein Signal bekommen.“
„Versuchs einfach“, rief Hale, um den donnernden Sturm zu übertönen und verließ den Pelican.
„Oh man“, sagte Connor mehr zu sich selbst, als er die Funkeinrichtung am Armaturenbrett des Vogels begutachtete. „Das ist ’ne Wissenschaft für sich.“

Er hatte den Allianz-Kartenraum erreicht. Es war ein nahezu winziger Raum, für einen Elitekrieger. Eine Holoprojektionstafel füllte diesen kleinen Nebenraum aus. Sie zeigte eine Projektion des Ringes – jedenfalls von diesem Quadranten.
’Jagamee sah sich nach Möglichkeiten der Verstärkung um. „Wenn ich die Wahrheit und Versöhnung kontaktiere, kommt die erhoffte Verstärkung vielleicht zu spät“, dachte er. „Wer weis für wie lange sich diese Menschen hier einnisten wollen.“ Ringaufwärts endete der Dschungel und eine Wüste breitete dort ihre sandigen Arme aus. Das holografische Bild zeigte gerade noch die Anfänge einer Mauer. „Die Quarantänezone. Aus dieser Floodverseuchten Gegend wird wohl kaum Hilfe zu erwarten sein.“
Ringabwärts hörte dieser Kontinent auf und es erstreckte sich ein Ozean über mehrere tausend Einheiten. Hier war nichts. Bis auf...
’Jagamee verengte die Pupillen zu Schlitzen. Ein kleines Etwas war auf dem Ozean zu sehen. Er betätigte einige Symbole an der Schalttafel und zoomte das gewünschte Gebiet heran. Der Elite traute seinen Augen nicht. „Wieso ist mir das nicht früher eingefallen?“, dachte er sich verblüfft. „Der Schweigende Kartograph.“

Siebter Zyklus, 25 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
Landungsboot
Deprimiert saß Zuka ’Zamamee in einem der drei Landungsboote, die die Insel des Schweigenden Kartographen verließen. Er hatte versagt. Der Mensch mit der Spezialrüstung hatte den Kartographen wieder verlassen – und er lebte noch.
(Anmerkung des Autors: Zuka ’Zamamee hatte den Auftrag den Master-Chief zu töten. Er stellte ihm bei dem Schweigenden Kartographen eine Falle. Doch sie schlug fehl und der Spartaner überlebte.)
Eigentlich sollte er den Menschen getötet haben und ruhmreich zur Wahrheit und Versöhnung zurückkehren. Aber nun würde er sich den Zorn des Propheten unterziehen müssen.
Er musste sich etwas einfallen lassen, etwas das den bevorstehenden Zorn des heiligen Propheten mildern würde und ihm eine weitere Chance geben würde. Aber was? Er musste...
„Exzellenz!“, rief der Pilot und riss ’Zamamee damit aus den Gedanken. „Wir haben eine eingehende Nachricht!“
’Zamamee blickte gelangweilt in Richtung Cockpit. „Was geht mich das an?“, fragte er gereizt.
Der Pilot blickte nun direkt zu dem Eliten. „Die Nachricht ist an Sie gerichtet.“
Zuka ’Zamamee blickte auf. Das kann nur der Prophet oder ’Rolamee vom Rat der Meister sein, dachte er entsetzt. Sicher wollen sie den Bericht über den Menschen aus erster Hand hören.
Der Grunt Yayap sah wie sein Meister in Richtung Cockpit verschwand. Doch anders als sonst hatte er nicht diesen eleganten autoritären Gang drauf. Er fragte sich was wohl passiert sein könnte, als ’Zamamee im Heck verschwand. Aber es war ihm auch egal. Sicher würde er bald wieder einen verrückten Plan zu hören bekommen, wie ’Zamamee diesen Menschen töten will – und er würde da unweigerlich mit rein gezogen werden. Aber erst später. Yayap blickte noch einmal zum Cockpit, dann rollte er sich ein und fiel in einen tiefen Schlaf.
Im Cockpit nahm ’Zamamee mit zittriger Hand dem Piloten das Funkgerät ab. „Hier spricht Zuka ’Zamamee ...“

Nach mehreren erfolglosen Versuchen hatte ’Jagamee endlich ein Allianz-Landungsboot in der Nähe des Kartographen erreicht und verlangte sofort mit dem Oberbefehlshaber zu sprechen.
„Hier spricht Zuka ’Zamamee.“
„Endlich“, sagte ’Jagamee erleichtert. „Hier ist der Elitekrieger Soga ’Jagamee. Wir brauchen hier dringend Verstärkung. Die Basis in der ich mich befinde wurde von Menschen eingenommen. Sie sind immer noch mit einem ihrer Landungsboote hier. So wie es aussieht bin ich der einzigste Überlebende.“
„Wie ist Ihre Position?“, fragte ’Zamamee ohne Umschweife.
„Die Basis befindet sich in einem dichten Dschungel, südlich der Quarantänezone. Halten Sie nach einem großen Turm Ausschau.“
Es rauschte, dann meldete sich wieder ’Zamamee. „Geht das auch etwas genauer? Der Dschungel ist viel zu groß, als das wir die Zeit hätten nach Ihnen zu suchen!“, sagte er barsch.
’Jagamee suchte das Holobild nach brauchbaren Daten ab, fand aber nichts. „Die genaue Position kann ich Ihnen nur schlecht erklären, Exzellenz“, log er, da er nicht als Dummkopf dastehen wollte. „Versuchen Sie einfach das Signal zurückzuverfolgen.“

„Haben wir seine Position?“, fragte ’Zamamee den Piloten.
Der Pilot drückte einige Symbole und eine Minikarte erschien. Sie zeigte den Standort der Basis aus der das Signal kam.
„Ja, Exzellenz“, antwortete dieser. „Der Weg führt durch einen Sturm, der sich über den Ozean und den Dschungel erstreckt.“
’Zamamee blickte auf die Karte. „Das soll uns nicht weiter stören“, sagte er entschlossen. „Wenden Sie das Schiff und befehlen Sie den anderen, uns zu folgen!“
’Zamamee nahm wieder das Funkgerät in die Hand. „In Ordnung ’Jagamee wir werden zu euch durchstoßen!“ Er beendete die Übertragung.
Endlich hatte ’Zamamee wieder Mut als er in den Truppenbereich des Schiffen zurück stieg. Er hatte eine Chance seinen Fehler wieder gut zu machen. Wenn sein Plan, den er eben ausheckte, funktionierte dann würde er nicht nur den Menschen mit der Spezialrüstung töten. Nein, er würde auch die Menschen besiegen die es wagten den Tafelberg einzunehmen.
(Anmerkung des Autors: Die Menschen hatten eine Allianz-Basis eingenommen und nannten sie „Alpha-Basis“, sie war auf einen Tafelberg errichtet.)
Nicht mehr lange und die Falle würde perfekt sein...

1245 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
auf der anderen Seite des Ringes
Mobuto trat aus dem Energiefeld. Er verstand das was eben passiert war ebenso wenig wie das was er nun zu sehen bekam:
Er stand vor einem Komplex in einem Dschungel. Doch dies war nicht der Dschungel, in dem er anfangs war. Dieser hier war irgendwie ... anders. Es gab andere Pflanzen, die ganze Umgebung war nicht dieselbe.
Der Teleporterausgang befand sich in einem kreisrunden Vorraum, dessen Ausgang hinaus auf eine Lichtung in den Regenwald führte.
Doch dies war nicht das was ihn verwunderte.
Das was er so verwundert anstarrte war eine schwebende Kugel aus Metall. Sie leuchtete in ihrem Zentrum blau auf. Diese Kugel schwebte direkt vor O’Neil und Corso. In der näheren Umgebung schwebten auch die Maschinen, die ihnen kurz vorher den Hals gerettet hatten.
„Ah Sarge, da sind Sie ja!“ sagte Corso als er Mobuto erblickte. Nun drehte sich auch die Kugel zu ihm um.
„Oh, noch ein Reclaimer!“, sagte sie.
„Reclaimer?“, fragte Mobuto verwirrt.
„So nennt er uns“, sagte Corso. „Der Illuminat hier hat euch die Wächter zu Hilfe geschickt, als ich aus dem Teleporter kam.“ Er zeigte auf die Maschinen, die in der Umgebung ihre Bahnen zogen.
„Ich bin 343 Guilty Spark“, begann die Kugel. „Ich bin der Illuminat der Einrichtung Null-Vier.“
„Null-Vier?“ Mobuto blickte fragend zu Corso.
„Er meint diesen Ring“, antwortete dieser. „Er hat gesagt, dass diese Einrichtung eine Waffe ist, die die Flood einerseits studieren andererseits aber eindämmen soll.“
„Flood?“, fragte wieder Mobuto.
„Die Viecher, die uns vorhin angegriffen haben“, sagte Corso.
Mobuto wandte sich an den Illuminat: „Ist das nicht sinnlos diese Kreaturen erst zu erforschen und sie dann auszurotten? Wozu braucht ihr dann noch dieses Wissen?
„Das hängt mit der Aufgabe dieser Einrichtung zusammen“, antwortete Guilty Spark, der nun wieder das Wort ergriff. „Ich benötige Eure Hilfe. Diese Einrichtung muss aktiviert werden, damit wir den Ausbruch kontrollieren, Sie müssen ...“
Der Illuminat hielt inne. Er leuchtete kurz auf, dann sagte er: „Bitte entschuldigen Sie mich, der Bruch einer Plasmaleitung benötigt dringend meine Aufmerksamkeit.“
Er schwebte in Richtung Komplex, dort war eine Öffnung in der Wand. Kurz davor drehte er sich noch einmal zu den Marines um. „Bitte warten Sie hier“, sagte er und verschwand mitsamt den Wächtern im Komplex.
Ratlos blickte ihm Mobuto hinterher. „Was zum Henker war denn das für’n Vortrag?“
„Er ist ein wenig schwierig“, gab Corso zu.
„So ist dieses Orakel nun mal“, bemerkte eine tiefe raue Stimme. „Die Plasmaleitung dürfte ihm lange genug zu tun geben.“
Die Marines hoben ihre Waffen und drehten sich in alle Richtungen.
„Wer hat das gesagt?“, rief der Sergeant.
Plötzlich kamen wie aus dem Nichts, zehn schwarze Elitekrieger mit erhobenen Waffen, zum Vorschein.
Einer der Eliten trat hervor und aktivierte ein Plasmaschwert. Im Licht der Waffe leuchtete seine tiefschwarze Rüstung nahezu unheimlich auf.
„Das war ich!“, antwortete er auf Mobutos Frage.
 
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Es fehlt ein Stück, weil du die maximale Zeichenlänge überschritten hast. Musst zwei Posts draus machen. :silly:

Die zwei Splittergranaten explodierten. Der Ghost explodierte in einem blauen Blitz und riss zwei Eliten mit in den Tod. Die Explosionen veranlassten das die Plasmagranaten der Eliten mit detonieren ließ und den schwer beschädigten Wraith in die Luft sprengte. Die anderen zwei Eliten wurden in die Luft geschleudert und stürzten tot in den Schlamm. Die Explosionen nahmen zu und eine gigantische Rauchwolke stieg an der Allianz-Basis em
 
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Ich habe mich dazu entschlossen die Spoiler-Tags zu verwenden - dann muss man nicht so viel scrollen :lol:


Kapitel 8
1320 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
Position unbekannt
Wer weis wie lange der Marsch durch den Dschungel schon dauerte. Corso kam es wie eine Ewigkeit vor. Er hatte den ganzen Tag keine richtige Pause gehabt. Seit er die Quarantänezone betreten hatte war er durchweg marschiert. Die Temperaturunterschiede zwischen Dschungel und Wüste wichen auch nicht sehr voneinander ab. Natürlich war es in einer Wüste immer wärmer als irgendwo sonst. Aber das machte keinen Unterschied. Die üppige Pflanzenwelt, mit ihren unzähligen Pflanzenarten bot keinerlei Schutz vor der sengenden Hitze. Selbst die gigantischen Baumriesen, deren Stämme und Blätterdach weit in den Himmel ragten, halfen hierbei nicht. Es war buchstäblich so heiß wie in einer Sauna.
Corsos Füße schmerzten. Wie weit ist es noch? Lange würde er nicht mehr durchhalten – jedenfalls nicht in diesem Tempo. Die Eliten waren viel zu schnell. Er brauchte eine Pause.
Rechts von ihm, zwischen den Eliten war der Sergeant. Weiter hinten war O’Neil. Corso fragte sich wie sie es nur mit der Verletzung an ihrem Bein aushalten konnte, die sie sich bei dem Kampf um die Allianz-Basis zugezogen hatte. Er war noch nie so einer Privat begegnet. In so gut wie jeder Situation blieb sie ruhig und konzentriert. Sie faszinierte ihn.
Sie ist ... ach das hilft dir jetzt auch nicht weiter Dean! Sieh zu wie du aus dieser Scheiße wieder raus kommst!, dachte Corso. Er sah sich in der Gegend um: sie waren umringt von einem tropischen Regenwald. Eine wirkliche Fluchtmöglichkeit gab es nicht. Die vielen Sträucher und Schlingpflanzen würden ihn nur aufhalten – was bedeutete dass er entweder bei einem sinnlosen Fluchtversuch oder irgendwann später sterben würde. Grandiose Aussichten. Corso wusste nicht was er tun sollte. Kaum waren sie von den Eliten gefangen genommen worden, wurden sie auch schon in diesen Dschungel auf diesen Trampelpfad gebracht – ganz zu schweigen von der Tatsache, das sie überhaupt gefangen genommen worden.
Corso erkannte an manchen Bäumen Brandspuren und am Boden lagen teilweise verkohlte Pflanzen. Hatte sich die Allianz etwa mit ihren Plasmawaffen einen Weg durch das Dickicht gebrannt? Oder hatten sie etwa diese Plasmaschwerter dafür verwendet?
Wo führt dieser Weg überhaupt hin? Und was hat die Allianz mit uns vor, wenn sie uns schon am Leben lassen? Corso wusste einfach nicht mehr was er denken sollte. Sein Weltbild geriet völlig aus den Fugen. Allianzler machen keine Gefangenen. Schon gar nicht Eliten. Vielleicht wusste Mobuto mehr.
„Hey Sarge“, flüsterte Corso zu Mobuto rüber. „Hast du ’ne Ahnung was hier abgeht?“
Sergeant Mobuto blickte ihn fragend an und wollte gerade etwas erwidern, als sich ein Elite von hinten meldete. „Ruhe!“, befahl er mit gebieterischer Stimme.
„Ruhe?“, wiederholte Corso und blickte zu den Eliten. „Ist das alles was ihr sagen könnt?“
Der schwarze Elite befahl dem Trupp anzuhalten. Er nahm den Griff seines Energieschwertes und schlug Corso damit ins Gesicht. Dieser taumelte zurück und kippte fast um. Blut rann aus seiner Nase und mitten im Gesicht war der blutunterlaufene Abdruck des Griffes zu sehen.
Der Elite steckte den Griff weg und sah den Marine wütend an. „Du sprichst nur wenn du gefragt wirst!“, sagte er barsch.
Der Trupp setzte sich wieder in Bewegung. Ein anderer Elite stieß Corso wieder in die Formation zurück.
Neben seinen schmerzenden Beinen würde er sich nun auch noch mit der Gesichtswunde abplagen müssen. Corso wusste nicht, was er noch alles aushalten musste.
Ein Elite verließ die Formation und wandte sich an den Anführer der SpecOps-Einheit. „Exzellenz, warum lassen wir diese Menschen am leben?“, er nickte in Richtung Menschen um seiner Frage Ausdruck zu verleihen. „Es ist nicht richtig“, fuhr er fort. „Diese Bestien gehören ausgerottet!“
Der Anführer dachte kurz darüber nach was sein Untergebener gesagt hatte. Dann erwiderte er: „Hast du überhaupt eine Ahnung wie diese Menschen hierher gekommen sind? Und damit meine ich nicht Halo.“
Der Untergebene sah die Menschen an. Schüttelte dann den Kopf und antwortete mit einer ehrfürchtigen Stimme. „Diese Unwürdigen haben es geschafft die heiligen Türen der Blutsväter zu durchschreiten.“
„Genau. Und weist du auch wie sie es geschafft haben?“ Der Anführer wartete erst gar nicht auf eine Antwort, sondern fuhr einfach fort. „Natürlich weist du es nicht. Ebenso wenig wie ich es weis. Und genau deshalb brauchen wir diese Menschen lebend. Wenn sie uns verraten wie man die Türen benutzt wäre dies ein großer Vorteil der Allianz.
Du weist doch noch was mit ’Soularmee passierte?“
Der Anführer blickte seinen Untergebenen in die Augen. Dieser erinnerte sich an den Eliten ’Soularmee. Er hatte versucht die heilige Tür zu durchschreiten. Doch nur einen Fuß hinein zu setzten reichte aus, um ihn vorzeitig auf die Große Reise zu schicken.
Es war ein grauenvoller Anblick.
„Ja, Exzellenz“, antwortete der Untergebene.
Nun ergriff wieder der Anführer das Wort. „Sobald wir das Geheimnis der Türen gelüftet haben, können wir uns diesem Menschenabschaum entledigen.“
„Verzeiht, Exzellenz“, sagte der Untergebene. „Es stand mir nicht zu Euch wegen der Menschen zu kritisieren.“ Der Untergebene gab ein respektvolles Nicken von sich und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, zurück in die Formation.
Dieser Elite war ehrgeizig – der Anführer schätzte das. Und noch mehr schätzte er die Tatsache, dass alle seine SpecOps-Eliten ihm blind vertrauten. Egal was für Entscheidungen er auch fällte. Letztendlich würde seine Spezialeinheit immer hinter ihm stehen. Eigentlich auch die Grunts seiner Einheit, aber die wurden von den Wächtern getötet, als sie eine Plasmaleitung sabotierten.
Doch diese Vorteile beinhalten auch Nachteile, und zwar in Form eines Zeloten – unter dessen Fuchtel der Anführer stand. Dieser Zelot schätzte zwar das Können der SpecOps, aber in Wahrheit traute er ihnen nicht, da solche Spezialeinheiten oft ihre Befehle von dem Propheten persönlich bekamen – was bedeutete das der Zelot des Öfteren nicht das Kommando hatte. Was wiederum bedeutete, dass er befürchtete es vollends zu verlieren.
Im Grunde war so etwas eine Schande. Aber ein Zelot war nun mal der Feldmeister in der Schlacht, ein brillanter Kämpfer und Taktiker. Und gegen solche hatte ein niederrangiger Elite nun mal keine Chance.
Der Anführer verbannte die Überlegung aus seinen Kopf. Er hatte keine Zeit sich über solche Förmlichkeiten Gedanken zu machen.
„Schneller! Dies ist schließlich kein Spaziergang“, spornte er seine Eliten an.

