[Fan Novel] The Revenant

Oddys

Unggoy
Ich habe entschieden mal den Anfang zu machen mit den Novellen und mich prompt ans Werk gemacht und eine neue Geschichte angefangen. Wie zu erwarten sind die Protagonisten Sangheili, man kennt's ja auch nicht wirklich anders von mir. :D

Schreibt mir was ihr davon haltet!

(Einfach die Spoiler ausklappen)



THE REVENANT

Akt I
35 Jahre vor den Ereignissen auf Halo...


Kummer der Blutsväter nannte man die Welt, die dem ewigen Eis anheim gefallen war. Zahlreiche Relikte, Schreine und Gebäudekomplexe schlummerten unter der mehrere hundert Einheiten dicken Eisschicht. Niemand konnte genau sagen, was sich dort noch befinden konnte, doch die Lichtkörper loderten wie die Sonnen Sanghelios, ganz gleich wo man sich befand. Fest stand nur, dass vor einigen tausend Standardjahren, möglicherweise noch vor dem rätselhaften Verschwinden der Blutsväter, etwas schreckliches geschehen war. Die Klimageneratoren des Planeten hatten einen schweren Defekt erlitten, als ein unaufhaltsamer Meteorit die Planetenoberfläche verwüstet hatte und die Atmosphäre zusammenbrach. Ein Schicksaal dem nach dem Verschwinden der Blutsväter auch viele andere Welten unterlegen waren. Binnen weniger Tage war der Planet von einer Eiskruste bedeckt, die das Leben unmöglich machte. So brillant die Blutsväter auch im Umgang mit und in der Simulation der Natur gewesen sind, war sie es meist doch, die am Ende ihre Herrschaft zurückgefordert hatte.
Vor einiger Zeit beschloss der Rat, dass der Planet regenerieren sollte, um den Zugang zu den Relikten zu ermöglichen. Man vermutete sogar konservierte Überbleibsel der Blutsväter selbst, die sich vor der Katastrophe in den Kälteschlaf flüchten wollten und im Zuge der Jahrtausende einen stillen und schmerzlosen Tod erlitten hatten. Diese Sensation musste natürlich untersucht werden und so schickte man mehrere Forschungseinheiten mit einem ganzen Schwadron Huragok auf den Planeten um die defekten Generatoren zu finden und zu reparieren.
Auch wenn das Atmen noch immer potentiell möglich war, da der Sauerstoffgehalt noch immer den Normen von Reliktwelten entsprach, war die Temperatur mittlerweile derart niedrig, dass die Truppen der Allianz Sauerstoffmasken tragen mussten. Selbst für die sonst so robusten Huragok, den synthetischen Sprösslingen der Blutsväter, war die Temperatur zu niedrig, weshalb sie speziell für die Mission angefertigte Umweltanzüge trugen.
Angeführt wurden die Truppen von einem grimmigen Sangheili-Archäologen mit dem Namen Zkera 'Novumee, einem Kriegshelden und einem Fanatiker. Er rühmte sich damit über einhundert Schlachten gegen drei verschiedene Spezies angeführt zu haben und dabei weder eine Niederlage noch einen einzigen Kratzer vorzuweisen hatte. Außerdem hatte er auf seinen Missionen schon zahlreiche wertvolle Artefakte geborgen.
Anders als seine Soldaten und Forscher, die bereits auf der Oberfläche des Planeten Basislager aufgeschlagen hatten, saß er in einem bequemen Sessel in der gut klimatisierten Kommandanten-Kabine seines Schiffes, der Nocturnal Fright, und hörte sich die Fortschritte der Einsatzleiter an.
"Verzeiht, Schiffsmeister." Das Hologramm eines in dicke Mäntel gehüllten Sangheili verbeugte sich knapp vor ihm. "Mein Team konnte bedauerlicherweise noch immer keinen deutlichen Fortschritt verzeichnen. Die Kälte an der südlichen Polkappe lässt unsere Messgeräte einfrieren und erschwert das Vorankommen. Ich habe außerdem erneut einen Unggoy verloren. Es ist einfach zu kalt und ich habe nicht genügend Arbeiter."
