[Fan Novel] AVS Requiem

Hier mal eine meiner älteren Geschichten. Schon vollständig, also viel Spaß!


Alien vs. Sangheili: Requiem

alienversussangheilireq.jpg

Orginal by Ghostwalker2061
Erwachen
Das Allianz-Sternenschifff Sanguineous Monitor befand sich auf einem Patroullienflug durch das Reticulum-System, als seine Besatzung, bestehend aus drei Sangheili, fünf Unggoy und zwei Huragok verfrüht aus dem Hyperschlaf geweckt wurde.
Ein erstickendes Ächzen drag aus der sich öffnenden Kapsel. In ihr weilte der Erste Offizier Trka ’Ekaporamee. Einen kurzen Augenblick später erhob sich der Sangheili aus dem Stasis-Modul. Er fühlte sich, als hätte ihn jemand mit einem kalten Wasserstrahl geweckt. Eigens für Sangheili, die beachtlich hohe Temperaturen bevorzugten, war dies eine Tortur, die einer Bestrafung nahe kam. Langsam und monoton erwärmte sich der Raum und auch die anderen beiden Sangheili erwachten aus der Stasis.
»Ich hatte gerade einen so wunderschönen Traum«, merkte Canas ’Sasumee an. Er war der Wissenschaftliche Offizier der Sanguineous Monitor.
»Kam eine Frau darin vor?«, fragte Trka lockernd.
Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: »Bedauerlicherweise nicht.« ’Sasumee kratzte sich benommen an seinen Mandibeln.
»Ruhe jetzt«, sprach eine dritte Stimme herrisch. Es war die Stimme von Macto ’Cognamee, dem Schiffsmeister. »Es ist schon missbilligend genug neben euch zu erwachen.« Kurz darauf gluckste er und sagte: »Guten Morgen. Aber jetzt beeilt euch, Appell in zwei Einheiten.«
Als sie aufgestanden waren, trennten sich ihre Wege. Sie gingen in ihre persönlichen Quartiere und wuschen sich und kleideten sich ein. Trka ließ einen Blick auf seinen rötlich schimmernden Panzer gleiten. Symbole der Blutsväter glühten weiß und bildeten eine harmonische Divergenz. Ein Unggoy musste ihn poliert und eine Wachsschicht aufgetragen haben. Die Stasis war den niedrigeren Crewmitgliedern vorbehalten. In gewisser Weise beneidete er die Sklaven.
Als er sich gewaschen und eingekleidet hatte, fühlte er sich besser. Ein thermischer Overall regulierte und bewahrte die Hitze, die sein Körper ausstrahlte nahezu verlustfrei, so dass ihm nicht einmal die frostige Kälte des Alls etwas anhaben konnte.
Er war der Erste, der auf dem Kommandodeck erschien. Dieses war ein gewaltiger sphäroidischer Apparat, der am unteren Teil des Schiffes eingehängt war und im Notfall selbstständig fliegen konnte. Das Innere wurde von zahlreichen holografischen Projektionen in ein dunkles und warmes lila getaucht.
Daran dachte Trka aber nicht, als er sich an seine Kontrolltafeln setzte und den Raum um sie herum überprüfte.
Schon nach dem ersten Protokoll geriet er in Aufruhr .»Was ist das? Wir sind nicht auf Kurs.«
In diesem Moment betraten ’Sasumee und Schiffsmeister ’Cognamee das Kommandodeck.
»Schiffsmeister, wir haben ein Problem.«
’Cognamee, der sich gerade auf seinen persönlichen Zero-Gravitations-Thron setzte, fragte unbekümmert: »Was ist los?«
»Wir befinden uns am Rande des Riticulum-Systems. Zwölfmilliarden Einheiten von unserer eigentlichen Kontrollroute entfernt.«
»Lassen Sie einen Scan über den Autopiloten laufen und lokalisieren Sie das Problem, Offizier.«
»Das wird nicht nötig sein«, sagte Trka unsicher. »Der Autopilot meldet, dass er nur das ihm zugeschriebene Protokoll verfolgt hat.«
»Sagen Sie schon«, forderte der Schiffsmeister ungeduldig.
»Wir haben eine fremdartige Sternenschiff-Signatur empfangen. Es könnte ein Notruf sein. Das Protokoll zwingt uns dazu, dies näher zu untersuchen und möglicherweise nützliche Technologie zu bergen.«
»Verflucht.« Der Schiffsmeister wirkte eher angewidert, denn erfreut, dass sie neue Erkenntnisse sammeln konnten, als wäre es üblich solchen Signalen nachzugehen. »Na schön, woher kommt diese Signatur?«
»Unbekannt. Ich schlage vor, dass ’Sasumee einen Scan durchlaufen lässt, um das herauszufinden.«
»Tun Sie, was er sagt, ’Sasumee.«
’Sasumee betätigte einige Kontrolltafeln und erzählte dann: »Es ist ein winziger Trabant. Gravitation: 0,86. Die Rotationszeit beträgt ungefähr zwei Einheiten. Die Atmosphäre besteht aus neutralem Stickstoff, einer hohen Konzentration an Kohlendioxid-Kristallen und Methan. Die Temperatur liegt weit unter dem Gefrierpunkt. Die Planetenoberfläche ist geprägt von Vulkanausbrüchen und Stürmen.«
»Danke, ’Sasumee, das wird reichen.« Der Schiffsmeister rieb unruhig seine Mandibeln aneinander. »Wir gehen; die Unggoy bleiben.«
Trka war über die Entscheidung verwundert, doch er wagte nicht, diese anzugreifen, darum sagte er ganz einfach gar nichts. Wahrscheinlich ist mir nur ein wenig Unwohl bei dem Gedanke, dort hinauszugehen, dachte er.
»Bringt mir Ololz«, sagte ’Cognamee, »er wird das Kommando haben, bis wir wieder da sind.«
»Ich lasse ihn rufen«, bedeutete ’Sasumee und öffnete einen Lautsprecherkanal des Schiffes. »Ololz wird auf das Kommandodeck gerufen. Beeil dich, Sklave.«
»Sie sollten ihnen nicht immer ihren niedrigen Standpunkt im Bündnis unter die Schnauze reiben«, ermahnte ’Cognamee. »Genau solche Behandlungen haben den Unggoy-Aufstand zur Folge gehabt.«
’Sasumee, der in der Allianz eine drastische Abscheu gegen die Unggoy-Rasse entwickelt hatte, fauchte ein knappes »Verzeihung.«