Corso hatte kein einziges Wort verstanden, was die Eliten gesagt hatten. Wenn die Allianzler nicht gerade die Sprache der Menschen benutzen, dann hörte man nur eine Ansammlung von Lauten, die keinen Sinn zu ergeben schienen.
Es war unheimlich.
Und nun schrie der Elite wieder etwas Unverständliches, und schon wurde er noch schneller durch das Dickicht gehetzt.

Die Stunden schienen unendlich lang zu sein. Der Regenwald war alles andere als leicht zu passieren. Obwohl der Trampelpfad erst wenige Tage alt zu sein schien, war er schon fast wieder zugewachsen. Es schien unmöglich im schnellen Tempo vorwärts zu kommen ohne über eine der vielen Schlingpflanzen und Wurzeln zu stolpern, die den Pfad wieder für sich beanspruchten. Doch nun erreichte der Trupp das Ende des Waldes.
So schien es jedenfalls.
Tatsächlich aber erreichten sie nur eine Schlucht von gigantischem Ausmaß, die sich durch den Regenwald zog.
Die Felswand war überwuchert von Schlingpflanzen und Lianen, die sich einen Weg zum Grund der Schlucht bahnten. Denn am Boden der Schlucht in etwa einhundert Metern Tiefe war ein weiterer Dschungel, durch den sich ein Fluss schlängelte.
Nun erreichte die ungleiche Karawane eine kleine Brücke – so sah es jedenfalls auf den ersten Blick aus. Doch je näher man ihr kam, desto größer schien sie zu werden.
Letztendlich hatte sie eine Länge von stolzen fünfhundert Metern und war ganze einhundert Meter breit. Es war aber nicht nur eine einfache Brücke. Es war viel mehr als das. Es war ein graziöses Kunstwerk. Die Brücke war nicht einfach ein Strich in der Landschaft, sie bestand aus glänzendem Metall das wiederum geometrisch geformt war. In der Mitte der Brücke war eine Art umrandetes „Loch“, das zirka 50x100 Meter maß. Es gab vier Wege, die auf die untere Etage führten. Diese Etage war etwas größer als das Loch über ihr. Die Brücke war (wie die meisten anderen Komplexe auch) voller Gebilde aus demselben Metall. Komplexe, aufwendige Gravuren zogen sich wie ein Teppich über die gesamte Brücke. An der Unterseite der Brücke ragten jeweils vier blaue Energiestrahlen in die Felswand, von der jede etwa einen Meter Durchmesser hatte.
Diese Brücke bot einen bezaubernden Anblick in den unendlichen Weiten des Regenwaldes.
So wie es aussah war sie die einzigste Möglichkeit über die Schlucht zu kommen. Um auf eine andere Seite zu kommen, die sich nicht sonderlich von der vorhergehenden unterschied.
Soweit man auch blickte, war nur Dschungel zu sehen – voller tropischer Pflanzen dessen Name niemand kannte.
Und dann bewahrheitete sich der Alptraum der Marines: die Brücke (die selbst schon ein Komplex für sich zu sein schien) war unter der Kontrolle der Allianz. Und nicht nur von ein paar Eliten und Grunts. Nein, zwei Wraith und mehrere Ghosts patrouillierten zwischen den zahlreichen Gebilden und geometrischen Formen auf der Brücke. Zusätzlich waren noch mehrere Shades auf der Brücke stationiert.
Die untere Etage diente als Waffenlager. An jeder Säule, Pfeiler oder sonst einen Gebilde waren Plasmawaffen, Frachtmodule voll mit Munition, tragbare Geschütze und alles andere was die Allianz an Waffensystemen zur Verfügung hatte.
Allianz-Soldaten waren zu sehen, soweit das Auge reicht (wobei die meisten Grunts waren). Über und unter der Brücke zogen mehrere Banshees ihre Bahnen. Wobei sie aufpassen mussten nicht an die Energiestrahlen zu gelangen, die die Brücke zusätzlich an den Felswänden verankerte.
Es war unschwer zu erkennen, dass diese Brücke für die Allianz sehr wichtig ist. Da sie wohl sonst nicht mit einer solchen Armee ausgestattet worden wäre. Möglicherweise war sie deshalb so wichtig weil sie den einzigen Weg über die Schlucht bildete. Oder sie führte irgendwo hin, wo keiner ohne ausführlicher Erlaubnis hin durfte.
Eine solche Brücke zeigte die wahre Baukunst derer, die diesen Ring errichteten.
Es war eine uneinnehmbare Festung der Allianz. Und man sollte nicht versuchen zu schätzen wie viele es davon auf Halo gab.

„Was hat das hier zu bedeuten?“
Der Feldmeister ’Quasamee war empört über die Tatsache, dass seine viel versprechende SpecOps-Einheit Menschen als Gefangene herschleppt. Auch wenn er sie noch nie sehr gemocht hatte, war er enttäuscht darüber wie tief doch solch begabte Eliten sinken konnten.
„Ehrenwerter Zelot“, begann der Anführer der SpecOps zu sprechen. „Vielleicht denkt Ihr anders über diese Menschen, wenn Ihr erfahrt, wie sie uns von Nutzen sein könnten.“
„Von Nutzen?“, der Zelot klang noch empörter als vorher. „Drei Menschen, die den Eliten physisch wie auch psychisch weit unterlegen sind, sollen nun auch noch von Nutzen für uns sein? Verstehe ich das richtig?
Ihr vergesst wohl gegen wen wir hier eigentlich kämpfen.“
’Quasamee blickte die Marines angewidert an. Doch sein Ekel gegen sie war zu groß. Er sah wieder weg und lief stattdessen auf den Anführer der SpecOps-Eliten zu, bis er direkt vor ihm stand. Der Feldmeister blickte seinem Gegenüber tief in die Augen.
„Hört mir zu ’Notolee. Hört mir genau zu“, sagte der Zelot schließlich. „Ich weis, dass der hohe Prophet große Stücke auf Euch hält und ich tue es ihm gleich.
Aber Ihr bewegt Euch dennoch auf sehr dünnem Eis. Merkt Euch das gut. Was Ihr da sagt grenzt an Ketzerei!“
„Aber, Exzellenz ...“
„Schweigt!“, brüllte der Zelot, der nun noch wütender war, da seine Drohung bei dem untergebenen Eliten keine Wirkung gezeigt hatte. Und um seinen folgenden Worten Ausdruck zu verleihen, tippte er mit seinem Finger drohend auf ’Notolees Brustpanzer. „Es wäre besser für Eure Laufbahn, wenn Ihr diesen Satz nicht beendet. Oder wollt Ihr etwa dass ich Euch vor den Hohen Rat bringen soll? Aufgrund des Verdachts der Ketzerei? Jetzt werde ich Euch zeigen wie man mit so einem Problem umgeht.
Garde, sofort hier antreten!“
’Quasamees persönliche Leibgarde, bestehend aus fünf Elite-Veteranen, trat vor.
„Auf mein Kommando erschießt ihr diesen jämmerlichen Menschenabschaum!“
Die Eliten hoben gleichzeitig ihre Plasmagewehre und zielten auf die Marines.
’Notolee wusste nicht was er tun sollte. Wenn die Menschen starben, würde er nie erfahren wie man die heiligen Türen benutzt. Das ’Quasamee auch so dickköpfig sein muss, dachte ’Notolee. Aber wer kann es ihm verübeln? Der Zelot hasste nun mal die Menschen, so wie alle Eliten (’Notolee mit eingeschlossen). Es gab nur eine Möglichkeit für den Elitekrieger seine Loyalität zu beweisen. Und dazu mussten – so sarkastisch es auch klingen mag – die Menschen am Leben bleiben.
Es blieb nicht mehr viel Zeit. Der Feldmeister hob bereits die Hand um das Zeichen zum schießen zu geben. Die Eliten legten an. ’Notolee tat nun das was er für richtig hielt.
„Diese Menschen haben unversehrt die heiligen Türen der Blutsväter passiert!“, rief er, in der Hoffnung den Zeloten aufzuhalten.
„Wartet!“, befahl ’Quasamee seiner Leibgarde und senkte die Hand. Nun blickte er mit einem bohrenden Blick auf den Eliten. „Ist das wahr, was ihr da eben gesagt habt?“
„Ja, Exzellenz.“
’Quasamee blickte von ’Notolee zu seiner Garde und dann zu den Marines. Er ging auf Sergeant Mobuto zu, da dieser nach seiner Kleidung zu urteilen, die Befehlsgewalt hatte.
„Ist das wahr, dass ihr ohne Schaden zu nehmen, durch die heiligen Türen gegangen seid?“, fragte er schließlich in der Sprache der Menschen.
Eine lange Pause entstand. Niemand sagte etwas. Und ’Quasamee wartete geduldig auf eine Antwort – auch wenn es ihm zutiefst widerstrebte mit so etwas wie einem Menschen zu reden.
Mobuto blickte zu den Eliten. Bis auf die letzte Frage hatte er kein einziges Wort der Unterhaltung verstanden. Er wusste ja noch nicht einmal was der goldene Elite von ihm wollte. Eine Tür, durch die man unbeschadet hindurch kommt? Vielleicht meint er ja diesen Teleporter, in dem die Kampfkreatur gegrillt wurde.
Da ihm nichts Besseres einfiel, sagte er einfach: „Naja, wenn er das sagt, dann wird es wohl so sein.“
’Quasamee wurde langsam misstrauisch. Das einzigste was er jetzt gehört hatte war eine plumpe Antwort, nicht mehr und nicht weniger. Er fragte sich ob der Mensch das alles nur sagte, weil er hoffte dann am Leben zu bleiben.
„So so“, wiederholte der Zelot, und hoffte die Wahrheit aus dem Marine heraus zu bekommen. „Und wie sagtest du noch mal habt ihr ...“
„Exzellenz!“, unterbrach ihn ein Elite mit blauer Kampfrüstung. Er kam von der Brücke aus auf den Feldmeister zu gerannt. Kurz vor ihm blieb er keuchend stehen – er schien über die gesamte Brücke gerannt zu sein.
Er richtete sich auf und verneigte sich kurz vor dem Feldmeister. „Exzellenz!“, wiederholte er. „Die Parasiten. Sie sind hierher unterwegs! Hunderte. In wenigen Einheiten werden sie da sein.“
’Quasamee blickte hinüber auf die gegenüberliegende Seite der Schlucht. Die Flood darf auf keinen Fall diese Brücke überrennen. Zumal sich am Ende des Regenwaldes ein Waffenlager der Allianz befindet, das nicht nur Waffen, sondern auch wichtige Artefakte der Blutsväter beinhaltet. Diese Artefakte bestätigen die Existenz weiterer Halo-Ringe. Aber diese Prophezeiung durch die Artefakte muss erst noch von den heiligen Propheten in High Charity bestätigt werden.
Unter gar keinen Umständen darf dieses Wissen in die Hände dieser abscheulichen Parasiten gelangen. Wenn dieses Wissen vernichtet werden sollte, wäre alle Hoffnung auf die Große Reise verloren.
„Macht euch kampfbereit!“, befahl der Zelot. Er wandte sich ’Notolee zu. „Sorg dafür das unsere ...“, er suchte nach dem richtigen Wort. „... unsere Gefangenen nicht entkommen.“
„Wie Ihr wünscht, Exzellenz.“

Die Sonne stand nun hell am Himmel. Die Brücke glänzte so sehr, dass es aussah als wäre sie eben erst neu gebaut worden. Im Dschungel, auf der gegenüberliegenden Seite, hörte man Äste knacken und Büsche sowie Sträucher wurden platt gewalzt. Maschinen bahnten sich einen Weg in Richtung Brücke.
Am Ende der Brücke eröffneten schon die ersten Grunts und Eliten das Feuer, auf die herannahenden Kampfkreaturen, die aus dem Wald stürmten. Die Kreaturen rannten aber nicht einfach aus dem Wald. Nein. viele von ihnen waren auf die Baumriesen geklettert, um von dort aus im unnatürlichen Bogen auf die Brücke zu springen. Eine der Kampfkreaturen landete auf den Flügeln eines Ghosts. Der Flood schlug so lange mit den peitschenartigen Schwingen am Arm, auf den Eliten ein, bis dieser seinen Schutzschild verlor. Danach trat der Flood so hart gegen den Kopf, dass man das Brechen des Genicks hören konnte und der tote Elite vom Ghost fiel. Die Kampfkreatur schwang sich nun hinters Steuer und nahm die anderen Allianz-Ghosts ins Visier.
Parasiten schlitterten aus den Büschen auf die Brücke zu. Die meisten endeten im Plasmafeuer der Eliten. Einige der Parasiten kletterten die Felswand hinab um auf die Unterseite der Brücke zu gelangen. Doch kaum waren sie dort angekommen, wurden sie von den Banshees unter Beschuss genommen.
Urplötzlich knickten mittelgroße Bäume weg und Sträucher wurden niedergewalzt. Ein Elite schrie: „Vorsicht! Der Schmarotzer hat menschliche Fahrz...“ Mehr konnte er nicht mehr sagen als ihn auch schon ein 90mm-Projektil zerfetzte. Eine weitere Rakete zerstörte drei Ghosts auf einmal und die dabei entstehende Druckwelle stieß einen weiteren Ghost von der Brücke. Schreiend stürzte der Pilot samt Fahrzeug in den Tod.
Langsam und schwerfällig fuhr der Scorpion-Panzer, mit seinen 66 Tonnen Gewicht, auf die Brücke. Die vielen Grunts, Jackals und Eliten schienen ihn nicht aufhalten zu können. Er mähte sie einfach mit seinen Geschützen wie Gras nieder.
Zudem stürmten noch drei Warthogs auf die Brücke, alle drei voll bepackt mit Kampfkreaturen. Zwei der Warthogs hatten eine schwarze Lackierung und waren am Heck mit einem Raketengeschütz ausgestattet. Dieses Geschütz ist ein dreiläufiger Raketenwerfer, des Kalibers 102mm – der seinem tragbaren zweiläufigen Cousin sehr ähnlich sah. Und schon rasten die ersten Raketen ihren Zielen entgegen.
Die Reifen des M12-Warthogs quietschten, als er nur knapp vor eines der vielen Gebilden auf der Brücke zum stehen kam. Der Grunt, welcher starr vor Angst, vor dem Wagen stand wurde prompt von 12,7mm-Kugeln förmlich durchsiebt.
Auf der Mitte der Brücke, links und rechts vom Waffendepot, gingen die beiden Wraiths in Position. Sie feuerten ihre gigantischen Plasmamörser auf den Dschungel ab, um ihre Ziele auszuloten. Die Plasmakugeln, die die Bäume trafen, entzündeten sie sofort. Um den Regenwald niederzubrennen würde dies wohl nicht reichen. Nicht einmal die Flammen schienen die Flood aufzuhalten. Sie fanden immer einen Weg hindurch. Immer mehr stürmten auf die Brüche.
Die Schlacht hatte begonnen.
„Rüstet euch mit Flak-Geschützen und zusätzlichen Waffen aus!“, rief ’Quasamee. „Die Flood darf nicht in die Nähe der Waffenstation kommen!“ Während der Feldmeister zusah wie sich mehrere Einheiten von Eliten und Grunts eilend zur Waffenstation begaben, checkte er seine eigenen Waffen durch. Soweit man es beurteilen konnte war alles in Ordnung.
Endlich mal eine richtige Schlacht, dachte der Zelot. Nicht nur diese elende Routine.
’Quasamee wandte sich an den Anführer der SpecOps. „Rüsten Sie sich neu aus, ’Notolee. Und nehmen Sie diesen Menschenabschaum mit. Aber passen Sie ja auf dass sie nicht entkommen. Falls doch ... tötet sie. Egal wie wertvoll ihr Wissen sein mag.“
’Notolee wusste dass es dem Zeloten egal sein würde ob die Menschen den Angriff überlebten oder nicht. Er hatte aber auch nicht vor ihm zu widersprechen. ’Notolee überlegte nicht lange und antwortete: „Ja, Exzellenz.“
Mit erhobenen Waffen ließ er seine SpecOps-Einheit in der klassischen Delta-Formation, auf das Waffendepot zumarschieren.
Toll. Jetzt kann ich auch noch als Babysitter für diese Menschen dienen, dachte ’Notolee, als er seinem Ziel näher kam.