'Novumee atmete schwer ein und schloss kurz die Augen. Er konnte mit vielem Umgehen und wurde nicht durch seine Rücksichtslosigkeit berühmt, aber Versagen duldete er in seinem Regiment nicht. Er ließ sich seine Wut nicht anmerken und sagte: "Ich werde Ihnen ein Unggoy-Team zur Unterstützung und einen leistungsstärkeren Generator schicken, damit sie ihre Ausrüstung auftauen können."
"Ich danke Ihnen, Schiffsmeister." Erleichterung überkam den Sangheili der nun wesentlich entspannter seine Mäntel zurechtzupfte.
Der Schiffsmeister rückte ungeduldig in seinem Sessel hin und her. "Commander, ich rate Ihnen bei unserer nächsten Besprechung Fortschritte aufweisen zu können. Sie wissen wie ich Inkompetenz behandele."
Man konnte es weder hören noch sehen, aber 'Novumee wusste, dass sich im Hals des Commanders ein Klos bildete als er sagte: "Jawohl, Schiffsmeister."
Der Sangheili trat zurück und sein Hologramm erlosch. Nun wandte sich der Schiffsmeister dem nächsten Team zu, dass auf Bitten der San 'Shyuum von einem Jiralhanae-Gelehrten angeführt wurde. 'Novumee fand die Bezeichnung Gelehrter irreführend. Jekomus unterschied sich für ihn von den anderen Anhängern seiner Spezies nur in dem Punkt, dass er eine Robe trug, statt nackt herumzulaufen, worüber er im Übrigen sehr dankbar war.
"Melden Sie Fortschritte, Gelehrter? Ich rate Ihnen mit besseren Nachrichten aufzuwarten als Ihr Vorgänger."
"Schiffsmeister", grunze eine unangenehme tiefe Stimme, "meine Truppen haben die nötigen Koordinaten für die Plasmawaffen der Nocturnal Fright ausgerechnet und übermitteln sie in diesem Moment an direkt an Ihr Kommandomodul."
'Novumee sah, dass er tatsächlich die erwähnten Daten empfing. Er öffnete die Datei jedoch nicht, sondern schickte Sie direkt zum Offizier der Waffenstation um die Zielvektoren zu überprüfen.
"Ich lasse ihre Ergebnisse gerade prüfen", antwortete 'Novumee kalt. Er musterte den Jiralhanae kurz und bemerkte, dass der Gelehrte abgesehen von seiner blutroten Robe keinen Kälteschutzanzug trug. Zwar befand er sich in einem klimatisierten Bereich des Lagers, doch die Temperaturen mussten trotzdem unter dem Gefrierpunkt liegen. Selbst durch das kleine Hologramm konnte der Schiffsmeister erkennen, wie der Gelehrten beim Atmen dicke Dunstwolken abstieß.
Interesse heuchelnd fragte er: "Wieso tragen Sie keinen Umweltanzug?" Er bereute die Frage schon als er sie ausgesprochen hatte.
"Mein Volk trotzt der Kälte. Wir tragen die Anzüge nur außerhalb des Komplexes, wo ohne Sie ein Überleben nicht möglich wäre. Wir machen das um unsere Körper zu stählen und..."
'Novumee hatte bereits ab dem zweiten Satz nicht mehr zugehört. Seine Aufmerksamkeit richtete sich stattdessen auf den Bericht des Waffenmeisters, der seine Vermutung bestätigte.
"Ich unterbreche Sie nur ungern in Ihrer Selbstbeweihräucherung, Gelehrter, aber ich muss Ihnen leider sagen, dass die Zielvektoren die Sie mir geschickt haben zwar theoretisch funktionieren würden, sich Ihre Basis allerdings im Beschussfeld befindet." Seine Wut hielt sich in Grenzen. Er hatte nie erwartet, dass das erste Team, dass funktionierende Koordinaten aufweisen kann, das der Jiralhanae wäre. Stattdessen entgegnete er dem kläglichen Versuch durch Schlamperei einen Sieg zu verbuchen mit Sarkasmus: "So viel Freude es mir auch machen würde dabei zuzusehen wie ein Haufen brennender Fellpakete durch eine Eiswüste rennt, muss ich Sie zum Wohle der Mission leider auffordern mir in den nächsten fünfzehn Einheiten einen Vektor zu errechnen, der Sie nicht auslöschen würde. Ansonsten sehe ich mich dazu gezwungen ihr Team zu ersetzen. Habe ich mich klar ausgedrückt?"