Als Ololz das Kommandodeck betrat und vor dem Schiffsmeister niederkniete, sagte ’Cognamee zu ihm: »Wir sind nicht auf Kurs. Das Schiff hat uns umgeleitet, damit wir etwas untersuchen. Es ist nichts weiter, aber ich möchte, dass du während unserer Abwesenheit alles im Auge behältst. Wir werden sicher in ein paar Einheiten wieder zurück sein. Du bist der ranghöchste Unggoy auf diesem Schiff, darum habe ich dich ausgewählt. Hast du das verstanden?«
»Ja, Schiffsmeister. Ich gehorche.«
»Sehr gut«, lobte ’Cognamee. »Sag den anderen Insassen bescheid. Sie sollen unsere Raumpanzerungen zurechtlegen.«
»Ich hasse diese Teile«, warf ’Sasumee ein. Trka nickte zustimmend und lauschte dem automatisiertem Eintritt in die Atmosphäre, der sich durch ein leises Säuseln äußerte. Es klang wie ein Flüstern, dass ihm vor diesem Ort zu warnen versuchte. Trka verdrängte diesen Gedanken schnell.

Nicht einmal eine Einheit später waren die drei Sangheili neu eingekleidet. Man merkte ihnen an, dass sie sich in den versiegelten Panzern eingeengt fühlten. Sie trugen, jeder für sich, ein Plasmagewehr bei sich, um sich im Notfall verteidigen zu können.
»Ich öffne jetzt den Gravitationslift«, erklärte der Schiffsmeister. »Atmosphäre wird abgepumpt. 30 % ... 60 % ... 90 % ... Plattform wird gesenkt. Haltet euch fest.«​