Mittlerweile schien die tobende Schlacht außer Kontrolle zu geraten. Während der Panzer schon fast das Waffenlager erreicht hatte und sogar einen der beiden Wraith in einen rauchenden Trümmerhaufen verwandelt hatte, hielten die Warthogs die umher fliegenden Banshees in Schach. Die Hälfte der Flugmaschinen war entweder als brennendes Wrack die Schlucht hinab gestürzt oder lag als Trümmerhaufen auf der Brücke.
Die Infanterieeinheiten der Allianz bekamen erst gar nicht die Gelegenheit zu schießen. Sobald sie in Reichweite waren, wurden sie von dem Scorpion-Kampfpanzer nieder geschossen.
Die Ghosts existierten nicht mehr. Dutzende von Kampfkreaturen und dreimal so viele Parasiten stürmten unaufhaltsam über die gigantische Brücke. Bucklige Trägerformen stapften mit ihren kurzen Beinen auf die Feinde zu. Kurz vor ihnen ließen sie sich auf den Boden fallen und zerplatzten. Aus ihrem Inneren drang ein gutes Dutzend neuer Parasiten.
Ein Grunt feuerte mit seinem Flak-Geschütz auf eine Gruppe Kampfkreaturen. Er traf mitten ins Schwarze und tötete alle, die sich dort befanden. Eine Trägerform wurde durch die Wucht der Explosion nach hinten geschleudert. Sie rutschte über den Metallboden und zog eine schmutzig grüne Spur hinter sich her. Als die Trägerform anhielt, explodierte sie schließlich. Eine Horde Parasiten, die in der Nähe waren, zerplatzten wie Luftballons.
Der Grunt feuerte mit seinem schweren tragbaren Geschütz auf eine weitere Kampfkreatur. Doch diese sprang gut drei Meter hoch in die Luft und entging so dem hochexplosiven Geschoss. Sie landete direkt vor dem Grunt und holte zum tödlichen Schlag aus. In seiner Panik drückte der kleine Grunt einfach auf den Abzug der Flak. Wie nicht anders zu erwarten traf das Plasmageschoss den Flood. Die Explosion tötete die Kampfkreatur sowie den Grunt.
Der Fleck Metall, auf dem sie sich befanden, schmolz unter der enormen Hitze des Plasmas zusammen.
Der Wraith feuerte seine supererhitzten Plasmamörser auf alles ab, was nicht zur Allianz gehörte. Das Zielen fiel dem Piloten schwer, da die Mörser einer ballistischen Bahn folgten.
Und mehr durch Zufall traf er dadurch einen beiden der Raketen-Warthogs, der zu einem brennenden Klumpen zusammenschmolz. Der Wraithpilot nahm nun den menschlichen Panzer ins Visier.
Die erste Plasmakugel verfehlte den Panzer. Die zweite traf die vorderen Ketten und ließ sie, plus den Metallboden, schmelzen. Qualmend kam der Scorpion-Panzer zum stehen. Als das geschmolzene Metall langsam abkühlte, „verband“ es sozusagen den Panzer mit der Brücke. Doch der Fahrer des Panzers war noch am Leben. Auch wenn er nicht mehr fahren konnte, richtete er das Geschütz auf den Wraith-Panzer.
Noch bevor der Wraith feuern konnte wurde er selbst unter Beschuss genommen. Eine 90mm-Rakete aus dem Primärgeschütz und etliche 7,62mm-Geschosse aus dem Sekundärgeschütz, durchlöcherten den feindlichen Panzer.
Der Pilot verlor die Kontrolle und das Fahrzeug neigte nach links. Schließlich stürzte er in die untere Etage auf hunderten von Waffen. Mit einem grellen blauen Blitz explodierte der massige Wraith und ließ unzählige umherliegende Plasmagranaten mit detonieren.
Grunts und Jackals, die das Pech hatten in der Nähe zu stehen, wurden ebenfalls mit in den Tod gerissen.
Der Jäger Ikado Nasa Torro brüllte vor Wut über die Flood. Er verließ das Waffenlager über eine Rampe nach oben. Einer der Warthogs war gefährlich nah herangekommen. Also eröffnete er und sein Bundbruder Abido Nasa Elom das Feuer auf das Allradfahrzeug. Die beiden Plasmageschosse schlugen in das Fahrzeug ein und überzogen es mit Plasma. Das erste Geschoss schmolz das Heckgeschütz, das zweite die hinteren Reifen.
Der Panzer wurde auf die beiden Kolosse aufmerksam. Er konnte sie aber nicht treffen, da eines der vielen geometrischen Konstrukte im Weg stand.
Mehrere Kampfkreaturen und hunderte von Parasiten stürmten auf die Jäger zu. Elom schlug so hart mit seinem Schild auf den ersten Flood ein, dass die Kreatur entzwei geteilt wurde. Parasiten versuchten unablässig sich an die freien Körperstellen der Jäger zu heften, die die Rüstung preisgab. Als ihn schon mehrere Kampfkreaturen umringt hatten und zu viele Parasiten an ihm nagten, stürzte Elom vor Erschöpfung zu Boden und starb letztendlich durch das Dauerfeuer der Flood.
Torro schrie wütend auf als er das Massaker sah. Mit seiner, im Arm integrierten Plasmakanone tötete er alles was auch nur annähernd als Flood einzustufen war. Doch es kamen immer wieder neue Kampfkreaturen. Torro sah wie eine Kreatur mit einer Bazooka auf ihn zu gerannt kam. Er wollte feuern, doch es gab einfach nicht genügend Zeit dazu.
Das letzte was er in seinem Leben sah war ein greller Schein, der alles um ihn herum erleuchtete, bevor er seinem Bruder ins Paradies folgte.
Es war beinahe Ironie, dass ein so mächtiges Wesen durch so einen kleinen Gegner besiegt wurde. Zumal die Floodinfektionsform bei ihrem Wirt das zentrale Nervensystem und die Calciumvorräte (sprich Knochen) benutzt um sich zu reproduzieren und den Wirt in eine Kampfform umzuwandeln. Da Jäger aber aus Kolonien wirbelloser Würmer bestehen, die sich zu dieser furchteinflößend großen Gestalt formen. Folglich haben Jäger weder Knochen noch ein zentrales Nervensystem und können also nicht von den Flood als Wirt benutzt werden.
Wenn man die Sache so sieht, sind die Jäger umsonst gestorben, da sie für die Parasiten keinen wirklichen Nutzen haben.

Die Schlacht – die wohl eher einem Gemetzel ähnelte – war in vollem Gange. Die Luft war erfüllt von Projektilen und Plasmageschossen. Die letzten Banshees gingen im Tiefflug über die Brücke, um auch den letzten Flood zu erwischen. Doch der Scorpion-Panzer und der Raketen-Warthog zwangen sie immer wieder höher zu fliegen.
Dutzende von Wirtskreaturen (auch Trägerformen genannt) watschelten auf potentielle Feinde zu. Ein Wirt ließ sich vor drei Grunts fallen. Sein fleischiger Torso pulsierte regelrecht auf, bevor er zerplatzte und neben seinen zerfetzten Überresten ein gut es Dutzend Parasiten übrig ließ. Der erste Grunt starb schon durch die Explosion. Der zweite wurde von der Druckwelle über den Rand der Brücke gestoßen. Voller Panik ließ er seinen Nadelwerfer los und stürzte schreiend in den Tod. Wobei noch ein Parasit an seinem Bein hing.
Der dritte Grunt bekam keine Gelegenheit mehr zum feuern. Er wurde unter eine Welle aus Flood-Parasiten begraben. Nicht einmal sein Geschrei war unter der Flut zu hören.
Mittlerweile hatten die meisten Flood das Waffenlager erreicht. Der größte Teil warf seine fast leeren oder beschädigten Waffen weg und krallte sich stattdessen neue, glänzende (und volle) Allianz-Waffen.
In diesem Lager gab es alles an Waffen was das Herz begehrte. Naja, oder was vielmehr der Parasit begehrte, der sich in den unglücklichen Marines und Elitekriegern eingenistet hatte.
Die letzten Grunts, die noch kämpften, gerieten wegen der hohen Verluste in Panik und rannten wild umher. Dank dieser Unaufmerksamkeit wurden sie zur leichten Beute für die Flood. Jäger und Jackals schienen vollkommen ausgelöscht. Die restlichen Eliten hatten der herannahenden Flut nichts mehr entgegenzusetzen. Für jede getötete Kampfkreatur stürmten zehn weitere aus dem Regenwald auf die Brücke.
Immer mehr SpecOps-Eliten fielen. Sergeant Mobuto blickte um eine schmale Trennwand aus Metall herum. Die Flood war fast bei ihrer Position und die Eliten waren mit kämpfen beschäftigt.
„Corso, O’Neil!“ Er stieß die beiden Marines an. „Wir müssen hier weg, bevor diese Zombies hier auftauchen. Egal wie riskant das ist.“ Und ohne ein weiteres Wort zu verlieren rannte Mobuto hinter eines der vielen Gebilde. Er versuchte tatsächlich in deren Schutz in Richtung des rettenden Waldes zu kommen.
„Los komm schon“, sagte O’Neil zu Corso und folgte dem Sergeant. Nur zögernd folgte Corso.
„Das ist mit Abstand die schlechteste Idee, die Sie jemals hatten, Sarge“, nörgelte Corso, als er Mobuto eingeholt hatte. Mobuto hob das Plasmagewehr eines toten Eliten auf und ging weiter. „Wenn du eine bessere Idee hast, sag’s nur.“
Währenddessen gelang es den SpecOps kaum noch die Flood aufzuhalten.
„Zieht euch zurück!“, schrie ’Notolee. „Wir müssen zum nächsten Waffenlager gelangen und das heilige Artefakt der Blutsväter sichern!
Dies hat oberste Priorität!“
„Aber Exzellenz, diese Brücke ...“, protestierte ein Elite. ’Notolee feuerte mit seinem Plasmagewehr auf die Kampfkreatur, die am nächsten war. „Diese Schlacht ist verloren. Solange das Artefakt nicht in Sicherheit ist können wir uns das Privileg, in einem richtigen Kampf zu sterben, nicht leisten.
Also los bewegt euch!“
Die Eliten feuerten ihre Flak-Geschütze auf die Flood ab und zogen sich dann mit den anderen zurück. Am Ende der Brücke kam ihnen ’Quasamee entgegen. Seine Garde lief weiter um es mit dem Schmarotzer (wie sie die Flood oft nannten) aufzunehmen.
„’Notolee! Was hat das hier zu bedeuten? Gehen Sie sofort zurück an die Front!“
’Notolee blickte zurück auf die Brücke, wo die letzten Eliten und Grunts gegen eine Übermacht kämpften. Es war aussichtslos. Hätte man die Wraiths und die Ghosts weiter vorn stationiert. Und hätte man eine Art Barrikade errichtet, um die menschlichen Fahrzeuge am Vormarsch zu stoppen, dann wäre es wohlmöglich ein glorreicher Sieg geworden. Aber es war nun mal nicht so und ’Notolee hatte keine Zeit alles zu erklären.
„Meine Befehle kommen vom heiligen Propheten persönlich“, sagte er. „Und das Artefakt der Blutsväter muss gesichert werden. Es darf weder in die Hände der Flood gelangen, noch darf es zerstört werden.
Und das ist mein letztes Wort.“
Die SpecOps-Einheit war schon fast im Wald verschwunden.
„’Notolee!“, brüllte ’Quasamee wütend. Der Anführer der SpecOps drehte sich noch ein letztes Mal um.
„Ihr wolltet eine richtige Schlacht? Bitte, hier ist sie! Sie wollten nie meine Ratschläge und Warnungen beachten. Jetzt nehmt auch die Konsequenzen dafür in Kauf!“
Die SpecOps verschwanden im dichten Dschungel.
Dieser Verräter, dachte sich ’Quasamee. Wo sind überhabt die Menschen? Wenn es eins gab was der Zelot nicht mehr brauchte, dann waren es diese stinkenden Menschen. Er zog sein Plasmaschwert und suchte die Brücke nach ihnen ab.
Doch weit kam er nicht. Sein Schild fing mehrere Plasmatreffer und 7,62mm-Kugeln ab. Der Feldmeister konnte die Luft knistern hören, als einige Plasmaschüsse knapp an ihm vorbei rasten. Sofort ließ er die verantwortlichen Kampfkreaturen die tödliche Kraft des Partikelschwertes spüren.
Er nahm dem toten Flood das Plasmagewehr ab und feuerte damit auf eine Welle herannahender Parasiten. Das supererhitzte Plasma ließ die ersten Parasiten platzen. Das löste eine Kettenreaktion aus und der ganze Haufen kollabierte.
Woanders versteckten sich die drei Marines hinter einer Säule. Es war pures Glück, dass sie noch lebten. Mittlerweile hatten sie sich die Waffen einiger toter Eliten geschnappt und versucht möglichst unentdeckt in Richtung Wald zu kommen.
„Hat er uns gesehen?“, fragte O’Neil zögernd, als sie den Zeloten ausfindig gemacht hatte.
„Ich glaube nicht“, sagte Mobuto, der sich nun wieder der Entfernung zum Wald widmete. „Es sind nur noch knapp hundert Meter. Wenn wir rennen könnten wir es schaffen.“ Der Sergeant war froh, dass die Parasiten oder gar noch die Kampfkreaturen, nicht zu ihnen durchstoßen konnten. Aber zu seinem Erschrecken bemerkte er diesen goldenen Eliten vom Anfang, der mit Plasmaschwert und -gewehr auf sie zu rannte.
„Verdammt! Rennt in den Dschungel, ich halte ihn auf“, bellte Mobuto.
„Aber ...“, sagten Corso und O’Neil gleichzeitig.
„Ich hab langsam genug von eurem ständigen aber. RENNT!“
O’Neil klopfte Mobuto noch einmal auf die Schulter. „Viel Glück“, sagte sie, dann rannte sie zusammen mit Corso auf und davon.
’Quasamee war wütend, furchtbar wütend. Wenn er schon sterben musste, dann würde er auf jeden Fall die Menschen mit in den Tod nehmen.
Er war so auf die Marines fixiert, dass er die Kampfkreatur zu spät bemerkte – die auf ihn zu rannte. Er bekam erst richtig mit was los war, als ihm mit unglaublicher Brutalität das Plasmagewehr aus der Hand geschlagen wurde. Der Zelot spürte wie der Knochen in seinem Arm splitterte. Als Dank dafür rammte er der Kreatur das Schwert in den Wanst, bis diese tot umfiel.
Nun rannte er weiter auf die Menschen zu. Es war zwar im Moment nur einer da, aber die anderen würden folgen. Der Marine versuchte mit seiner Waffe zu feuern, aber ’Quasamee ließ das nicht zu. Er schlug mit dem Schwert auf die Waffe ein. Die Plasmaklinge, die durch ein Magnetfeld in Form gehalten wurde, schnitt durch die Waffe wie durch Butter.
Der nächste Schlag galt dem Kopf des Menschen. Doch dieser wich der Klinge geschickt aus. Und so ging der Hieb ins Leere.
Die beiden waren so sehr von der Schlacht abgelenkt, dass sie den Wirt nicht sahen, der seelenruhig auf sie zu trottete. Plötzlich sahen beide auf die Kreatur, die sich auf den Boden warf und schließlich explodierte.
Mobuto und ’Quasamee wurden beide durch die Luft geschleudert und kamen hart auf den Metallboden auf.
’Quasamee schlug mit seinem Helm irgendwo dagegen. Sein Kopf brummte und sein Blick war verschwommen. Zusätzlich noch war der Energieschild zusammengebrochen. Das einzigste was er sah war der kunstvoll gravierte Metallboden ... und ... sein ehemaliges Plasmagewehr!
Noch in Reichweite, dachte er.
Doch noch bevor er es zu packen bekam wurde es von jemand anders aufgehoben. Der Mensch!
Mobuto sah einerseits den Zeloten und andererseits die Flood – die schon fast den Rest der Allianz-Truppen dezimiert hatte. Bevor er auf den scheinbar sicheren Regenwald zu rannte, feuerte er noch ein paar Plasmaschüsse auf den (noch) verwirrten Eliten ab. Dann ergriff er die Flucht.
’Quasamee spürte wie ihn das Plasma traf. Er spürte kaum Schmerzen. Sollte es nicht wehtun?, dachte er. Oder ist das vor dem Tod eben so? So ist das also wenn man stirbt.
Dann umhüllte ihn Dunkelheit.
Sein ganzes Leben zog vor seinem inneren Auge im Zeitraffer ab. Seine einsame Jugendzeit, sein erster Tag in der Armee der Allianz, seine Ausbildung zum Elitekrieger und sein strenger Ausbilder – der nie etwas von ihm gehalten hatte (bis dieser bei einem Einsatz von ’Quasamee gerettet wurde), er hatte viele Beförderungen durchlaufen, bis er zu dem wurde was er jetzt war. Ein Zelot der Allianz.
Doch etwas fehlte.
Der Feldmeister hatte erwartet in das Paradies eintreten zu können. Doch da war keins. Stattdessen blieb es dunkel. Dunkel und kalt und ... „Arrgh!
Ein höllischer Schmerz durchzog seinen Körper. Eher gesagt seinen Nacken. Die Parasiten, die aus der Trägerform kamen, hatten sich über ihn hergemacht.
„Nein! ... Ich werde nie zu ... zu euch gehören!“, schrie der Feldmeister Qualen erfüllt – kurz bevor er die Kontrolle über sich selbst verlor.

Mobuto rannte was das Zeug hielt. Kugeln und Plasmafeuer sausten nur knapp an ihm vorbei. Er konnte förmlich die Luft knistern hören. Er musste den Dschungel erreichen.
Auf den letzten zwanzig Metern hin hörte er ein bekanntes maschinelles Summen. Es vervielfältigte sich und kam immer näher. Der Sergeant wusste nicht wo er das Geräusch einordnen sollte – obwohl er sich sicher war es schon einmal gehört zu haben. bis ein rubinroter Energiestrahl an ihm vorbei schoss und er den Geruch von Ozon wahrnahm.
Wächter!
Um die fünfzig Wächter flogen aus einer Art Metallöffnung, aus der Felswand. Sie bildeten eine Art Linie auf der Brücke. Ihr Dauerfeuer-Laser dezimierte die Flood stark. Doch eine solche Verseuchung, wie hier auf der Brücke, würden auch sie nicht aufhalten können. Eine wahre Flut aus Parasiten und Kampfkreaturen kam auf sie zu.
Warum nur das Ganze?
Sieben weitere Wächter umkreisten Mobuto und zielten mit ihren Wächter-Strahlern auf ihn. Was hatte das alles zu bedeuten? Er war sich unsicher ob er das Feuer eröffnen sollte.
Plötzlich schwebten zwei Wächter vor ihm, wie auf Knopfdruck zur Seite. An der freien Stelle leuchtete die Luft kurz auf, dann erschien eine gelbe Lichtsäule vor dem Sergeant. Und als die Säule verschwand, schwebte vor seinem Gesicht eine blau leuchtende Kugel.
„Können Sie mir sagen warum Sie einfach gegangen sind? Obwohl ich Ihnen sagte Sie sollen warten?“
Die langsame und ruhige Stimme von 343 Guilty Spark klang nun gar nicht mehr ruhig. Viel mehr etwas wütend. Mobuto war nicht im Stande eine Antwort hervorzubringen.
Dies war wohl das Ende. Oder? Sicherlich würden die Wächter jeden Moment das Feuer eröffnen.
Hoffentlich sind O’Neil und Corso in Sicherheit, dachte Mobuto, als es um den Sergeant herum aufleuchtete.