Jekomus grunzte beleidigt, verneigte sich dann jedoch leicht und sagte: "Natürlich, Schiffsmeister, verzeiht mein Versagen."
"Aus meinen Augen", verlangte 'Novumee und deaktivierte das Hologramm. Er machte sich nicht die Mühe seine Missachtung gegen Jekomus zu verstecken. Es war kein Geheimnis, dass zwischen den Sangheili und den sich in der Hierarchie unverhältnismäßig schnell hocharbeitenden Jiralhanae eine tief sitzende Spannung gebildet hatte. Keine andere Spezies in den Rängen der Allianz konnte sich mit den Sangheili messen, doch auch wenn es viele nicht zugaben, so wusste der Schiffsmeister dass die Jiralhanae das, was die Sangheili durch ihre Intelligenz und natürliche Stärke ausmachte, durch ihre rohe Brutalität, ihre viel höhere Anzahl und den Mangel an Vorsicht nahezu ausglichen. Das machte sie zu wilden Bestien die im Blutrausch völlig verstandlos in die Arme des Feindes liefen, Waffenfeuer einsteckten, als spürten sie keinen Schmerz und alles in Stücke rissen bevor sie ihren Verletzungen erlagen.
Schließlich wandte sich 'Novumee dem letzten Kommandanten zu, einem aufstrebendem Sangheili-Forschungsoffizier namens Canas 'Sasumee.
'Sasumee's Hologramm stand aufrecht vor ihm, nicht ein mal die grimmigen Augen und die angespannte Haltung seines Schiffsmeisters ließen ihm Unbehagen anmerken.
"Schiffsmeister!" 'Sasumee verbeugte sich tief. "Ich freue mich Ihnen mitteilen zu können, dass wir einen günstigen Zielvektor gefunden haben. Er ermöglicht uns einen direkten Zugang zum Hauptreaktor der Umweltanlage ohne dabei die Struktur selbst anzugreifen. Ich war so frei die Koordinaten direkt zum Waffenmeister zu schicken, damit er sie überprüfen kann. Sie müssten jeden Moment auf Ihrem Kommandomodul erscheinen."
'Novumee gefiel es nicht, dass 'Sasumee über seinen Rücken hinweg entschieden hatte. Aber er wartete ab, bis er die Datei des Waffenmeisters geöffnet hatte, die soeben auf seinem Display erschien. Was er dort sah, erhellte seine Züge ein wenig.
"Gute Arbeit. Die Zielvektoren passen. Ich gebe den Feuerbefehl. Machen Sie ihr Team bereit für Phase Zwei. Und Commander..." Seine Züge wurden härter und seine Augen strahlten eine Kälte aus, die dem jungen Offizier sichtbar verunsicherte. "ich erinnere Sie nur ungern an ihren Platz in der Befehlskette."​

Akt II


Sasumee bürstete sorgfältig seinen Fellmantel. Er erinnerte ihn an seine Studienzeit, in der er ihn genäht hatte um seinem Geist in den Lernpausen etwas Ruhe zu gönnen. Es war nicht ungewöhnlich für Sangheili sich in der Forschung zu engagieren, wenn gerade kein Krieg geführt wurde. Nach einer erfüllenden und erfolgreichen Zeit im Militärdienst und dem Aufstieg in die Reihe der Offiziere entschied er sich einige Zeit seines Lebens der Archäologie und dem Erforschen der Blutsväter zu widmen, die er, wie auch schon seine Vorfahren, als Götter verehrte. Sein Rang als Offizier half ihm dabei schnell im Ansehen seiner Vorgesetzten zu steigen. Die meisten seiner Kommilitonen, von denen einige auch Teil dieser Mission waren, hatten nie im Militär gedient was auf viele Sangheili ehrlos wirkte. 'Sasumee teilte diese Ansicht.