Dunkle Horizonte
Trka hätte besser auf den Rat, sich festzuhalten, gehört, den es fiel ihm schwer, sich auf den Beinen zu halten, als die Plattform sich senkte und den Sangheili das Terrain offenbarte. Sie befanden sich mitten in einem Sturm. Partikel unterschiedlicher Größe flogen durch die Luft und peitschten an anderer Stelle gegen das vulkanische Gestein, welches hin und wieder nachgab und ein Teil des Kristall-Sturmes wurde.
»Die Signalquelle sollte gleich dort hinten sein«, bedeutete Trka und wies in eine Richtung. Er war sich nicht sicher, ob sie ihn überhaupt sahen, denn der Sturm war gleich einem dicken Nebel, durch den man kaum den Boden erkennen konnte, darum setzte er einen Navigationspunkt auf die Koordinaten und sagte: »Versucht, dicht hinter mir zu bleiben. Das Ziel ist noch etwa hundertsechzig Einheiten von hier entfernt.«
Zwei Bestätigungssignale kamen an und erschienen in seinem Display.
Sie kämpften sich lange durch das felsige Terrain. Länger, als sie sich vorgestellt hatten. Während ihrer Wanderung lichtete sich der Nebel und der Sturm hörte abrupt auf zu wüten. Es war, als hätte jemand einen Schalter umgelegt.
Jetzt, da sie besser sehen konnten, offenbarte sich ihnen die Signalquelle. Es war ein beachtliches, elegantes Schiff, dass erstaunliche Ähnlichkeit mit einem Hufeisen hatte. Es schien alt und verwittert und brach bereits auseinander. Vermutlich hatte es eine Bruchlandung erlitten, denn es lag in einer ungesunden Schräghaltung und klemmte zwischen größeren Felsen fest.
»Da sind wir«, hieß Trka. »Und was nun? Sollen wir anklopfen?«
»Ich schlage vor, wir gehen rein«, sagte ’Cognamee. »Es sieht ohnehin nicht aus, als würde dort noch jemand leben.«
Jetzt schaltete sich ’Sasumee in das Gespräch ein: »Ich weiß nicht, ich habe das Gefühl, wir sollten umkehren.«
»Stellen Sie sich nicht so an, ’Sasumee. Sie sind ein Sangheili. Sangheili fürchten nichts«, sagte ’Cognamee. »Gar nichts.«
Auch, wenn der Schiffsmeister es gut zu verbergen mochte, viel Trka auf, dass es wohl sogar ihm flau im Magen war. Ein Gefühl, dass er mit den anderen Beiden teilte.
Sie betraten das Schiff durch einen Riss in der Außenhülle. Alles wirkte fremd. Die Wände waren mit einem schwarzen, feuchten Chitin-Panzer bedeckt.
»Ist das ein Schiff der Sialesh*?«, fragte Trka rätselnd.
’Sasumee schüttelte den Kopf und sagte: »Die Außenhülle besteht aus Metall. Sialesh-Schiffe jedoch bestanden vollständig aus organischen Substanzen. Es scheint viel eher, als wäre dieses Exoskelett erst nachträglich entstanden. Es zieht sich wie ein Spinnennetz über die Schiffswand.«
»Was immer es ist, haltet eure Waffen bereit«, bedeutete ’Cognamee und zückte sein Plasmagewehr. Die Anderen taten es ihm gleich.
Ihr Weg führte sie durch lange Korridore, bis sie schließlich in einen großen Raum kamen, den sie für die Kommandobrücke hielten.
»Schiffsmeister, sehen Sie sich das an.« ’Sasumee deutete auf etwas, dass wie ein Stuhl aussah.
Sie gingen näher heran und beäugelten ihren Fund, wie Schakale ihre Beute. Als sie näher herankamen, bemerkten sie, dass etwas in dem Stuhl saß. Ein gewaltiges Wesen, von dem nicht mehr verblieben ist, als ein versteinertes Skelett, dass mit dem Stuhl verwachsen zu sein schien. Vor seinem Gesicht befand sich etwas, dass wie ein Teleskop aussah.
»Bei den Propheten«, keuchte Trka. »Was ist das? Etwas dergleichen habe ich noch nie gesehen.«
Er bekam keine Antwort. Auch die anderen Beiden standen fassungslos vor dem fast widerwärtigen Ding.
»Ich glaube, wir haben die Signalquelle gefunden.« ’Cognamee blickte sich um. »Das ist alles fest verwachsen. Hier gibt es nichts, dass man entwenden kann. Wir speichern die Koordinaten und gehen zurück zur Sanguineous Monitor