Kapitel 9
1420 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
ehemalige Allianz-Basis
Auf Regen folgt Sonnenschein. Naja auf Halo scheint dieses alte Sprichwort jedenfalls nicht zu gelten. Da heißt es eher: nach einem „kleinen“ Schauer folgt ein tropischer Monsun – der mit hoher Wahrscheinlichkeit den ganzen Regenwald samt Allianz-Basis von diesem Ring fegen wird.
„Wisst ihr es ist doch schön zu wissen, dass man bei einem solchen Mistwetter ein Dach über den Kopf hat. Ich weis ja nicht ob euch dieses Wetter gefällt – mit jedenfalls gefällt es nicht. Warum? Seit halt nicht so neugierig. Es ist halt so.“
Corporal Hammond fiel nichts Besseres ein, was er tun könnte und so unterhielt er sich mit den Grunts – die sie gefangen genommen hatten.
Die Marines hatten sie an einen der vielen Gebilde fest gekettet. Und nun saßen sie da und mussten sich mit dem Corporal unterhalten. Oder viel mehr mussten sie ihm zuhören (auch wenn sie kein einziges Wort von dem verstanden was er sagte). Das einzigste was der Corporal von den Grunts zu hören bekam war ihr Schnaufen, das aus der Atemmaske drang, wenn sie das eiskalte Methan aus- und einatmeten.
Ab und zu schreckten sie hoch, wenn Hammond aus versehen mit den Lauf seines Sturmgewehres auf sie zielte. Die beiden Grunts quiekten kurz auf und hielten sich die Arme schützend über den Kopf – als befürchteten sie erschossen zu werden. Sofort richtete der Corporal das MA5B in eine andere Richtung.
Die Tür öffnete sich und Hale betrat die Halle. Er war von oben bis unten durchnässt. Wo er auch hinlief hinterließ er kleine Wasserpfützen.
„Oh man! Bei dem Sturm möchte man doch keinen Hund vor die Tür setzen“, sagte der Pilot und rang sich die Jacke aus. „Wohl eher einen Grunt“, fuhr er fort.
„Wo ist Connor?“, fragte Hammond.
„Sam?“, antwortete Hale. „Der bastelt noch am Funkgerät für den Pelican. Wer weis ob er noch das Teil zum Laufen bringt.“
Hammond schulterte sein Gewehr und ging langsam in Richtung Ausgang. „Haben wir schon was von den Marines gehört?“, fragte er.
„Nein Sir.“ Hale deutete auf seine nasse Kleidung. „Bei dem Unwetter da draußen ist es unmöglich etwas zu empfangen. Und unser Radarsystem ist auch nutzlos.“
Hammond wusste was das bedeutete: würde die Allianz kommen, dann würde es niemand merken. „Hale wir müssen hier weg. Egal was passiert. Wir holen die Marines und sehen zu dass wir verschwinden.“
„Aber Sir, bei dem Sturm können wir nicht einfach losfliegen! Wer weis wie stark die Turbolenzen werden.“
„Das ist mir egal. Wenn die Allianz hier auftaucht kannst du das ihnen ja sagen. Denn denen wird mittlerweile aufgefallen sein dass hier was nicht stimmt. Und bevor sie ihre Truppen hierher schicken, sollten wir längst verschwunden sein.“
Ohne Hale die Gelegenheit zu geben etwas zu antworten ging Corporal Hammond nach draußen.
Die Tür schwang zur Seite als sie näher kamen und als die beiden dann draußen vor dem Komplex, im Regen standen, trauten sie ihren Augen und Ohren nicht. Die Luft war erfüllt von einem Brummen – das selbst den tosenden Sturm übertönte.
Und ehe sie sich versahen tauchten fünf altbekannte Silhouetten am Himmel auf.
„Ach du heilige Scheiße!“, rief Hale. „Lauf!
Beide rannten in Richtung Pelican. Die Kampfstiefel der beiden sanken immer wieder in den Schlamm ein. Der Wind und der Regen waren so stark, dass man kaum laufen konnte. Noch bevor die beiden am Pelican ankamen landeten die fünf Allianz-Landungsboote. Je näher sie der Erde kamen desto mehr Wasser und Schlamm wurde weggeblasen.

Der Elitekrieger ’Jagamee war bereits auf den Weg nach oben, als er seine aktive Tarnung einschaltete. Er betrat die gigantische Eingangshalle und wollte sie schon wieder durch die nächste Tür verlassen. Doch dann sah er zwei Grunts. Sie schienen keine Notiz von ihm zu nehmen.
Ach ja, die Tarnung, dachte der Elite. Er deaktivierte sie und ging auf die Grunts zu. Lebende Schutzschilde kann man immer gebrauchen.
Babak stieß seinen Freund Jagaw an. „Hey, sieh mal. Ein Elite!“ Jagaw sah auf und traute seinen Augen nicht. Er war gerettet. Sie waren gerettet. Er konnte sein Glück kaum fassen.

„Ich will Gefangene, damit das klar ist“, sagte Zuka ’Zamamee zu seiner Einheit, sowie über Funk zu den anderen vier Allianz-Landungsbooten. Alle bereiteten sich auf den Absprung vor.
„Wir brauchen nur die Piloten lebendig – tötet die anderen. Aber deren Landungsboot muss auf jeden Fall heil bleiben“, fuhr er fort. „Und findet diesen ’Jagamee. Ich habe noch einiges mit ihm zu bereden.“
Der Grunt Yayap stand neben seinen Meister. Er war mit einer Plasmapistole, so vielen Granaten wie er tragen konnte und doppelt so viel Angst ausgerüstet. Er hatte keine Ahnung wie viele Menschen dort unten lauern.
Die Luken an den gabelförmigen Enden des Schiffes klappten herunter und ließen Grunts, Jackals sowie Elitekrieger ins Freie.
Sobald die Luke unten war, wurde Yayap auch schon von dem starken Regenschauer zurückgedrängt. Er versuchte neben den Eliten die Rampe herunter zu stürmen. Aber sie war so nass, dass er darauf ausrutschte. Der Grunt rollte die Rampe herunter und kam im Schmutz wieder zum stehen.
Als Yayap sich aufgerichtet hatte, befürchtete er erschossen zu werden, doch dem war nicht so.
Durch den starken Regenschleier erkannte er, wie die Eliten und Jackals schon zwei Menschen gefangen genommen hatten.
Der Kampf war also schon fast vorbei.

Derselbe Ort
Ein paar Minuten zuvor
„Hm, also laut Anleitung soll das grüne Kabel in die Anschlussbuchse A1? Da passt doch was nicht. Oder?“
Copilot Sam Connor hatte im Prinzip keine wirkliche Ahnung wie das Funkgerät des Pelicans funktionierte. Während über diesen Kontinent dieser gottverdammte Monsun wütete, musste er in dem engen Cockpit das Funkgerät reparieren – welches eigentlich noch nie wirklich funktioniert hatte. Schon als Charlie 217 die Werft auf Reach verlassen hatte, hatte die Funkeinrichtung eine Macke.
Connor hatte die halbe Abdeckung des Armaturenbretts abgeschraubt. Als er mit dem Kabelsalat nicht klar kam hatte er sich eine alte Gebrauchsanweisung geholt (die im Pelican rum lag).
Schließlich steckte er das grüne Kabel in Anschluss A1 und wurde mit einem Kurzschluss sowie einem Funkenregen belohnt. Sofort zog er das Kabel wieder raus.
„Dieses verdammte Ding!“, fluchte er. „Wenn ich den Techniker erwische, der das Funkgerät hier installiert hat, dann bring ich ihn um!“
Er versuchte den Kurzschluss notdürftig zu beheben und sah die Anschlüsse noch ein weiteres Mal durch. Von den Dutzenden von Anschlüssen waren nur drei frei: A1, SC-8 und ein Ersatzanschluss für den Radar. Der Anschluss SC-8 hatte dieselbe Farbe wie das Kabel, aber es bestand keine Verbindungsmöglichkeit zwischen den beiden.
Connor kramte aus einer Pappschachtel den passenden Adapter heraus und stöpselte ihn an das grüne Kabel. Dann schloss er den Adapter an SC-8 an, drehte die Mutter fest und freute sich darüber diesmal keinen Funkenregen zu empfangen.
Auf dem Armaturenbrett schaltete eines der Lämpchen von orange auf grün. Und schon war aus der Funkeinrichtung statisches Rauschen zu hören.
„Es funktioniert!“, jubelte er erfreut.
Connor schraubte die Abdeckung wieder auf das Armaturenbrett und versuchte eine Frequenz mit dem Funkgerät zu bekommen. Eine Zeit lang hörte er nur Rauschen. Doch dann erstarb es und er konnte Stimmen hören. Nur eine Stimme war zu hören. Eine raue tiefe Stimme ergriff das Wort – keine menschliche. Vielleicht ein Elite der Allianz?, dachte Connor. Der Elite schien Befehle zu erteilen. Dann erstarb die Verbindung wieder.
„Man die Eliten mit ihrem ständigen ‚Wort Wort Wort‛! Das ich bei dem Wetter überhaupt etwas empfangen habe“, wunderte sich Connor.
Draußen vor dem Pelican hörte er ein Rauschen. Connor ging in Richtung Heck. „Rick? Was macht ihr denn da draußen?“, fragte Connor. „Hörst du mich überhaupt?“
Er verließ den Pelican und erblickte, trotz des starken Regens Hammond und Hale.
„Oh nein“, sagte Sam entsetzt über das was er eben sah. „Das kann doch nicht wahr sein!“

Die Eliten zielten mit ihren Plasmagewehren auf den Menschen, der gerade das Schiff verlassen hatte. Der Regen machte es zwar schwer erkenntlich aber man sah dass der Mensch Angst hatte.
’Zamamee packte Hale gewaltvoll am Nacken und richtete dessen Blick in Richtung Pelican. „Kannst du diesen Schrotthaufen fliegen?“, fragte er Hale.
Der Pilot antwortete nicht.
’Zamamee packte fester zu. „Ich habe dir eine Frage gestellt“, bellte er. „Und ich wiederhole mich nur ungern. Also, kannst du das da fliegen?“ Er zeigte mit dem Plasmagewehr auf den Pelican.
„Ja“, antwortete Hale nervös. „Ja, das kann ich.“
„Sehr gut“, sagte der Elite zufrieden. Es hatte ihm noch nie gefallen, dass diese Menschen so schwer von Begriff waren. Schon gar nicht wenn er mit ihnen zu tun hatte. Aber was sollte man machen?
’Zamamee wandte sich an den Rest der Allianz-Truppen: „Ihr habt es gehört.“, rief er in der Sprache der Allianz. „Wir brauchen nur ihn. Tötet den überflüssigen Rest!“
Ohne zu zögern eröffneten die Eliten, Grunts und Jackals das Feuer auf Corporal Hammond. Noch bevor dieser etwas tun konnte lag seine vom Plasma gezeichnete Leiche im Schlamm. Der Regen, der darauf traf, wurde in kleine Rauchsäulen verwandelt.
Connor wollte zurück in den Pelican flüchten, doch der aufgeladene Plasmaschuss eines Jackals brachte ihn zu Fall.
’Zamamee roch den Gestank von verbranntem Fleisch. diese Menschen ekelten ihn an. Sie rochen lebendig schon schlimm genug, aber tot...
„Exzellenz, sind Sie Zuka ’Zamamee?“, meldete sich eine Stimme von hinten.
’Zamamee drehte sich um und erblickte einen blau gepanzerten Elitekrieger. „Wer will das wissen?“, fragte er barsch.
„Exzellenz, mein Name ist Soga ’Jagamee“, antwortete der angesprochene Elite.
’Zamamee blickte ’Jagamee streng an.
„Sie können mir sicher erklären warum Sie meine Zeit in Anspruch nahmen um eine Hand voll Menschen zu beseitigen. Das hätten Sie auch mit den beiden Grunts dort allein geschafft.“ Er zeigte auf Jagaw und Babak. „Oder hatten Sie vielleicht nicht den Mut dazu den Menschen entgegenzutreten?“
’Jagamee hatte im Grunde nie vorgehabt einen offenen Kampf zu riskieren. Was nicht heißen soll dass er feige ist. Auch wenn das ’Zamamee nun glaubt. In Wahrheit wollte er die „Drecksarbeit“ nur von jemand anders machen lassen. Und dieser jemand war ’Zamamee.
„Exzellenz, wir hatten hier eine Übermacht gegen uns“, log ’Jagamee, der neben den beiden Grunts der einzigste war, der die Wahrheit kannte. Und mal ehrlich, wer befragt schon neben ein en Eliten auch noch diese nerv tötenden Grunts?
„Es waren fünf menschliche Landungsboote mit zum Teil schwer bewaffneten Menschen“, fuhr er fort. „Nachdem sie hier siegten, ließen sie dieses eine Schiff zurück und flogen mit dem Rest in die Quarantänezone. Bis jetzt kamen sie nicht zurück.“
’Zamamee blickte seinen Gegenüber ungläubig an. Dann sagte er: „Und du erwartest dass ich dir das glaube?“
„Ja Exzellenz, das tue ich.“
„Nun gut. Ich erwarte Ihren Bericht sobald wir auf der Wahrheit und Versöhnung sind.“
Eine kurze Pause entstand. Jemand kam vom Landungsboot aus durch den Regen gerannt. Der Pilote des Allianz-Landungsbootes trat näher. „Der heilige Prophet lässt nach Ihnen rufen, Exzellenz. Sie sollen sofort auf die Wahrheit und Versöhnung zurückkehren und vor den Rat der Meister treten.“
„Ausgezeichnet“, sagte ’Zamamee. Er blickte auf und wandte sich an seine Truppen. „Ein Landungsboot bleibt mit seinen Soldaten hier und sichert die Basis solange bis eine neue Einheit eingetroffen ist.“
Der Elitekrieger musste schreien um den Sturm zu übertönen. „Der Rest kehrt mit mir zu der Wahrheit und Versöhnung zurück!“
Die vielen Allianz-Soldaten marschierten zurück zu den Landungsbooten. Hale wurde in Richtung Pelican gestoßen. „Los, da rein!“, bellte Zuka ’Zamamee. Er vergewisserte sich dass der Pilot auch in den Pelican stieg und wandte sich dann an ’Jagamee.
„Sie und Ihre Grunts werden mich in dem Menschenflugzeug begleiten. Schon bald werden wir eine neue Mission haben. Und dann wird sich dieser Drecksack von Mensch wünschen er wäre nie geboren!“
„Ja, Exzellenz.“
Die beiden Eliten betraten den Pelican. Sie gingen mit Hale ins Cockpit, da er der einzigste war, der diesen Vogel fliegen konnte.
Hinter ihnen kamen die Grunts Babak und Jagaw. Gefolgt von ’Zamamees Adjutanten Yayap.
Kurz darauf stiegen vier Schiffe in die Luft auf. Sie alle nahmen Kurs auf den Allianz-Kreuzer Wahrheit und Versöhnung. Damit ’Zamamees seltsamer Plan in Erfüllung gehen konnte. Endlich gab es eine Möglichkeit den Menschen in der Spezialrüstung zu beseitigen.
Hale steuerte den Pelican, wobei er auch noch ’Jagamee erklären sollte, wie man die Kontrollen zu bedienen hatte. Aber das einzigste was Rick Hale jetzt wollte, war wieder heil aus dieser Sache herauszukommen. Noch verstand er nicht, warum die Allianz nur ihn am Leben gelassen hatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kapitel 10
1635 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
mitten im Regenwald
Wasser. Ich brauch ... Wasser“, keuchte Corso. Er und O’Neil waren von der Allianz-Brücke geflohen. Zwar konnten sie die Flood im Regenwald abhängen, aber man sollte dem Frieden nicht trauen. Es war unerträglich heiß. Die Bäume spendeten zwar Schatten aber dies milderte die mörderischen Temperaturen nicht. Und ausnahmsweise wäre Corso froh darüber, wenn er hier mal einen Wolkenbruch erleben würde.
„Es wäre schön gewesen. Doch es hat nicht sollen sein.“
Dieses alte Sprichwort hatte Corsos Großvater oft erzählt, als Corso noch klein war. Immer wenn in seinem Leben etwas schief ging fiel ihm dieses Sprichwort wieder ein. Und nun, wo er sich durch den Dschungel kämpfte, schwirrte das Sprichwort wieder durch Corsos Kopf.
Nur zu gerne wäre er irgendwo anders. Irgendwo – nur nicht hier. Sein Mund war so ausgetrocknet wie eine Wüste. Er hatte seit Morgengrauen nichts mehr getrunken. Corso holte zu O’Neil auf, die einen Schritt schneller ging als er und fragte sie müde: „Hey Lindsay. Du hast nicht zufällig was zum trinken?“
„Zum letzten Mal: Nein, Dean!“, sagte sie genervt.
Corso wunderte es, dass sie alles so gut wegzustecken schien. Trotz ihrer Wunde schien sie relativ gut zu gehen. „Wie geht’s deiner Verletzung?“, fragte er um ein neues Gespräch anzufangen.
„Ich komm eigentlich ganz gut damit klar“, antwortete O’Neil. „Am Anfang tat es etwas weh aber jetzt ...“
„Hey, hörst du das?“, fiel Corso ihr ins Wort. Und ohne etwas zu sagen rannte er los. Er sprang so schnell er konnte über Wurzeln und überwand unzählige Sträucher und Dornenbüsche.
„Ach, jetzt kannst du plötzlich wieder rennen?“, rief O’Neil ihm hinterher. Sie fragte sich welches Geräusch Corso so antreiben konnte. Als sie ihn schließlich eingeholt hatte, sah sie den Auslöser.
Einen See.
Viel mehr eine Lagune, mit türkisfarbenen Wasser und einen wunderschönen Sandstrand. Von einem Felsmassiv stürzte ein kleiner Wasserfall in die Tiefe. Vereinzelt sah man palmenartige Bäume. Das kristallklare Wasser glitzerte regelrecht in der Sonne. Ein kleines Paradies in der tropischen Hölle.
Corso stand da. Und als hätte jemand auf einen Knopf gedrückt, ließ er sein schweres Plasmagewehr fallen und rannte über den Strand auf den etwa zweihundert Meter breiten See zu. Dort angekommen kniete er nieder, warf den Helm beiseite und steckte den Kopf ins Wasser.
Er trank so viel wie er nur konnte. Man hätte denken können, dass er seit Tagen nichts mehr getrunken hätte.
„Dean! Bist du verrückt geworden?“, rief O’Neil ihm zu. Doch er schien nicht zu zuhören, also rannte sie ebenfalls über den Strand. „Hast du überhaupt eine Ahnung was du da machst? Da könnte sonst was im Wasser sein.“
„Weist du was, Lindsay? Das ist mir scheißegal!“, sagte Corso lässig und stand auf. „Und du brauchst mal ’ne Abkühlung. Sonst holst du dir noch einen Hitzeschlag.“ So schnell Corso konnte packte er O’Neil und warf sie ins Wasser.
„Du Arschloch!“, meckerte sie als sie wieder auftauchte.
„Das war aber auch dringend nötig“, lachte Corso. „Ich denke ich nenne diesen Ort hier ... Halo-Beach. Mein persönlicher Privatstrand – an dem nur meine besten Freunde baden dürfen.“
Doch dann verstummte er wieder und sein Gesichtsausdruck wurde ernst.
„Hörst du das?“
„Lass mich raten. Der Wasserfall?“
„Nein. Warte ... ach du Scheiße! Tauch unter!“
Corso sprang ins Wasser und zog O’Neil mit sich. Kurze Zeit später tauchte ein Allianz-Landungsboot über den Baumwipfeln auf. Unter Wasser sah man nur eine verschwommene Silhouette. Aber das Brummen der Schiffsmotoren klang im Wasser fiel unheimlicher als sonst.
Das Schiff flog einfach über den See hinweg und verschwand. Als das Landungsboot weg war tauchten die beiden Marines auf und schnappten nach Luft.
„Der hatte es aber ziemlich eilig“, keuchte Corso.
„Was meinst du, ob er uns gesehen hat?“
Corso blickte den kleinen schwarzen Punkt hinterher, der einmal ein Allianz-Landungsboot gewesen ist. „Das glaub ich nicht. Sonst hätten sie geschossen oder wären gar noch gelandet. Außerdem waren sie sehr hoch. Und so schnell wie das Landungsboot geflogen ist ...“
Corso stieg zusammen mit O’Neil aus dem Wasser. Er legte sich erschöpft in den Sand und blickte zum Himmel hinauf. Weiße flauschige Wolken waren an dem sonst so blauen Himmel zu sehen. Von unten sahen die tropischen Baumkronen wunderschön aus. Mitten in der Idylle zogen einige Vögel ihre Kreise. Es war wie in einem Landschaftsgemälde.
„Weist du Lindsay“, sagte Corso. „Wenn man die Allianz vergisst. Und die Tatsache, dass wir beide auf einer Monsterwelt festsitzen, macht es richtig Spaß.“