Er legte die Bürste bei Seite, strich sanft über das Fell und stellte sich vor wie die Stärke und die Anmut des Tieres, welches er während dem großen Jagdfest in seiner Heimat erlegt hatte, auf ihn überging als er ihn an seiner Kälteschutzrüstung anbrachte. Auch wenn es ein sehr dicker und robuster Mantel war, brauchte er ihn nicht um der Witterung von Kummer der Blutsväter zu widerstehen. Die Thermoausrüstung leistete hervorragende Arbeit, so dass selbst die Wärme liebenden Sangheili sich ohne Probleme über mehrere Einheiten hinweg in den Außenbereichen der Anlage aufhalten konnten. Trotzdem mochte er auf das wärmende Gefühl das ihm das Tragen des Fells bescherte nicht verzichten.
Das Aufblinken einer Nachricht auf seinem Holoschirm riss ihn aus seinen Gedanken. Das vermummte Gesicht eines Sangheili tauchte als schwebendes Hologramm vor ihm auf.
"Aufseher Talon 'Kripum hier", sagte eine junge und ungezügelte Stimme. "Ich möchte Sie darüber Informieren, dass sämtliche Truppen inklusive der Locust-Minenläufer abgezogen wurden. Der Präzisionsschuss der Nocturnal Fright erfolgt auf Ihre Freigabe, Exzellenz."
"Verstanden, Aufseher 'Kripum. Gute Arbeit. Ich werde die Freigabe persönlich geben." Endlich war es so weit, endlich würden Sie die Geheimnisse dieser Welt aufdecken. Und er würde der Erste sein der sie ergründet. "Ich mache mich sofort auf den Weg. Bereiten Sie alles vor".
"Jawohl, Exzellenz." Der Aufseher verneigte sich knapp und das Hologramm verschwand.
'Sasumee verlies sein Quartier und machte sich auf den Weg zum Hangar. Bald würden sie die eisige Oberfläche des Planeten wieder zum Schmelzen. Er konnte sich immer noch kaum ausmalen was auf ihn wartete.
Aufgeregt stapfte er durch die eisigen Gänge und seine Thermopanzerung kämpfte damit eine möglichst angenehme Temperatur zu simulieren. Er bemerkte die Unggoy die ihm entgegenkamen und seinem schnellen Schritt jaulend auswichen nicht einmal, so euphorisch war er.
Sein persönlicher Ghost stand im Fahrzeughangar bereit. Er setzte sich in den Sessel, rückte seinen Mantel zurecht und zündete den Antrieb. Das vertraute Summen des Antigravitationsantriebes fuhr durch seine Gebeine. Als er das Fahrzeug durch das Energiefeld lenkte das die Basis von der Außenwelt abtrennte spürte er ein elektrisierendes Knistern auf seiner unbedeckten Haut, gefolgt von einem eisigen Wind. Er konnte es kaum erwarten bis die Klimageneratoren repariert waren und es allmählich wärmer werden würde. Während er mit dem Ghost dem beleuchteten Pfad folgte und dabei dem Schneesturm trotze der sich ihm entgegenstellte, dachte er darüber nach was seine Frau in der warmen Festung auf Sanghelios wohl gerade tat. Er hatte Sie während seinem Studium kennen gelernt. Sie stammte aus einer angesehenen Kriegerfamilie und er war stolz sie geheiratet zu haben. Sie hatte ihm bereits drei Kinder geschenkt und auch wenn sie nach alter Tradition der Sangheili niemals wissen durften wer ihr Vater war, so wusste er doch, dass sie eine große Zukunft hatten. Vor ihnen lag ein goldenes Zeitalter der Entdeckung und des Fortschrittes.
Das Zielgebiet befand sich in der Nähe seiner Basis. Er wollte das beeindruckende Lichtspiel der Plasmawaffen der Nocturnal Fright mit eigenen Augen ansehen.
Endlich sah er das Ende seines Weges. Als er die letzte Schneedüne überquerte sah er ein bereits eingezäuntes, kreisrundes Areal vor sich. Die Locust-Piloten hatten ihre spinnenbeinigen Gefährte dazu benutzt tiefe Löcher in die Eisdecke zu treiben die nun einem Insektenbau ähnelte. Huragok schwebten aufgeregt um und in den Tunneln herum und überprüften alle Berechnungen ein letztes Mal.
'Sasumee parkte seinen Ghost auf einer provisorisch angelegten Kommandoplattform oberhalb des Zielrasters, von der aus er alles überblicken konnte. Aufseher 'Kripum erwartete ihn bereits.