»Warten Sie«, warf ’Sasumee unsicher ein. »Sehen Sie sich das an.« Er deutete auf ein Loch im Brustkorb des Wesens. »Die Knochen sind nach außen gebogen. Ich denke nicht, dass diese Kreatur auf konventionelle Art gestorben ist.«
»Hier ist ein Loch im Boden«, rief Trka den Anderen zu. »Ich glaube, dort unten ist eine Höhle.«
’Sasumee und ’Cognamee gingen bedacht zu ihm. Das jämmerliche Gefühl von Angst breitete sich in dem Schiff aus, wie ein Pilz auf einem toten Baumstumpf.
»Dieses Loch scheint nicht auf natürlichem Wege entstanden zu sein«, erklärte ’Sasumee und deutete auf die Ränder. »Sehen Sie: Es scheint so, als hätte es jemand in den Boden geätzt.«
»Was ist das?«, fragte ’Cognamee, als er versuchte, einen Blick auf den Boden des Durchbruchs zu erhaschen. Er sah nicht mehr, als einen blauen Schimmer.
»Das werden wir sehen, wenn jemand dort hinabsteigt. Schiffsmeister?«
’Cognamee überlegte kurz. Vermutlich kämpfte er mit dem Gedanken, selbst herunterzugehen, doch dann fragte er: »Meldet sich jemand freiwillig?« Niemand machte auf sich aufmerksam. »Dann gehe ich«, sagte ’Cognamee zögerlich. »Ich denke, dort sind genug Rippen, an denen ich mich festhalten kann. Haltet den Funkkontakt aufrecht.«
Trka und ’Sasumee nickten.
Der Schiffsmeister machte einen geschickten Satz und kletterte dann langsam eine der geriffelten Wände hinab.
»Wir hätten mitgehen sollen«, meinte Trka einige Momente später. »Ich habe ein ungutes Gefühl.«
’Sasumee schüttelte den Kopf und sprach: »Der Schiffsmeister wird schon wissen, was er tut. Ich denke nicht, dass er dort unten auf etwas gefährliches Treffen wird. Es grenzt an der Unmöglichkeit, dass auf diesem Planeten Leben existieren kann.«
»Ich komme gut voran«, drang es plötzlich durch den Funkkanal. »Ein blauer Dunst versperrt die Sicht auf dem Boden, aber ich sehe eine Plattform, auf die ich mich stellen kann. Es ist feucht-warm hier, wie auf einem tropischen Planeten. Ich denke ...«
’Cognamee hatte sich verschätzt, denn seine Hand glitt von einer der Kanten ab und so verlor er das Gleichgewicht. Ein tiefer Fall ließ ihn an seinem Überleben zweifeln, bis er schließlich unsanft auf dem Rücken aufkam.
»Schiffsmeister? Ist alles in Ordnung? Schiffsmeister? Erbitte Rückmeldung«, drang es durch den Funkkanal.
’Cognamee schmeckte Blut. Langsam öffnete die Augen, und sah, dass er durch die blaue Dunstschicht hindurchgefallen war. Nur wenige Einheiten über ihm, sah er die Plattform, auf die er steigen wollte. Erst jetzt bemerkte er die Warnmeldung in seinem Helmdisplay und den schrillen Ton, der signalisieren sollte, dass sein Energieschild überlastet war.
»Mir geht es gut«, antwortete er und stelle das Warnsignal aus. »Mein Energieschild hat einen Defekt. Ansonsten sind alle Systeme stabil. Ich sehe mich jetzt etwas um.«
’Cognamee stand auf und bemerkte, dass der hüfthohe Nebel mit einem akustischen Signal reagierte, wenn man ihn berührte. Erst jetzt, als er aufgestanden war, bemerkte er die vielen ledrigen Beutel auf dem Boden.
»Hier ist etwas«, sagte er über Funk. »Sieht aus wie Eier.«
Er schaute sich eines der etwa zwei Einheiten hohen Objekte näher an. Als er es durchleuchtete, sah er, dass sich etwas darin bewegte.
»Es scheint Leben zu besitzen - organisches Leben. Ich werde versuchen, eines dieser Objekte mitzunehmen.« Als er danach greifen wollte, hielt er ein. Der Lederbeutel öffnete sich und entblößte etwas schleimiges.
Es dauerte nur wenige Augenblicke. ’Cognamee wollte es anfassen, doch plötzlich hastete eine feingliedrige Kreatur aus dem Ei und saugte sich an seinem Helm fest. Etwas fraß sich durch die Hülle. Sämtliche Alarmsignale seines Panzers schlugen aus. Ihm blieb die Luft weg. Das Letzte, was er vernahm, waren die Funksprüche der Besorgten; dann fiel er in einen tiefen Schlaf.