Kurze Zeit später zogen die beiden Marines wieder durch den Dschungel.
Sie beschlossen möglichst nicht den Weg zu nehmen, auf dem sie auf die Flood oder dem Allianz-Landungsboot treffen.
Die ganze Zeit gingen die beiden durch den Dschungel und redeten miteinander. Meistens über ehemalige Einsätze. Wobei man erfuhr, dass O’Neil auf Côte d’ Azur aufgewachsen war.
„Côte d’ Azur? Kenn ich nicht. Wo ist das?“, fragte Corso.
„Es war auf Sigma Octanus IV – bevor die Allianz ankam.“, antwortete sie. „Ich machte dort meine Ausbildung und wurde später nach Reach versetzt.“
„Tja, dafür komme ich von der Erde. Nettes Fleckchen sag ich dir – ein bisschen überbevölkert vielleicht. Warst du schon mal dort?“
„Wenn ich ehrlich bin, nein“, antwortete O’Neil kurz. „Vielleicht zeigst du sie mir mal, wenn wir hier wieder rauskommen.“
Corso sah nach oben durch die Baumkronen und erblickte den Horizont, der nach oben stieg. „Ich frage mich nur wie wir von diesem Ring runter kommen sollen.“
Allmählich wurde es dunkel. Aus dem tropischen Regenwald wurde vielmehr ein Sumpf. Der Boden wurde weicher, teilweise war er überflutet und die Dschungelpflanzen wichen Pflanzen, die sich den Sumpf besser anpassen konnten.
Wenn man nicht aufpasste blieb man schnell im schlammigen Morast stecken. Oder die dicht bewachsenen Sumpfpflanzen hinderten einen am Durchmarsch. Ihre Wurzeln und Lianen waren einfach überall.
Sie erreichten den Waldrand. Vor den Marines erstreckte sich eine weitläufige Ebene mit schulterhohem Gras. In der Ferne konnte Corso einen turmartigen Komplex sehen, der wie das Rückgrat einen riesigen Tiers aussah. In der Dunkelheit verschmolz der Komplex förmlich mit der Umgebung. Doch man sah auch Lichter.
O’Neil kramte ihr Fernglas heraus. Sie hatte das kleine Gerät immer in ihrer Tasche gehabt. Aber gebraucht hatte sie es bis jetzt noch nie. Sie stellte das Fernglas auf Nachtsicht ein und blickte zu dem Komplex.
„Und? Was siehst du?“, fragte Corso ungeduldig.
„Da sind überall Flutlichter um den Komplex herum“, erklärte O’Neil. „Jetzt sehe ich einen von ihnen.“
„Was?“
„Einen Grunt. Der Komplex gehört wie immer der Allianz. Das Landungsboot ist auch da. Du weist schon, das was wir heute gesehen haben. Ein paar Blauärsche schaffen da was rein. Keine Ahnung was das ist.“
O’Neil zoomte den Komplex weiter heran. „Hey, ich glaub die fliegen weg! Die gehen alle in das Schiff rein. Sonst seh ich dort niemanden. Jetzt starten sie. Sie fliegen anscheinend alle weg.“
O’Neil sah dem Allianz-Landungsboot weiter hinterher. Es war fast verschwunden als etwas sehr nahe vor dem Fernglas vorbei lief. Corso begann durch das hohe Gras zu schleichen. Und schon war er verschwunden.
„Dean, wo willst du denn hin?“, fragte O’Neil erschrocken. „Hast du den Verstand verloren? Nur weil ich dort hinten keinen gesehen habe, heißt das noch lange nicht dass dort niemand mehr ist!“
Corsos Kopf tauchte aus dem Gras aus und blickte zu O’Neil. „Hey mach dir mal keine Sorgen, Lindsay. Ich seh mir das nur mal an.“ Und schon war er wieder verschwunden.
O’Neil blickte Corso hinterher und sah dann zu dem Komplex in der Nacht. Schließlich folgte sie dem Marine in das hohe Gras. Trotzdem machte sie sich Sorgen.

Siebter Zyklus, 32 Einheiten
(Allianz-Schlachtenkalender)
im Waffenlager der Allianz
„Das Artefakt und die Waffen wurden verstaut, Exzellenz.“
Der Elitekrieger ’Notolee sah sich um. Alles was wichtig war wurde ins Landungsboot gebracht. Den Rest ließ man einfach liegen. Sie hatten nur ein Landungsboot und mussten damit selber noch wegkommen.
Die Frachtmodule mit den Waffen wurden an den Magnethalterungen im Energiefeld des Allianz-Landungsbootes angebracht. Zwischen den gabelförmigen Auswüchsen des Schiffes kommen sonst immer nur Ghosts. Aber die vielen Waffen waren im Moment wichtiger.
Alle Truppen sollen einsteigen. Sofort!“, befahl ’Notolee.
Der untergebene Elite blickte seinen Befehlshaber fragend an. „Sollen wir von der Wahrheit und Versöhnung Verstärkung anfordern? Sonst können wir die Ghosts nicht transportieren“, sagte er.
„Dafür haben wir keine Zeit.“ ’Notolee begab sich in Richtung Allianz-Landungsboot. „Mit Sicherheit verfolgt die Flood uns. Wir können es uns nicht leisten noch mehr Zeit und Truppen zu verlieren. Lasst die Fahrzeuge einfach zurück.“
Der niedere Elitekrieger gab ein respektvolles Nicken von sich. „Wie ihr wünscht, Exzellenz.“
Das „neue“ Waffenlager war geräumt. Ursprünglich war ein Komplex in einem Sumpf das Waffenlager, dieser war gar nicht mal so weit entfernt – einen halben Tagesmarsch vielleicht. Aber als man in dem Sumpfkomplex auf die Flood gestoßen war beschloss der heilige Prophet, dass man die Waffen fortbringen müsste. Man versiegelte die Türen und ließ einige Truppen zur Bewachung zurück. Die Fahrzeuge und Waffen schaffte man zu diesem Komplex hier – sowie zur Allianz-Brücke.
Die einzigen die davon etwas wussten waren die Truppen hier und der Rat der Meister. Jeder andere hatte keine Ahnung von dieser inoffiziellen Durchführung. Sollte also ein Elite (der weder zum Rat noch zu den Allianz-Truppen hier gehört) von den Menschen gefangen genommen werden, was durchaus möglich ist, dann würde er ihnen wohl von einem Waffenlager im Sumpf erzählen. Folglich kommen die Menschen am Sumpfkomplex an und finden einen größtenteils verlassenen Komplex.
Aber trotzdem war ’Notolee wütend. Die Flood hatte das Waffendepot auf der Brücke überrannt und er musste dieses Lager hier deswegen (und wegen des Artefakts) evakuieren lassen.
Im Schutz der Dunkelheit bestiegen die Allianz-Truppen das Landungsboot. Die Seitenklappen wurden geschlossen und das Schiff hob dröhnend ab. Wegen der schweren Last, die die Waffen ausmachten wurde der Bug nach unten gedrückt. Der Pilot korrigierte dies mithilfe der Steuerdüsen und stieg in den Nachthimmel hinauf. Das Schiff beschleunigte auf dreihundertundfünfzig Stundenkilometer und verschwand in der Finsternis.

Geduckt und im Schutz des hohen Grases sowie der Nacht schlichen Corso und O’Neil über die Ebene. Die schwarze Silhouette des Komplexes kam immer näher.
Etwas raschelte. Etwas Großes kam durch das Gras auf sie zu. Unsicher zielten die Marines mit ihren Plasmagewehren auf die näher kommenden Objekte. Corso zitterte ein wenig.
Eine kleine Herde grotesker Wesen kam auf sie zu. Sie waren mehr als doppelt so hoch wie ein Jäger der Allianz. Aber sie schienen dennoch harmlos zu sein. Sie hatten ein-Meter-lange Hörner auf den Rücken, die in Richtung Schwanz ausliefen. Die Kreaturen liefen auf muskulösen Hinterbeinen, hatten dafür aber auch spärliche Vordergliedmaßen.
Sie schienen sich nicht für das menschliche Paar zu interessieren. Stattdessen weideten sie mit ihren grotesk geformten Kopf die Graslandschaft ab.
Unsicher ging Corso, gefolgt von O’Neil, weiter auf den Allianz-Komplex zu. Trotzdem warf er immer einen Blick auf die mysteriösen Wesen hinter ihnen – die seelenruhig fraßen.
Der Komplex war von einer Mauer, bestehend aus zwei breiten Rohrleitungen, umgeben. Corso lugte um den Eingang herum. Die Flutlichter gaben nicht viel vom Gelände preis. Doch was sie preisgaben waren keine Feinde. Nein. es waren nur drei Ghosts und mehrere umgeworfene Frachtmodule.
Corso ging auf die Ghosts zu. Wenn nicht gerade jemand ein Nachtsichtgerät hätte, dann müsste er eigentlich unentdeckt bleiben. O’Neil folgte ihm unaufmerksam.
„Dean!“, flüsterte O’Neil besorgt. „Was machst du denn da? Wollten wir nicht den Weg nehmen, der uns nicht hierher führt?“
„Erstes funktioniert auf diesen Ring kein einziger Kompass und zweitens glaube ich dass ich diese Dinger fliegen kann. So schwer kann das doch nicht sein.“
Corso setzte sich auf den mittleren Ghost. Er betätigte etwas und das Gefährt begann zu schweben. Die Kontrollen leuchteten auf und zeigten ein Grinsen auf Corsos Gesicht.
„Toll, jetzt hast du dich drauf gesetzt. Können wir jetzt vielleicht gehen, bevor wir noch gesehen werden?“, nörgelte O’Neil.
„Lindsay, das ist ganz leicht. Mit den Handgriffen drehst du ihn und mit den Fußpedalen beschleunigst du. Los versuch‘s auch mal. Und dann hauen wir damit ab.“
Während O’Neil widerwillig versuchte mit den Kontrollen klar zu kommen, drehte sich Corso mit seinem neuen Ghost im Kreis und fuhr in das Grasland hinein.
Ein Dröhnen durchzog auf einmal die Luft. Kommt etwa das Allianz-Landungsboot zurück?, dachte Corso. Er blickte in die Richtung aus der das Dröhnen kam. Und in der Dunkelheit flog plötzlich ein Pelican-Landungsboot über ihre Köpfe weg. Ein paar Minuten später kam sogar noch ein zweites Schiff.
„O’Neil! Komm schon, wir folgen denen. Vielleicht kommen wir doch noch von diesen Ring runter“, rief Corso von seinem Ghost aus. „Aber ich glaube nicht dass sie uns bei dieser Finsternis gesehen haben, deshalb sollten wir uns besser ein wenig beeilen! Also los.“
Kurze Zeit später beschleunigte auch O’Neil ihren Ghost und beide Marines flogen durch das Gras von dem Komplex weg.
Es war wohl mehr pures Glück, dass sie nicht entdeckt worden sind. Oder war wirklich niemand da, der etwas hätte sehen können?
Rasend schnell flogen Corso und O’Neil in die Dunkelheit – hinein ins Ungewisse.