"Kommandant 'Sasumee", begann er. "Es ist mir eine Ehre Euch hier zu sehen. Auf Euren Befehl hin werde ich die letzten Arbeiter evakuieren, damit die Nocturnal Fright feuern kann."
'Sasumee hasste Schleimer. Leider wimmelte es unter den ehrlosen nichtmilitärischen Studienabsolventen nur so von Stiefelleckern, die sich erhofften ein wenig Anerkennung von ihren Vorbildern zu bekommen.
"Ich werde den Befehl selbst geben. Ich übernehme das Kommando ab jetzt. Ihre Arbeit hier ist getan, Aufseher." 'Sasumee blickte in 'Kripums entrüstetes Gesicht. Als Offizier sollte er ein Vorbild sein, egal wer unter ihm arbeitete. Er musste sich vorerst daran gewöhnen, dass er nicht mehr mit Kriegsveteranen arbeitete. Er klapperte kurz mit seinen Mandibeln, ein Zeichen seiner Anerkennung und sagte dann noch: "Ich werde Sie positiv in meinem Bericht erwähnen. Gute Arbeit. Sie können hier bleiben wenn Sie wollen und sich das Plasmabombardement mit mir ansehen."
'Kripum strahlte wieder. "Ich danke Euch, Exzellenz."
'Sasumee nickte zufrieden und betätigte eine Holokonsole vor ihm. "Hier spricht Forschungsoffizier Canas 'Sasumee. Alle verbliebenen Arbeiter räumen umgehend den Bereich. Das Plasmafeuer der Nocturnal Fright wird auf meinen Befehl ein Loch in die Eisoberfläche bohren und uns einen direkten Zugang zu einem der Klimageneratoren verschaffen. Das Team das den Lift installieren wird soll sich bereit halten. Ich will hier keine Zeit verschwenden." Er gab die Bestätigung an das Flaggschiff, welches sich donnernd in Position brachte und seine Waffen auflud. Rote und blaue Blitze tanzten über den gewaltigen Rumpf der in dem Schneesturm wie eine Gewitterwolke aussah. Inspiriert von dieser Anmut und Überlegenheit sprach er:
"Die heiligen Lichtkörper wiesen uns den Weg und so fanden wir die Welt aus Eis unter deren Oberfläche viele Schätze darauf warten von uns entdeckt zu werden. Wir nennen diese Welt Kummer der Blutsväter und doch wird sie uns heute, an diesem Tage der Einsicht, dem Weg der Transzendenz bedeutend näher bringen. Wir stehen hier auf den Gräbern unserer heiligen Vorläufer und nur wir, die Allianz, die wir sie alle als unsere Götter akzeptieren, haben das Recht hier zu sein und uns zu nehmen was sie uns hinterlassen haben! Heil den Blutsvätern! Heil der Allianz!"
Mit dem Ende seines Satzes hob er die Arme und ein gewaltiger, gleißend heller Plasmastrahl schoss durch den Himmel und verbrannte die eisige Luft. Als er auf dem Boden aufschlug löste er eine Druckwelle aus, die die Umzäunungen umwarf und auch die Kommandozentrale zum Erbeben brachte. Lawinen wurden ausgelöst und verschütteten große Teile des Zielgebietes doch schlussendlich brach die geballte Stärke der Nocturnal Fright die eisige Wildheit des Planeten und zwang die Naturgewalten in die Knie.
Als der Strahl erlosch bildete sich ein blaues Leuchten in den oberen Schichten der Atmosphäre das friedlich umhertanzte, während überall verstreut kleine Plasmawolken wie ein Schauer aus Kristallen gen Boden sanken und dabei nach und nach erloschen. Ein Wasserfall aus geschmolzenem Eis floss die neu entstandene Klippe hinab und für einen Moment wirkte es, als hätte der Sturm aufgehört zu wüten. Es war das Schönste, dass 'Sasumee jemals gesehen hatte.
Doch der Moment zog schnell vorbei. Die Nocturnal Fright bebte erneut und das riesige Schiff stieg weit auf in den Himmel bis es kaum noch zu sehen war. Der Sturm verschlang die flüchtige Idylle und eine größere Gruppe aus Unggoy und Kig-Yar begann damit den Lift zu installieren, der sie unter das schier endlose Eis bringen würde.
"Merken Sie sich gut was Sie eben gesehen haben, Aufseher", sagte 'Sasumee und legte 'Kripum seine Hand auf die Schulter. "Es mag wunderschön gewesen sein, aber dieser Strahl hat die Rümpfe hunderter Schiffe durchbohrt und zahlreiche Planeten verwüstet. Verlieren Sie niemals den Respekt vor einem Kriegsschiff, nur weil es für die Forschung umgerüstet wurde."
'Kripum nickte verstehend und sagte dann: "Das werde ich, Exzellenz. Ich hoffe, dass ich es meinen Ahnen eines Tages gleich machen kann und in den Kampf ziehen darf."
Der junge Aufseher schien aufrichtig zu sein. Vielleicht hatte er sich in ihm getäuscht. "'Kripum, der Tag wird kommen. Vertrauen Sie mir." Mit diesen Worten zog er eine Hand zurück, verlies die Kommandozentrale und stieg wieder in seinen Ghost.
Der Weg auf dem er hergekommen war, war nicht länger erkenntlich. Eine Lawine hatte ihn überrollt, aber das machte nichts. 'Sasumee suchte nur einen Weg nach Unten. Er wollte der Erste sein, der den Lift benutzte. Ghosts ließen sich dank ihres Antigravitationsantriebes auf unebenem Gelände ebenso gut steuern wie auf geraden Strecken. Es dauerte nicht lange, da war er an seinem Ziel angekommen. Als er von seinem Fahrzeug stieg wurde er bereits von einem Unggoy Diakon namens Tinip begrüßt. Auch wenn diese Kreatur einen höheren Rang als die anderen Mitglieder seiner Spezies inne hatte, so blieb sie am Ende doch nur ein Unggoy. Ein Gefährte auf der Reise, aber auch ein einfacher Arbeiter und simpler Fußsoldat. Als Diakon bekleidete er das Amt eines Priesters seiner Spezies. Eine durchaus ehrbare Aufgabe. Hier sollte er die Moral der Unggoy und Kig-Yar stabilisieren und als ihr Sprachrohr dienen.
Der Diakon ging vor ihm auf die Knie und sprach: "Exzellenz. Es ist mir eine Ehre Euch persönlich hier anzutreffen. Die Arbeiten sind gleich abgeschlossen und der Lift wird planmäßig bereit sein. Was kann ich für Euch tun?"
"Tinip, ich werde der Erste sein der dort hinuntergeht. Du wirst mich begleiten, zusammen mit deinen besten Arbeitern und den Huragok. Ich möchte, dass die Ausrüstung schnellstmöglich nach unten transportiert wird. Solange ich dort unten bin hat Aufseher 'Kripum das Kommando über die Basisanlage."
Der Diakon erhob sich. "Verstanden, Exzellenz. Bitte folgt mir, es ist alles bereit."
'Sasumee rückte seinen Mantel zurecht, während er Tinip stapfend folgte. Die wesentlich kleinere Kreatur versank fast zur Hälfte im Schnee und musste sich mit seinen übergroß erscheinenden Armen einen Weg schaufeln. Er war überrascht, dass Tinip dadurch nicht langsamer zu werden schien, sondern unbeirrt seinen Weg durch das unwegsame Gelände pflügte.
Nicht weit entfernt sah er bereits den Lift, der schon funktionstüchtig zu sein schien. Es handelte sich dabei um eine relativ kleine und durch einen Antigravitationsantrieb bewegte autonome Plattform mit Brüstung, die von Sangheili-Ingeneuren entwickelt wurde um auf dem Schlachtfeld schnell eine höhere Position erreichen zu können. Der Wasserfall aus durch den Plasmastrahl geschmolzenem Schnee war bereits gefroren und das frische Eis war enorm glatt. Selbst 'Sasumee musste aufpassen, dass er nicht ausrutschte.
Als sie angekommen waren drehte sich Tinip zu ihm um und sagte: "Ich werde mein Team nun zusammenstellen, Exzellenz. Es wird nicht lange dauern." Kaum hatte der Unggoy seinen Satz beendet war er verschwunden.