1605 Stunden, 21. September 2552
(militärischer Kalender)
Bibliothek auf Halo
Anscheinend war er in den tiefsten Eingeweiden des Halo-Ringes. Es war sehr ein dunkler Komplex. Wegen der spärlichen Beleuchtung konnte man die hohe Decke kaum sehen.
Mobutos Blick war etwas verschwommen. Er war vor kurzem noch auf der Allianz-Brücke gewesen, als plötzlich diese Wächter auftauchten. Sie hatten ihn umzingelt und dann tauchte auch noch dieser exzentrische Guilty Spark auf. Und ehe sich Mobuto versah war er von Säulen hellgelben Lichts umgeben und hierher befördert worden.
Mobuto sah den Illuminat über sich schweben. „Wo sind wir hier?“, fragte er.
„In der Bibliothek“, antwortete Guilty Spark. „Aber das wissen Sie ja bereits.“
„Willst du mich verarschen?“ Mobuto zielte wütend mit dem Plasmagewehr auf Spark. „Du wirst mir jetzt sagen wo genau wir hier sind. Verstanden?“
Der Illuminat schien verwirrt zu sein. „Als Sie die Quarantänezone betreten haben, müssen Sie doch die Bibliothek gesehen haben?“
Mobuto schien allmählich die Sache zu verstehen. Wenn er mit seiner Vermutung richtig lag, dann war die Quarantänezone innerhalb dieser riesigen Mauer – wo sie mit dem Pelican drüber geflogen waren. Folglich war die Bibliothek das große Gebäude in der Mitte dieser Zone. Womit dann auch der Zweck der Mauer geklärt wäre.
Hatte der Illuminat ihn etwa schon vorher beobachtet und war deshalb schon am Teleporterausgang vor Ort? Wenn ja, war das alles ziemlich unheimlich.
Guilty Spark sah dass Mobuto ihn verstanden hatte und flog davon. „Wir benötigen den Index um diese Einrichtung zu aktivieren. Uns bleibt nicht viel Zeit, die Flood breitet sich in der Einrichtung aus, also Tempo.“
Mobuto wollte fragen was der Illuminat meinte, doch ehe er sich versah griffen ihn Flood-Parasiten an. Der Sergeant schoss mit dem Plasmagewehr darauf und sah wie sie zerplatzten. Eine Wirtskreatur und mehrere Kampfkreaturen kamen auf ihn zu. Er feuerte eine Plasmasalve auf den Wirt und ließ ihn explodieren. Die Druckwelle schleuderte die Kampfkreaturen quer durch den Raum.
Mobuto begann zu rennen.
Aus Rohrleitungen in der Wand drangen immer mehr Flood. Die ganze Bibliothek schien verseucht zu sein – und er war mitten drin und kämpfte um sein Leben.
In nicht allzu weiter Entfernung sah er einen Durchgang in der Wand. Nicht viel mehr als ein kurzer Wartungstunnel. Und mit Sicherheit wurde er verfolgt. Keuchend ließ Mobuto eine scharfe Plasmagranate fallen. Er rannte durch den Eingang und hörte erfreut wie hinter ihm die Kampfkreaturen von der Granate zerfetzt wurden. Halb verweste Körperteile und Reste von Waffen flogen ihm entgegen.
Erst jetzt bemerkte der Staff Sergeant wo er war. Es war ein gigantischer Schacht, in dem sogar ein Pelican hätte fliegen können. Weit über den Schacht sah er eine bläuliche Plattform, in dessen Mitten ein Energiefeld war.
Mobuto schrak auf, als der Illuminat von einem Moment auf den anderen vor ihm schwebte. „Der Index befindet sich im Energiefeld über uns“, sagte Spark. „Wir müssen da hoch.“
Mobuto sah der Maschine misstrauisch hinterher, die in einem weiteren Gang verschwand. Sie ließ ihm gar nicht erst die Gelegenheit eine Frage auf all das zu stellen. Widerwillig folgte er und fand sich in einem ähnlichen Raum wie zuvor wieder. Mobuto atmete erleichtert aus, als er sah, dass niemand außer ihm hier war. Aber wo war der Illuminat? Und wer garantiert einem dass die Flood nicht plötzlich auftaucht?
Er schritt an mehreren Säulen und Wänden vorbei – die gesäumt waren von kunstvollen Gravuren. Als er um eine Ecke bog stand er einem fünfzehn Meter hohen Tor gegenüber. Auf halber Höhe schwebte Guilty Spark und versuchte offenbar die Tür zu öffnen.
Mobuto wollte etwas fragen doch der Illuminat war schneller. „Die Sicherheitstüren haben sich automatisch versiegelt.“ Die kleine Maschine blickte auf den Sergeant herab. „Ich werde die Steuerung umgehen um sie zu öffnen.“
„Tu doch was du willst, du Nervensäge“, murmelte Mobuto in sich hinein.
Das Tor öffnete sich. Spark wandte sich von dem Steuerungshologramm (in der Luft) ab und schwebte weiter. „Dies ist das erste von zehn Portalen. Bleiben Sie dicht hinter mir.“
Mobuto hatte Mühe Schritt zu halten. „Was soll das heißen zehn Portale? Glaubst du etwa ich habe so viel Zeit um ...“
Noch ehe Mobuto seinen Satz beenden konnte, sprang eine Kampfkreatur aus einer Nische in der Wand auf ihn zu. Obwohl die Kreatur einen Nadelwerfer besaß, wollte sie sich lieber auf den Sergeant stürzen um ihn dann zu erschlagen.
Doch der Plan wurde vereitelt als Mobuto das Feuer eröffnete und den Flood verbrannte.
Weitere Kreaturen stürmten aus der Öffnung und eröffneten sofort das Feuer. Mobuto sprang hinter eine Wand in Deckung, um so dem Kugelhagel zu entgehen. Er lugte kurz vor, feuerte ein paar vereinzelte Plasmaschüsse auf den Feind und ging wieder in Deckung.
„Merkwürdig“, kommentierte Guilty Spark von oben. „Sie haben so schwache Waffen mitgebracht um die Flut zu bekämpfen. Trotz der Eindämmungsprotokolle.“
Am liebsten hätte sich Mobuto mit der Flood verbündet um den Illuminaten Feuer unter dem Hinter zu machen. Aber er musste sich auf die jetzige Situation konzentrieren. Neben der toten Kampfkreatur lagen noch einige Splittergranaten. Noch in Reichweite. Mobuto hechtete nach vorn, schnappte sich die blutverschmierten Granaten und warf eine davon im hohen Bogen auf die Feinde – bevor er wieder hinter der sicheren Wand verschwand.
Mobutos Glück war, dass die Flood-Kreaturen zwar oft Granaten besaßen, aber sie nie einzusetzen schienen. Und so ließ die HE-Granate die umliegenden Splitter- und Plasmagranaten der Flood explodieren. Es folgte eine riesige Explosion mit einem ohrenbetäubenden Knall. Sämtliche Flood in der Umgebung wurden durch das Plasma und tausenden von Splittern pulverisiert. Die Öffnung, aus der die Gefahr gekommen war, wurde derart verbogen, dass sie nicht mehr wieder zu erkennen war.
Sergeant Mobuto blickte um die Ecke und stellte zufrieden fest, dass neben der deformierten Öffnung und dem stark beschädigten Boden, nichts mehr zu sehen war.
Unbeeindruckt und summend schwebte der Illuminat weiter.
„Oh, ich bin ein Genie“, sagte er fröhlich.
„Du bist ja wohl der letzte, der das von sich behaupten kann“, meckerte Mobuto wütend, als er der Maschine folgte.
Eine Minute später hielt Spark inne. Er drehte sich um und flog auf eine der Wandöffnungen zu. „Flutaktivitäten haben einen Defekt in einem Subsystem zur Drohnensteuerung verursacht“, erklärte er. „Ich muss das Ersatzsystem reinitialisieren. Gehen Sie schon weiter, ich komme nach sobald ich hier fertig bin.“ Spark wandte sich von Mobuto ab und flog davon.
„Ach, soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst“, sagte sich Mobuto und ging weiter.
Nach ein paar Metern kam er wieder vor einem neuen Tor an – welches wie das erste verschlossen war.
Toll, und was jetzt?, dachte Mobuto.
Er hörte wie etwas durch ein Rohr in der Wand flog. Er befürchtete schon, dass er es wieder mit den Flood-Kreaturen aufnehmen müsste – oder dass 343 Guilty Spark wieder kommt. Doch zu seiner Überraschung öffnete sich eine Klappe in der Wand und ein Wächter schwebte ins Freie.
Dann kam noch ein zweiter. Und fünf weitere.
Die insektenhaften Maschinen schienen sich nicht für den Sergeant zu interessieren. Sie hatten ihre drei Schwingen nach hinten geklappt. Und kaum hatten alle sieben Wächter die Öffnung verlassen, sah man auch schon wie neue Kampfkreaturen, Wirtskreaturen und Parasiten anstürmten – und zwar aus der Richtung aus der Mobuto kam.
Dieser wollte gerade das Feuer eröffnen, als die sieben Maschinen über ihm ihre Schwingen hochklappten und selbst das Feuer eröffneten. Ihre rubinroten Energiestrahlen spießten die Kampfkreaturen einen nach dem anderen auf und verbrannten sie.
Zufrieden zog sich Mobuto zu dem gigantischen Tor zurück. Sollen doch die Wächter die Arbeit erledigen.
Mobuto horchte auf, als ein metallisches Geräusch durch das Tor dröhnte. Er drehte sich um und stellte fest wie sich das Portal öffnete. Auf der anderen Seite wartete schon Guilty Spark.
Scheinbar zufrieden beobachtete Spark wie die Wächter die Flood-Kreaturen aufrieben.
„Diese Wächter werden deine Kampfsysteme verstärken“, sagte er und blickte zu Mobuto. Und ich schlage vor, dass du auf eine Klasse-Zwölf-Kampfrüstung aufstockst. Mindestens. Dein aktuelles Modell wird nur als Klasse-Eins eingestuft – was für eine solche Aufgabe ungenügend ist.“
Der Sergeant blickte zurück und sah wie die Wächter die Flood bekämpften. Lange würden sie dem Dauerfeuer nicht standhalten. Schon der dritte Wächter stürzte brennend zu Boden und zerschellte, als er aufkam.
„Die Wächter können die Flood mit ihren Waffen nur für kurze Zeit aufhalten“, drängelte Spark. „Nur Tempo kann uns retten.“ Einige Kampfkreaturen stürmten schon um die Ecke und nahmen Kurs auf den Sarge. Dieser setzte sich ebenfalls in Bewegung und rannte dem Illuminaten hinterher.
„Du hast ja gut reden!“, rief er ihm nach. „Du kannst ja auch fliegen.“
Ohne auf das zu achten was hinter ihm war, rannte Mobuto durch die Gänge – wo er auch problemlos mit einem Warthog hätte fahren können.
Er hörte das Getrampel von Dutzenden von Wesen. Alle waren sie hinter ihm her und er konnte sie unmöglich besiegen. Und aus den unzähligen Rohren kamen immer mehr Feinde.
Eine mit einer Bazooka bewaffnete Kampfkreatur zielte auf Mobuto und drückte ab. Doch im selben Moment sprangen weitere Kreaturen aus den Wandöffnungen und gerieten in die Schussbahn. Die Rakete traf die Flood und vernichtete mehrere Kampfkreaturen und Parasiten. Eine grünliche Nebelwolke entstand und verdeckte für kurze Zeit die Sicht.
Sergeant Mobuto sprintete gerade mit letzter Kraft an einer Wand voller blauer Monitore vorbei, als ihn eine Pistolenkugel ins rechte Bein traf. Vor Schmerz schrie er auf – doch er musste weiter. Weit vor sich sah er in der linken Wand einen Durchgang. Aus dem Durchgang strömte Licht. Wenn er Glück hatte, könnte es dort nach draußen gehen und er könnte hier verschwinden.
Wie gesagt: wenn.
Ein Nadelprojektil durchbohrte seine Schulterplatte und explodierte. Einige Schrapnellen drangen in die Haut ein. Der darauf folgende Schmerz war unerträglich. Nur knapp entging er dem Rest der Nadelprojektile.
Er kam dem Ausgang näher. Und näher.
Als er ankam, sah er eine zweihundert Meter breite Plattform. Mit letzter Kraft sprang er darauf und zog sich hoch.
Der Marine ließ einen Jubelschrei los, als sich die Plattform nach oben bewegte und die Flood hinter sich ließ.
Er war gerettet – vorerst.

Der Aufzug stoppte abrupt. Mobuto sah auch schon den Eingang, der ihn mit Sicherheit in ein weiteres Labyrinth aus Gängen führen würde.
Der Illuminat wollte sich wieder verdünnisieren. „Bitte entschuldigen Sie mich. Der Energieverlust einer Wartungseinheit in Abschnitt Fünf-Fünf-Zwei-Vier benötigt mein ...“
Sergeant Mobuto ließ die Maschine erst gar nicht zu Wort kommen. Er feuerte mit seinem Plasmagewehr auf Spark – so lange bis sich die Seitenklappen der Waffe öffneten, um das Gewehr nach der Überhitzung abzukühlen.
Zu seiner Überraschung richtete dies keinen Schaden an der Maschine an. „Sind Sie jetzt fertig?“, fragte Spark leicht genervt.
„Nein!“, schrie Mobuto. „Ich bin hier noch lange nicht fertig. Von mir aus kannst du dir deinen Index sonst wo hinschieben. Ich geh hier erst weiter wenn du mir erzählt hast was das hier für ein verdammtes Gebäude ist, was ich hier soll und was diese Flood-Viecher damit zu tun haben!“
Mobuto hatte eigentlich erwartet, dass Guilty Spark trotz seines kurzen Wutausbruchs weiter fliegen würde. Sein Gesicht war rot angelaufen und glühte regelrecht – für kurze Zeit vergaß er sogar den Schmerz in seinem Körper. Und zu seiner Überraschung machte der Illuminat kehrt und schwebte zu dem Sergeant zurück.
„Diese Einrichtung wurde errichtet um die Flood zu erforschen und einzudämmen“, erklärte er. „Das Überleben der Rasse hängt von ihr ab. Es freut mich, dass einige überlebt haben und sich fortpflanzen konnten.“
„In wie fern eindämmen?“, fragte Mobuto.
„Die Flood ist zu gefährlich um sie einfach so freizusetzen. Wohlmöglich müssen wieder Massensterilisierungen durchgeführt werden, um den Ausbruch zu kontrollieren.
„Was heißt hier: müssen wieder durchgeführt werden? Gab es schon einmal einen Ausbruch?“
„Natürlich“, antwortete der Illuminat. „Nach dem letzten verheerenden Ausbruch wurden Proben zu Studienzwecken aufgehoben – diese Entscheidung erwies sich offenbar als Fehler“, räumte er ein.
Mobuto wollte die Arme vor der Brust verschränken, doch der Schmerz in seiner Schulter ließ dies nicht zu. „Das kannst du laut sagen!“, sagte er schließlich. „Wer ist schon so blöd und will diese Monster studieren?“
„Die Blutsväter errichteten diesen Ring – einen von sieben. Die Forschungsausstattung ist übrigens wirklich beeindruckend. Vielleicht haben Sie später Zeit sie zu besichtigen.“
„Beeindruckend?“, sagte Mobuto verwirrt. „Ich sehe hier nur riesige Tore, Aufzüge und Mauern.“
„Diese Einrichtung ist gut durchdacht“, verteidigte sich Spark. „Sie ist mit Sicherheit die einzige Möglichkeit die Flood auszumerzen.“
Mobuto setzte sich hin. Er riss den Ärmel seiner Jacke ab, um damit sein verwundetes Bein abzubinden. Es war ein glatter Durchschuss. „Weist du, wenn diese Einrichtung so gut durch dacht ist. Warum ist die Flood schon draußen auf dem Ring?“ Er legte die Wunde frei um das Stück Stoff umzubinden und wartete auf eine Antwort.
Der Illuminat dachte kurz über Mobutos Frage nach und sagte dann: „Ich vermute mal, dass die andere Spezies – die sich momentan in der Einrichtung aufhält – für die Freisetzung der Flood verantwortlich ist.“
Der Sarge biss die Zähne zusammen als er den Verband festzog – solange er keine medizinische Ausstattung hatte muss das reichen. Als er Spark hörte blickte er erstaunt auf.
„Heißt das, dass die Allianz auch in der Quarantänezone ist? Oder gar in der Bibliothek?“
„Das will ich meinen“; antwortete Guilty Spark. „Sie versuchen hartnäckig in Sperrgebiete einzudringen.“
Mobuto stand auf. „Weist du 343, es ist doch völlig egal ob die Flood aus diese Zone entweicht. Sie würden doch sowieso auf Halo festsitzen. Alle Schiffe, mit denen sie fliehen könnten, sind doch im Weltraum.“
„Nicht alle“, korrigierte ihn Spark. „Die Flood sind schon dabei Ihr Schiff zu reparieren. Ihre parasitische Natur täuscht über ihre Intelligenz hinweg.“
Mobuto weitete die Augen. „Soll das heißen, dass die Autumn es auf diesen Ring geschafft hat?“
„Ja. Die Flood ist bereits an der Absturzstelle – sowie die Spezies, die du ,Allianz‛ nennst.“
Mobuto wollte gerade fragen wo die Pillar of Autumn heruntergekommen war. Doch aus den Augenwinkeln heraus sah er wie eine Kampfkreatur, aus dem Eingang, auf ihn zustürmte. Und nicht nur irgend eine. Diese hier hatte einen SSM-Raketenwerfer auf dem Arm.
So schnell er konnte sprang der Marine mit seinem unverletzten Bein zur Seite und entging so nur knapp der todbringenden 102mm-Rakete. Er schlug auf dem Boden auf und warf seine vorletzte HE-Splittergranate auf das Flood-Ungetüm. Noch bevor dieser eine zweite Rakete auf die Reise schicken konnte, wurde er von einer Wolke aus Staub und Millionen von Splittern umhüllt und getötet.
Eine zweite Kreatur wurde von der Wucht der Explosion nach hinten geschleudert und ließ dabei sein MA5B-Sturmgewehr fallen. Die Kreatur richtete sich auf und sprang quer durch die Halle auf Mobuto zu, um ihn mit den peitschenartigen Schwingen zu erschlagen.
Dieser packte sein Plasmagewehr und röstete damit die anfliegende Gefahr. Mobuto stand auf und holte sich das Sturmgewehr der toten Kreatur. Diese Waffe war wenigstes besser geeignet als das schwere Plasmagewehr. Als er sich umdrehte sah er den Illuminat, wie der knapp einen Meter über der Plattform schwebte und die toten Kampfkreaturen betrachtete.
Der Sergeant kam näher und bemerkte, dass die tote Kampfkreatur einmal ein Mensch gewesen war. Ein Marine, wie er auch. Die Kampfform hatte sogar noch die Uniform eines Colonels an. Nur mit dem Unterschied, dass diese hier zerfetzt war und überall Tentakel heraus quollen.
„Sie sehen wie der Körper nach der Infektion genetisch umstrukturiert wurde“, erklärte Spark. „Die kleineren Wesen tragen Sporen, die die Mutation des Wirts bewirken. Der Wirt produziert ebenfalls Sporen, die die Infektion weiter übertragen – tückisch und elegant.“
Mobuto nahm etwas Abstand von der Kreatur. Nicht nur wegen des Verwesungsgestanks, sondern wegen der Tatsache, dass er infiziert werden könnte – was ohne einen Parasiten allerdings nicht möglich ist.
„Solange es genügend Wirte gibt, kann sich die Flood vermehren“, fuhr der Illuminat fort.
Und als hätte jemand einen Schalter umgelegt, flog Spark auf den Ausgang zu. „Die Flood darf nicht aus der Einrichtung entweichen. Sie vernichten sonst alles!
Wir müssen den Index holen um diesen Ring zu aktivieren und den Ausbruch zu kontrollieren.“
Und schon war die Maschine verschwunden.
Eigentlich wollte Mobuto noch etwas über den Index und Halos Funktion in Erfahrung bringen. Aber dies schien dem Illuminaten egal zu sein.
Nur widerwillig folgte er Guilty Spark in die zweite Etage.
Er war froh darüber, dass er auf keinen Gegner bis jetzt gestoßen ist. Die Flood schien sich noch nicht zu sehr ausgebreitet zu haben. Wofür er dankbar war.
Als Mobuto um die nächste Ecke schritt sah er eine Schlacht zwischen Wächtern und Flood, am Ende des Ganges. Auf halber Höhe war das nächste Portal. Der Illuminat wartete schon. Wenn er sich schnell genug dorthin begeben könnte, dann würde er ungesehen weiter kommen.
Die Wächter ließen gerade mit ihren Wächterstrahlern einige Wirtskreaturen zerplatzen. Diese ließen umliegende Granaten detonieren und sorgten für ein ablenkungsreiches Inferno.
Als Mobuto das Tor erreichte, öffnete es sich schwerfällig und er schlich unbemerkt hindurch.
Er kam in einen hohen Raum. Der Weg führte in zwei Richtungen. Einer endete an einem gigantischen Schacht (der etwa so groß war wie der Lift von vorhin). Der andere Weg führte zum nächsten Portal. Er war in drei Bereiche unterteilt und schwach mit goldgelbem Licht beleuchtet. Weit und breit waren keine Feinde zu sehen. Also marschierte er los.
Auf halber Strecke öffnete sich schon das Tor. Also das nenn ich mal Pünktlichkeit, dachte Mobuto erfreut. Als er das Portal passiert hatte sah er wie eine Art Wartungstunnel im Boden verlief. Er lief die Rampe herunter und betrat den unterirdischen Tunnel. Schon nach der ersten Kurve erblickte er Kampfkreaturen und Wirte. Dutzende.
So schnell wie ihn seine Beine trugen verließ der den Tunnel wieder. Er wollte in die Richtung fliehen, aus der er gekommen war. Doch aus dem hinteren Tor drangen auch Flood. Die Wächter schienen den Kampf verloren zu haben.
Sergeant Mobuto saß in der Falle.
Er versuchte dem Sperrfeuer so gut wie möglich auszuweichen. Doch es ging nicht. Mehrere Kugeln und Plasmatreffer erwischten ihn und zwangen ihn zu Boden. Schwerfällig zog er sich in Richtung Wartungstunnel zurück. Mobuto versuchte sich in einer Nische in der Wand zu verschanzen.
Zu allen Überdruss verließ die Flood nun auch das Wartungsrohr im Boden. Er hörte nicht auf mit seinem Maschinengewehr zu feuern. Die Patronenhülsen bildeten schon einen regelrechten Teppich in der Blutlache. Blutend und schmerzerfüllt wollte er seine letzte Splittergranate in die Horde der Feinde werfen. Doch im selben Moment trafen ihn mehrere pinke Nadelprojektile. Durch den Schmerz, den sie verursachten als sie in den Oberkörper eindrangen, ließ er die Granate frühzeitig los.
Zu nah, dachte Mobuto, als er die Splittergranate mit verschwommenem Blick rollen sah. Zu ...
Die Nadeln explodierten in selben Zeitpunkt wie die Granate. Sergeant Mobuto war sofort tot, als die zerstörerische Explosion seinen Körper zerfetzte.
Wegen einer unerfüllten Mission – die er nicht mal richtig verstanden hatte – musste er sterben. Ohne Mitleid für seinen Tod machten sich mehrere Parasiten über die Leiche her.