Die Leichtigkeit mit der diese Kreaturen der Witterung trotzten war beeindruckend, doch nicht überraschend. 'Sasumee wusste, dass die Unggoy von einer eisigen Welt, fast wie dieser, stammten. Sie nannten sie Balaho. Während der großen Unggoy-Rebellion wurde diese großflächig verbrannt um ein Exempel zu statuieren. Jetzt lebten die meisten Unggoy auf High Charity, der heiligen Stadt der Allianz, oder auf den Schiffen der Flotte.
Kurze Zeit später kehrte Tinip mit zwei weiteren Unggoy und einem Kig-Yar zurück. Ihm folgten außerdem fünf Huragok. Die schwebenden Gaswesen waren ein einziges Rätsel. Kaum jemand verstand ihre Zeichensprache oder gar ihre Beweggründe, aber sie waren fixiert auf jede Art von Technologie, insbesondere der der Blutsväter. Das machte sie äußerst nützlich. Sie konnten nahezu alles reparieren, dass die Vorläufer ihnen hinterlassen hatten.
"Was immer wir dort unten ist", rief 'Sasumee der kleinen Gruppe zu, "was auch immer sich dort unten verstecken mag. Wir werden es finden! Folgt mir!"
Er setzte als Erstes seinen Fuß auf die schwebende Plattform, die Anderen folgten ihm und trugen den ersten Teil der Ausrüstung, hauptsächlich aus Scheinwerfern und Energiezellen bestehend mit sich. Nur die Huragok blieben zurück. Sie würden ihnen schwebend nach unten folgen sobald sie einen kleinen Vorsprung hatten.
Der Lift setzte sich geräuschlos in Bewegung. 'Sasumee wusste nicht wie tief sie fahren würden. Wenig später war es bereits stockfinster. Er betätigte eine Holokonsole und die Beleuchtung an den Rändern der Plattform schaltete sich ein, worauf sich bei den Unggoy deutliche Erleichterung bemerkbar machte. Sie fuhren immer tiefer und tiefer und sahen um sich herum nichts weiter als tropfendes Eis. Keiner von Ihnen sprach ein Wort. Nur von den Unggoy war hin und wieder ein nervöses Murren zu hören, dass der Diakon besänftigen konnte.
'Sasumee's Blut schien vor Aufregung zu brodeln und er spürte auf seiner freiliegenden Haut im Gesicht keine Kälte mehr. Er konnte kaum erwarten endlich das Ende dieses Tunnels zu erreichen und zu sehen was dort auf ihn wartete. Um sich zu beruhigen atmete er tief und langsam. Die Luft zog dicke Dunstwolken mit sich als sie seinen riesigen Lungen entwich. Er blickte zu Boden als er einen Luftzug spürte und mit einem Mal verschwand die kalte Mauer um sie herum.
"Aktiviert die Scheinwerfer. Ich will es sehen", befahl er eilig.
Die Lichtkegel tanzten umher und zeigten ihm Stück für Stück wo er sich befand. Unter dem Eis hatte sich hier ein großer Raum gebildet. Da waren riesige trapezförmige Gebäude deren Funktion er nicht eindeutig definieren konnte. Nicht weit entfernt sah er einen großen Komplex der sich deutlich von den anderen abgrenzte. Das musste der Generator sein nach dem sie suchten. Aus der Entfernung wirkte dieser Ort, eine Oase unter dem Eis, fast idyllisch, doch je näher sie dem Boden kamen, desto deutlicher wurde die Zerstörung sichtbar die hier stattgefunden hatte. Viele der Gebäude waren stark beschädigt und die elektrischen Anlagen waren ausgefallen. Dieser Ort war verlassen.
Schließlich setzte die Plattform auf dem Boden auf und 'Sasumee konnte absteigen. Sein Blick wanderte umher und entdeckte ein funkelndes Metallstück direkt vor seinen Füßen. Er hob es auf und ein Schauer lief ihm eiskalt über den Rücken. "Eine herausgerissene Waffe eines heiligen Wächters der Blutsväter. Bei den Propheten... Es war keine Umweltkatastrophe. Hier wurde gekämpft."​
 
Zuletzt bearbeitet:
Nette Story, gefällt mir ;)
Ich kann mir schon denken wie es weitergeht: sie stoßen unten auf ein Flood-Forschungslabor und ein paar Exemplare sind noch am Leben :p
 
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