Einige Stunden später hatten die Wächter wieder die Kontrolle. Jedenfalls bis die nächste Welle an Flood kommen würde.
Der Illuminat schwebte über Mobutos Leiche. Sie war so zerfetzt, dass die Flood sie nicht mehr nutzen konnte.
„Oh, wie bedauerlich“, sagte er ohne jede Trauer.
Jetzt musste er einen neuen Reclaimer finden, der den Index holt. Vor kurzem hatte er auch schon einen geeigneten Kandidaten gefunden. Dieser hielt sich zurzeit in einem Sumpf-Komplex auf. Umringt von der Flood und ihren Opfern.
Er war genau der Richtige.
Der Illuminat aktivierte das Teleporternetz und machte sich auf den Weg. Bald würde der Flood-Ausbruch wieder unter Kontrolle sein.


Kapitel 11
0340 Stunden, 22. September 2552
(militärischer Kalender)
Pelican Charlie 217
Es war dunkel. Sehr dunkel sogar. Ohne den Radar und die Nachtsichtgeräte würde es der Pelican schwer haben in dieser Landschaft zu fliegen. Von weitem sah man nur die Fluglichter, die das Kommen des Schiffes ankündigten.
Aber dies war kein normaler Pelican. Obwohl dies ein Landungsboot der Menschen ist, war der einzige Mensch an Bord der Pilot Rick Hale. Die Passagierliste bestand ausschließlich aus Elitekriegern.
„Alles was du tun musst, ist diese Maschine zu fliegen. Nicht mehr und auch nicht weniger.“ Der Elite Zuka ’Zamamee hatte alles perfekt geplant. Sein Plan hatte sogar den heiligen Propheten überzeugt und ’Zamamee wollte nicht, dass auch nur ein einziger Mensch alles vermasselt.
Er hatte Hale nur am Leben gelassen weil dieser den Pelican fliegen konnte. Und damit der Plan in Erfüllung gehen konnte, brauchten sie unbedingt dieses Flugzeug. Aber inzwischen konnte der Elite ’Jagamee den Vogel genauso gut fliegen.
Was Hale eigentlich überflüssig machte. Eigentlich. Aber das hatte ja noch Zeit.
„Wie weit ist es noch?“, fragte ’Zamamee ungeduldig.
Hale blickte auf die Kontrollen. „Also, laut dem Nav-Computer sind es noch etwa vierzig Kilometer“, antwortete er.
’Zamamee hatte das metrische System der Menschen nie richtig verstanden. Aber er wusste noch, dass ein Pelican so etwas wie vierzig Kilometer schnell überwinden kann.
„Sehr gut“, sagte er. Der Elite blickte aus dem Cockpitfenster heraus. Irgendwo in der Dunkelheit war die Alpha-Basis, so wie sie die Menschen nannten. Das einzigste aber was er zu sehen bekam, war die schwarze Landschaft draußen und das grünbeleuchtete Cockpit. Draußen war es einfach zu dunkel.
„Und woher wollt ihr wissen, dass dieser Mensch in der Spezialrüstung auch wirklich dort ist?“, fragte Hale frei heraus.
„Ich habe meine Augen und Ohren überall“, antwortete ’Zamamee beiläufig. „Los, gib jetzt den Funkspruch ab!“, befahl er den Piloten.
Der Elite hoffte, dass Yayap seine Arbeit gut gemacht hatte. Denn Yayap war ’Zamamees Augen und Ohren. Man hatte ihn in die Alpha-Basis eingeschleust und mit einem Signalgeber ausgestattet. Und sobald er den Master-Chief gesehen hatte, hatte es auch ’Zamamee erfahren.
Hale griff in Richtung Funkgerät. Doch kurz davor zögerte er. Er war sich nicht sicher ob er das wirklich tun sollte. Am liebsten wäre er irgendwo anders. Nur nicht hier.
„Jetzt stell dich nicht so an“, fauchte ’Zamamee gereizt. „Wie oft habe ich dir auf der Wahrheit und Versöhnung gesagt, wie das Spiel läuft? Mindestens hundert Mal. Du hast hier nur zwei Möglichkeiten. Entweder, du weigerst dich meinen Befehlen zu folgen und stirbst. Ober, du tust was ich sage und ich verschone dein erbärmliches Leben.“
Widerwillig nahm Hale das Funkgerät und baute eine Verbindung auf. Kurz bevor er fertig war, packte ’Zamamee Hales Schulter. „Ich warne dich“, sagte er. „Wenn du mich hintergehst und die Menschen warnst, wird dein Tod mehr als nur schmerzvoll sein.“
„Du kannst dich auf mich verlassen“, sagte Hale kühl.
Als die Funkverbindung stand begann er zu sprechen. „Hier Charlie 2–1-7, wiederhole 217, an alle UNSC-Streitkräfte, die mich empfangen ... Hört mich jemand? Ende.“ Hale versucht möglichst verzweifelt zu klingen. Was unter diesen Umständen kein Kunststück war.
Eine kurze Pause entstand, dann meldete sich eine Frauenstimme: „Hier ist UNSC-Kampfbasis Alpha. Ende.“
„Gott sei Dank!“, jubelte Hale. „Wir wurden getroffen, nachdem wir die Autumn verlassen hatten, und in die Wildnis verschlagen. Wir konnten ein paar provisorische Reparaturen vornehmen, haben Verwundete an Bord – und bitten um sofortige Landeerlaubnis.“
Zuka ’Zamamee war beeindruckt mit welcher Überzeugung dieser Mensch lügen konnte. Aber selbst das würde ihn nicht retten können.
Nach einer Pause meldete sich wieder die Frau. „Sorry, Charlie, aber wir brauchen ein paar Informationen, bevor wir euch rein lassen können. Nennen Sie mir Name, Rang und Dienstnummer. Ende.“
Erneut zögerte Hale ein wenig. „Na los, tu was sie sagt!“, befahl ’Zamamee barsch. Frustriert sprach Hale wieder ins Mikro. „Hier ist First Lieutenant Rick Hale, Dienstnummer 876–544–321. Stellt euch nicht so an. Ich brauche die Erlaubnis sofort. Ende.“ Und wieder entstand eine Pause und Hale hoffte, dass er überzeugend genug gewesen war.
„Ich will für dich hoffen, dass das klappt“, sagte ’Zamamee hinter Hale. Das hoffe ich auch, dachte Hale nervös. Seine Hände zitterten, während er die Kontrollen des Pelicans bediente.
Charlie 217“, meldete sich die Frau. „Sie haben Erlaubnis auf Plattform Drei zu landen. Ich wiederhole: Plattform Drei! Sie wird von jetzt an zwei Minuten lang beleuchtet sein. Eine Sanitätsmannschaft wird auf sie warten. Sichern Sie sämtliche Waffen und schalten Sie die Energie ab, sobald Sie gelandet sind. Ende.“ Hale war froh das zu hören.
„Kein Problem“, sagte er dankbar. Mitten in der Finsternis tauchten Scheinwerfer auf, die Plattform Drei beleuchteten. Sie waren da. „Ich sehe die Lichter“, sagte Hale ins Mikrofon. „Wir kommen rein. Ende.“
Er schaltete das Funkgerät aus und wandte sich an ’Jagamee neben ihm. „Und“, fragte er. „Wie war ich.“
„Sehr gute Arbeit“, meldete sich Zuka ’Zamamee von hinten. „Danke.“
Hale wollte sich entspannt zurücklehnen. Aber ehe er sich versah, ließ ’Zamamee eine Drahtschlinge um seinen Hals fallen und zog sie fest.
Hales Luft wurde abgeschnitten als sich der Draht in seinen Hals grub. Er versuchte danach zu greifen, doch er schaffte es nicht. Seine Beine schlugen wie wild auf das Armaturenbrett.
Doch der Pelican flog unbeirrt weiter.
Der Elite ’Jagamee hatte das Steuer übernommen. Hale selbst hatte ihm dabei gezeigt wie man damit umgeht. Dieser kurze „Lehrgang“, plus sein Können als Bansheepilot, machten es ihm leicht den Vogel unter Kontrolle zu halten.
Hales Gegenwehr ließ allmählich nach. Schließlich hörte er ganz auf. Sein Körper hing schlaff im Sitz, als ’Zamamee den Draht losließ.
Rick Hale war tot.
’Zamamee nahm einen widerwärtigen Gestank wahr. Er grunzte angeekelt, als er bemerkte, dass der Mensch die Kontrolle über seine Blase verloren hatte. Angeekelt ging er in den Laderaum zurück.
Im Sitz des Copiloten hörte ’Jagamee, wie Zuka ’Zamamee zu den dreißig schwer bewaffneten Elitekriegern sprach.
Er spannte seine Mandibeln an. Die Lichter von Plattform Drei kamen immer näher. Er sah schon, wie Marines und Sanitäter bereitstanden um den „Verwundeten“ zu helfen.
Diese Menschen sind ja so dumm, dachte er erfreut. Sie ahnen ja nicht einmal was auf sie zukommt.
Denn der Pelican war nur die Vorhut. Sie sollen lediglich die Landezonen sichern und halten, bis sechs voll bepackte Allianz-Landungsboote eintreffen werden.
Der Kampf um die Alpha-Basis hat begonnen.
 
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Kapitel 12
0800 Stunden, 22. September 2552
(militärischer Kalender)
in der Nähe einen Sumpf-Komplexes
Was macht einen richtigen Sumpf aus? Ist es der schlammige, feuchte Boden? Ist es der Morast, in dem man (wenn man nicht aufpasst) bis zum Hals versinkt? Oder sind es die Sumpf- und Schlingpflanzen, die einen Sumpf zu dem machen, wie wir ihn kennen und scheuen?
Auf der Erde sind die Everglades, in Florida berühmt für ihre weitläufigen Sümpfe. Aber im Vergleich zu dem Sumpf auf Halo, in dem sich Corso und O’Neil aufhielten, waren die Everglades ein Witz.
Die Bäume waren hoch und verworren. Ihre Wurzeln versanken im überfluteten Boden. Grau-grüner Nebel erschwerte die Sicht zunehmend. Teilweise war der Boden so schlammig, dass man ihn unmöglich passieren konnte – es sei denn man hatte Lust auf ein Schlammbad.
Aber wen kümmert das schon, wenn man mit zwei Ghosts der Allianz unterwegs war? Dieses schnelle Aufklärungsfahrzeug schwebte in einer festgelegten Höhe über den Boden und trotzte so dem unwegsamen Boden.
Seit sie die Pelicans vor mehreren Stunden gesehen hatten, flogen sie in die ungefähre Richtung, in die die Schiffe geflogen sind. Bis jetzt sind sie aber niemanden begegnet. Und so fuhren sie tiefer in den Sumpf hinein.
Corso fiel im Nebel etwas auf. Weit vor sich sah er eine Silhouette. Als er näher heran kam, entdeckte er einen abgestürzten Pelican. Jedenfalls sah es so aus. Waffen und Ausrüstung waren überall verstreut. Leuchtstäbe erhellten das Gebiet um den Pelican. Aber keine Marines waren anwesend.
Die zwei Ghosts stoppten. Als Corso seinen Ghost ausschaltete, sank er zu Boden und lag zur Hälfte im Wasser. Er sprang hoch, als er bemerkte dass seine Hosen nass wurden und das Wasser in seine Stiefel lief. Er ging durch den Nebel auf den Pelican zu.
„Glaubst du, dass das einer der beiden Pelicans ist, die wir gesehen haben?“, fragte O’Neil.
„Ist gut möglich“, antwortete Corso. Er durchsuchte die Ausrüstungsteile. Fand aber nichts besonderes, nur Munition für Schrotgewehre. Er hatte ja nicht mal eins.
Währenddessen ging O’Neil ins Cockpit und fand zwei tote Piloten. Sie waren beim Aufprall gestorben und Blut klebte an der Scheibe. Ehe sie was sagen konnte startete sich ein automatischer Funkspruch. Die Stimme klang aufgeregt, ja beinahe verzweifelt. Es war gut möglich, dass ein Marine sprach, aber man konnte nicht alles verstehen, da die Nachricht ab und zu von Rauschen unterbrochen wurde.
„Hier spricht Landungsschiff Victor 933 vom ... Pillar of Autumn. Falls mich jemand empfängt, wir brauchen dringend Unterstützung. ... Wir sind unter schweren Beschuss von Außerirdischen – die nicht zu Allianz gehören.
Captain Keyes ist in der Hand feindlicher Kräfte. Wir haben uns in einem großen Komplex in ... Sumpfgebiet verschanzt. Schicken ... falls Sie mich hören!
Ich lasse diesen Notruf ab jetzt einmal pro Minute wiederholen! Landungsschiff Victor 933 Ende.“

Corsos Mund stand sperrangelweit offen, als er das hörte. „Ich wusste es“, sagte er. „Die Flood ist hier!“
O’Neil kam aus den Pelican raus. „Dean, wir müssen diesen Marines helfen. Komm schon.“
„Was?“ Corso schien entsetzt. „Ist dir klar was das heißt? Ich kämpfe nie wieder gegen die Flood! Nie.“
Er packte O’Neils Schultern und sah ihr in die Augen. „Hör mal Lindsay, als wir den Pelican gesehen haben wurde es gerade dunkel. Das war vor über vierzehn Stunden. Wahrscheinlich leben die Marines gar nicht mehr oder gehören nun auch zu denen. Außerdem sind wir nur zu zweit. Was können wir da schon ausrichten?“
O’Neil sah weg. Einerseits wollte sie den Marines helfen. Aber sie wollte sich auch nicht vorn anstellen, wenn es um einen Kampf gegen die Flood geht. Sie blickte in die Richtung, in die die Marines wahrscheinlich gegangen sind. Tiefer im Nebel waren Lichter zu sehen. Kleine Flutlichter.
„Wo starrst du denn die ganze Zeit hin?“, fragte Corso, der nun auch die Lichter bemerkte.
„Ich seh mir das mal an“, sagte O’Neil und befreite sich aus Corsos Griff. Noch bevor er sich versah war sie auch schon im Nebel verschwunden. „Lindsay, weist du überhaupt was du da machst?“, rief er ihr hinterher. Aber es kam keine Antwort.
„Lindsay?“
„Dean! Komm rüber, das musst du gesehen haben!“
Langsam stapfte Corso durch den Morast auf O’Neil und die Lichter zu. Mit ziemlicher Sicherheit waren es nur Leuchtstäbe der Marines – ein zweites Lager sozusagen.
Aber dem war nicht so.
Statt ein Marinelager vorzufinden, fand er nur O’Neil, die vor einem abgestürzten Allianz-Landungsboot stand. Der Bug des Schiffes war zum Teil im Schlamm versunken. Das Heck lehnte gegen einen massigen Baumstamm, was dem Schiff eine steile Schräglage verpasste. Die Ausstiegsluken waren halb offen, und sie waren oben!
Das Landungsboot war verkehrt herum. Das Plasmageschütz war somit auf der Oberseite. Möglich ist, dass das Schiff am Heck schwer getroffen wurde. Der Bug sank ab und das Landungsschiff kippte gegen den Baum.
In der Gegend lagen mehrere Frachtmodule herum. Die Allianz-Truppen schienen die Absturzstelle schon lange verlassen zu haben. Die Flutlichter erhellten die Gegend ungemein. Doch das Licht schaffte es nicht durch den Nebel zu den Baumkronen hinauf. Dafür aber lockte es jede Menge Motten an. Ganze Schwärme tanzten um die Lichtsäulen herum.
„So, genug gesehen“, sagte Corso, der versuchte die Insekten loszuwerden. „Können wir jetzt gehen?“
„Fragst du dich denn nicht, was hier passiert ist?“
„Dasselbe, was auch uns passiert, wenn wir hier noch lange bleiben. Und Tschüss.“ Corso verschwand wieder im Nebel.
Von weitem konnte O’Neil hören wie er seinen Ghost startete und auf sie zuflog. Als er wieder am Allianz-Landungsboot angekommen war sah er O’Neil grinsend an. „Also, kommst du jetzt oder willst du hier campieren?“
Schließlich ging O’Neil mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht zu ihrem Ghost und verschwand zusammen mit Corso aus dem Sumpf.

Die Landschaft wurde wieder begehbar. Der unheimliche, dunkle und unwegsame Sumpf wich einer hellen Landschaft. Grasbewachsene Hügel soweit das Auge reicht. Hier und da waren riesige Laubbäume, mit einem dichten Blätterdach. Vereinzelt waren Wolken am Himmel. Und nach einer längeren Pause, so gegen Stunde 1230, bedeckte die Sonne die Idylle mit ihren wärmenden Strahlen.
Der Fahrtwind war nicht zu warm aber auch nicht zu kalt, genau richtig eben. Die Fahrt über die Hügellandschaft verlief problemlos. Bis ...
... der Kontinent aufhörte.
Die Hügel endeten an einem riesigen See. Er schien genauso breit zu sein, wie der Ring breit war. In ein paar Kilometer Entfernung konnte man sogar den gegenüberliegenden Kontinent sehen. Aber der See schien so tief zu sein, dass man ihn unmöglich mit Ghosts überqueren kann.
„Also, hast du eine Ahnung was wir jetzt machen?“, fragte O’Neil, als sie ihren Ghost zum stehen brachte.
Corso blickte sich an der Küste entlang um. Außer einen kleinen Brückenkopf waren weit und breit nur ein paar Felsen und Bäume zu sehen. Ja sogar ein Berg erstreckte sich in der Nähe zum Himmel. „Am besten schauen wir da mal rüber“, sagte Corso und zeigte auf den verwahrlost wirkenden Brückenkopf.
„Und?“ O’Neil schien das nicht sehr zu interessieren. „Das ist nur der Anfang einer Brücke. Das bringt uns auch nicht auf die andere Seite.“
„Lass uns einfach mal nachschauen, okay?“ Corso beschleunigte seinen Ghost und fuhr so schnell er konnte auf den Brückenkopf zu. O’Neil seufzte, Corso wollte immer seinen eigenen Kopf durchsetzen – aber auch das gefiel ihr an ihm. Sie aktivierte ihr Gefährt und folgte Corso zum See.

Der Brückenkopf hatte die annähernde Form einer Rampe. Sie führte ein paar Meter übers Wasser und hörte dann einfach auf. Wenn es hier einmal eine Brücke gegeben hat, dann war sie fast drei Meter breit. In etwa fünfhundert Meter Entfernung war auf dem See eine kleine Insel. Auf ihr war ebenfalls ein Brückenkopf errichtet worden. Nach der Insel kam noch eine und danach wieder. Bis zum anderen Ufer.
Die beiden Marines stiegen von ihren Ghosts und gingen zum Ende der Brücke. Corso blickte zur nächsten Insel. Sie war weiter entfernt als er dachte. „Hey, kannst du schwimmen? Weil anders kommen wir da nicht rüber.“
„Ich kann bestimmt besser schwimmen als du. Und außerdem, dort drüben ist eine Schalttafel. Vielleicht können wir sogar eine Brücke ausfahren.“
Corso blickte O’Neil hinterher. Erst jetzt bemerkte er die holographische Tafel am Ende der Brücke. „Schön, wenn du es auf die einfache Art machen willst“, sagte er seufzend.
O’Neil legte ihre Hand auf die Tafel und betätigte etwas. Es gab ein lautes Metallisches Geräusch, als sie den Schalter umlegte. An den Ecken der Brücke fuhren einhundert Meter lange Metallarme heraus. An festgelegten Punkten leuchteten sie hell auf. Auf der gegenüberliegenden Insel geschah das gleiche. Das Licht „formte“ sich zu einer langen Brücke, die über das Wasser schritt – eine Brücke aus Licht!
„Also, das musst du mir jetzt erklären.“ Corso versuchte zu verstehen, was eben vor seinen Augen passiert war.
„Ich hab keine Ahnung“, gab O’Neil zu. „Ich hab einfach etwas gedrückt. Die Brücke scheint jedenfalls aus so was wie Licht zu bestehen. Komisch.“ Sie hob einen Stein auf und warf ihn auf die Brücke. Sie erwartete eigentlich, dass der Stein durch das Licht hindurch ins Wasser fällt. Aber genau das Gegenteil passierte. Der Stein blieb auf der Lichtbrücke liegen.
Vorsichtig setzte Corso einen Fuß darauf. Er war erstaunt als er auf Widerstand traf. „Naja, wenigstes kommen wir so auf die andere Seite“, sagte er mit einen Schulterzucken.
O’Neil hielt sich die Hand wie einen Schirm über die Augen, damit die Sonne sie nicht blendete. „Wie es aussieht müssen wir auf jeder Insel die nächste Brücke aktivieren.“ Grinsend sah sie zu Corso rüber. „Wetten ich bin zuerst drüben?“
„Die Wette gilt“, sagte Corso ebenfalls grinsend.
Und so lieferten sich die zwei Marines mit ihren Ghosts, einen Wettstreit, wer als erster den gegenüberliegenden Kontinent erreicht. Zum Schluss stand es fünf zu drei für O’Neil. Da von jeder Insel aus ein neues Rennen gestartet wurde. Als Corso endlich am Ufer des neuen Kontinents ankam empfing ihn schon O’Neil. Sie saß gemütlich auf ihrem Ghost, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und lehnte sich zurück.
„Gibt‘s zu“, sagte sie. „Frauen können einfach besser fahren als Männer.“
Corso winkte nur ab. „Das eben war doch kein Beweis – das war nur Glück. Außerdem hatte ich sowieso keine Lust ein richtiges Rennen zu fahren. So und damit Basta!“

Die nächsten Stunden fuhren die Marines querfeldein durch Halos Landschaft. Ohne auf irgendwelche potentielle Gegner zu treffen. Ab und zu kreuzten Herden von Tieren ihren Weg. Aber sonst nichts Ernstes.
Irgendwann, so gegen Stunde 1530, erreichten sie einen neuen Komplex. Er war auf einen Tafelberg errichtet worden. Er war riesig. Allerdings schien er auch verlassen zu sein.
Die zwei Ghosts umrundeten den Tafelberg und fanden auf halber Strecke einen Pfad, der nach oben führte. Eine Art Barrikade war errichtet worden. Die Marines ließen ihre Fahrzeuge zurück und kletterten mühsam über die Absperrung. Schließlich kamen sie über einen Pfad an der Basis an.
Sie war tatsächlich verlassen.
Überall lagen Ausrüstungsgegenstände. Von der Pillar of Autumn! Leere Munitionskisten, Technikerausrüstung, stationäre Geschütze, Schützengräben, und, und, und.
Corso betrat einen Raum mit leeren Munitionskisten. Einige waren umgeworfen und lagen nur offen da. O’Neil kam hinter ihm rein. „Sieht so aus als hätten dies ziemlich eilig gehabt, wegzukommen“, bemerkte sie.
Corso öffnete wortlos mehrere Kisten. Egal welche er aufmachte, alle waren sie leer. „Keine Sturmgewehre. Keine Schrotgewehre. Keine Pistolen. Keine Granaten. Nichts, aber auch gar nichts. Kannst du dir diesen Wahnsinn vorstellen, Lindsay? Die hätten ja mal an uns denken können.“
O’Neil ging wieder nach draußen um einen Eingang zu suchen der tiefer in den Komplex führt. „Du hättest ja Keyes auf der Autumn Bescheid sagen können. Damit er dir was übrig lässt“, sagte sie, als sie einen weiteren Eingang gefunden hatte.
Der Eingang war dunkel und führte nach unten in den Komplex hinein. Sie wollte ihn sich näher ansehen als Corso sie wieder rief.
„Hey, Lindsay, komm mal rüber! Das musst du sehen.“
Als O’Neil wieder in der Waffenkammer war, sah sie Corso vor einer langen Kiste hocken. Seine Augen waren glasig und er war nur auf den Inhalt fixiert. In der Kiste befand sich ein SSM-Raketenwerfer – nur keine Munition!
Corso begann in den umliegenden Kisten zu wühlen. „Na los, da muss doch was sein!“ Beinahe hysterisch durchsuchte er jede einzelne Schachtel.
O’Neil lehnte am Türrahmen und sah Corso dabei zu, wie er verzweifelt nach Munition suchte. Nur für diese eine Bazooka. „Vergiss es Dean“, sagte sie. „Entweder brauchten die keine Bazooka oder haben alles verballert. Wie dem auch sei, du wirst hier nichts finden, so wie es aussieht.“
„Unsinn“, sagte Corso selbstsicher. Er schüttete eine Kiste aus und fand nur leere Magazine. „Jeder braucht eine Bazooka. Hier ist bestimmt irgendwo ...“
Corsos Satz wurde unterbrochen, als ein lautes Geräusch, ja beinahe eine Explosion, die Alpha-Basis durchzog. Es hörte sich an, als hätte jemand einen stählernen „Korken“ aus einer Tür gesprengt. Kurz danach vernahmen die beiden Marines ein weiteres Geräusch. Ein Gitter, oder was ähnliches, fiel scheppernd zu Boden.
Dann wurde es wieder still.
„Lindsay, was war das?“, fragte Corso beunruhigt.
„Ich hab keine Ahnung. Es kam von da drüben.“ Sie führte Corso zu dem Eingang, an dem sie auch vorhin schon gewesen ist. Das Geräusch kam mit hoher Wahrscheinlichkeit vom Inneren des Komplexes.
„Komm“, sagte sie und zog Corso hinter sich her. Je tiefer sie kamen, desto dunkler wurde es. Als sie weiter in den kaum beleuchteten Komplex vorgedrungen waren, vernahm Corso ein kaum hörbares gurgelndes Geräusch.
„Okay, Lindsay, das war’s ich verschwinde!“ Corso wandte sich zum gehen.
„Was, aber warum?“
„Hast du das eben nicht gehört? Ich kann mir schon denken was da unten ist.“ O’Neil sah Corso immer noch verwundert an. „Und komm jetzt bloß nicht mit deinem: ,Ach komm schon, Dean!’ Das zieht bei mir nicht. Und Tschüss.“
O’Neil wollte Corso etwas hinterher rufen, als plötzlich eine 14,5mm-Kugel nur knapp an Corso vorbei, in der Wand einschlug. Ein ohrenbetäubendes Echo durchzog den steilen Gang. Ein weißer Strahl zog sich von der Patrone aus in den finsteren Gang hinab.
Corso wirbelte herum und suchte nach einem Ziel. Doch es war zu dunkel. Kurz danach schlug eine zweite Kugel im Boden zwischen den Marines ein.
„Weg hier!“, rief O’Neil und rannte in Richtung Ausgang. Die beiden Marines hatten gerade die erste Ecke passiert, als sich der Gang auch noch mit 7,62mm-Kugeln und Plasmaschüssen füllte. Corso war froh darüber, dass die Kampfkreaturen der Flood so schlechte Scharfschützen waren.
Schließlich sahen sie Tageslicht und kamen wieder ins Freie. O’Neil stützte erschöpft die Hände auf die Knie. „Verdammt noch mal. Wohin jetzt Dean? Wohin?“
Die erste Kampfkreatur kam uns Freie und wollte auf die Marines feuern. Sie hatte ein S2-AM-Scharfschützengewehr. Corso packte den langen Lauf des Gewehrs und drückte ihn in eine andere Richtung. Und im selben Moment verließen zwei 14,5mm-Geschosse das Gewehr und flogen dem Himmel entgegen.
Doch nun war die Waffe leer und Corso verpasste der Kreatur eine Ladung Plasma in den Wanst.
„Komm schon“, drängelte O’Neil und zog Corso in Richtung Landeplattform. Es gab nur einen Weg hinauf, und der war eine Rampe. Allerdings gab es auch keine Fluchtmöglichkeit.
„Bist du verrückt?“, sagte Corso entsetzt.
„Hast du ’ne bessere Lösung?“
Aus dem Eingang strömten unaufhörlich Flood-Kreaturen. Und alle nahmen sie Kurs auf die Marines. Sobald sie jedoch die Landeplattform erreichten, wurden sie vom stetigen Plasmafeuer verbrannt. Doch eine Kreatur gelang es dem tödlichen Plasma zu entgehen. Mit dem einen Arm schlug es Corso derart hart in die Magengegend, dass er nach hinten geschleudert wurde und mit dem Kopf auf den Boden aufkam.
Glücklicherweise fing sein Helm den Sturz ab.
In der anderen Hand hielt der Flood eine M6D-Pistole. Sie feuerte ganze drei Kugeln auf O’Neil ab, die blutend zu Boden ging und ihre Waffe verlor.
Ein paar Kampfkreaturen mehr kamen auf die Plattform. Aber ehe sie sich versahen, hörte man eine gigantische Explosion – noch lauter als die, mit der die Flood in die Alpha-Basis gelangte und die Marines attackierte. Eine Art Erdbeben durchzog den gesamten Haloring.
Die Flood hielten kurz inne.
Plötzlich drehten sich alle Kampfkreaturen wieder um und rannten fluchtartig weg. Alle, vom ersten bis zum letzten, verschwanden wieder im Eingang. Offenbar suchten sie Schutz in den tiefen, dunklen Winkeln unter Halos Haut.
Keuchend stand Corso auf. Wohlmöglich waren einige seiner Rippen gebrochen. Er ging zu O’Neil rüber und stellte erfreut fest, dass sie noch lebte.
„Was hat sie vertrieben?“, fragte sie mit zittriger Stimme.
„Ich weis es nicht“, gab Corso zu.
Sie legte ihren Arm um seine Schulter und er half ihr auf. Corso blickte den Horizont hinauf. Und weit entfernt sah er was die Flood verscheucht hatte.
Eine Explosion.
Jemand hatte es tatsächlich geschafft Halo zu zerstören, denn die Detonation ließ den Ring zerbrechen – da das Gleichgewicht des Ringes auseinander gerissen wurde. Es sah aus als sei eine neue Sonne auf Halo entstanden. So hell war das Inferno.
Corso hielt O’Neils Hand. Er blickte zu ihr und stellte fest, dass auch sie die Zerstörung sah. Sie drehte ihren Kopf und beide sahen sich in die Augen.
Corso schluckte den Kloß in seinen Hals herunter und tat das, was er die ganze Zeit schon tun wollte. Seit er auf der Pillar of Autumn den Pelican Charlie 217 betreten hatte.
„Lindsay, ich ...“, begann er.
„Ich weis, Dean“, sagte O’Neil, die genau wusste was er zu sagen gedachte.
Sie lehnte sich an ihm und hielt seine Hand fest im Griff. Beinahe zu fest. Aber Corso störte das nicht im Geringsten. „Ich weis“, wiederholte O’Neil.
Zum ersten Mal, seit er diesen Ring betreten hatte, war Corso glücklich. Und das letzte was er sich in seinem Leben fragte war: was wäre gewesen, wenn er Lindsay unter anderen Umständen kennen gelernt hätte? Nicht hier. Nicht auf Halo, sondern irgendwo anders. Ohne die Allianz und die Flood.
Dann wurde das gemeinsame Leben der beiden Marines völlig aus den Fugen gerissen.


Epilog
Staff Sergeant Marvin Mobutos Leiche wurde später in der Bibliothek von dem Spartaner 117 – dem Master-Chief – gefunden. Er war erstaunt darüber, wie weit es Mobuto doch geschafft hatte. Er hätte ihn nur zu gern kennen gelernt.
Er selbst schaffte es den Index zu holen. Und Dank Cortana erfuhr er den wirklichen Zweck Halos – die Auslöschung allen empfindungsfähigen Lebens, nur damit die Flood aufgehalten werden kann. Schließlich gelang es ihm in einem Longsword zu fliehen, nachdem er mit der Sprengung der Pillar of Autumn Halo zerstörte.
Der SpecOps-Elite Zuka ’Zamamee glaubte dem Master-Chief überlegen zu sein und stellte ihm auf der Pillar of Autumn eine Falle. Doch im Kampf gegen den Spartaner verlor ’Zamamee sein Leben. Seine größte Aufgabe, den Master-Chief zu töten scheiterte durch eine Hand voll Granaten.
’Zamamees Grunt-Diener Yayap desertierte, kurz bevor Halo explodierte und starb schließlich als die Autumn Halos Zerstörung auslöste.
Der Elite-Pilot Soga ’Jagamee starb, als Major Antonio Silva den Pelican Charlie 217 mit einer Granate und genügend Treibstoff explodieren ließ.
Dem SpecOps-Commander ’Notolee gelang es das Artefakt der Blutsväter sicher zum Allianz-Kreuzer Wahrheit und Versöhnung zu bringen. Doch kurz nach seiner Ankunft kaperten die UNSC-Marines unter der Führung von Major Silva das Schiff. Letztendlich wurde die Wahrheit und Versöhnung – die schon zu sehr von der Flood verseucht war – von Lieutenant McKay zerstört. Niemand überlebte das Inferno auf dem Schiff. Das Blutsvater-Artefakt (was die Existenz weiterer Halos bestätigte) ging für immer verloren.
Als es dem Master-Chief gelang Halo zu zerstören, fanden hunderte von tapferen Marines (unter anderem auch Dean Corso und Lindsay O’Neil) und Allianz-Soldaten auf tragische Weise den Tod.
Der Illuminat 343 Guilty Spark überlebte jedoch Halos Zerstörung und sollte neben dem Master-Chief und dem Eliten Orna ’Fulsamee – der zum Gebieter ernannt wurde – eine wichtige Rolle im Verlauf des Schicksals spielen.

Ende

So, damit hätten wir die Geschichte volständig!

Wer von euch keine Lust hat, hier herum-zu-scrollen kann sich die Geschichte auch als PDF herunterladen! :)
Viel Spaß beim Lesen!
 
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