__________________________________
* Sialesh: UNZUREICHENDE DATEN! Zugriff auf Dokument CKHZ verweigert. Vorhandene Information über »Sialesh«-Rasse veraltet.

Cognamee's Sohn
Als sie wieder in der Sanguineous Monitor waren, brachten sie ’Cognamee hastig zu den Huragok in die medizinische Abteilung, welche ihm vorsichtig die Raumpanzerung abnahmen.
Das Wesen hatte lange, fingerartige Auswüchse, mit denen es sich am Kopf des Schiffsmeisters festgeklammert hatte, während etwas, dass wie ein Schlauch aussah, in seinem Rachen verschwand. Der Parasit hatte einen langen Ruderschwanz, mit dem er ’Cognamee’s Hals umschlang. Als die Huragok die Reste des Raumpanzers entfernt hatten, schickte ’Sasumee sie hinaus.
»Was ist das nur?«, fragte Trka verwirrt und voller Angst. »Bei den Göttern. Was ist das?«
’Sasumee beäugelte das Wesen nachdenklich und sagte dann: »Es scheint mir eine Art Parasit zu sein. Es lähmt ihn, versetzt ihn ins Koma, aber es erhält ihn auch am Leben. Sehen Sie«, sagte ’Sasumee und deutete auf den Schlauch in ’Cognamee’s Rachen, »es versorgt ihn mit Sauerstoff.«
»Warum tut es das?«
»Ich weiß’ nicht. Vielleicht koexistiert es so mit seinen Wirten. Vielleicht macht es ihn auch krank. Wir sollten zusehen, dass wir es von ihm herunterbekommen.« ’Sasumee betätigte eine holografische Tafel, woraufhin eine Plattform herbeischwebte, auf der verschiedenste Instrumente lagen. ’Sasumee nahm eine medizinische Zange aus dem Inventar und erklärte: »Ich werde versuchen, einen der Greifarme zu entfernen.«
Trka blinzelte verstört. Was nun, wenn das Wesen sich einen neuen Wirt suchte? Als ’Sasumee die Zange ansetzte, ließ die Reaktion des Parasiten nicht lange auf sich warten.
»’Sasumee, lassen Sie es los. Es drückt ihm die Luftröhre zu.«
»Ja, ich seh’s«, antwortete der Wissenschaftler verzweifelt. »So kommen wir nicht weiter.«
»Töten Sie es«, forderte Trka.
»Sind Sie sicher, ’Ekaporamee?«
»Ja, das bin ich. Ich übernehme die Verantwortung.«
»Gut. Sie haben die höchste Befehlsgewalt auf diesem Schiff.«
’Sasumee legte die Zange zurück und nahm einen Plasmaschneider. »Ich werde den Ruderschwanz abtrennen. Dann können wir dieses Ding entfernen und umbringen.«
Trka nickte zustimmend und hielt die Hände bereit, um das Wesen, das vielleicht hochschrecken würde, aufzufangen.
Als ’Sasumee zum ersten Schnitt ansetzen wollte, spritze eine große Menge Blut aus dem Wesen, direkt auf Trka’s Armschutz. Er wollte es gerade ärgerlich mit der Hand wegwischen, da fiel ihm auf, dass das vermeintliche Blut sich durch seinen Energieschild, direkt zu seiner Haut durchfraß.
»Verflucht!«, rief er und riss das Panzerungsstück von seinem Arm. »Hören Sie auf! Hören Sie sofort auf!«
»Einen derartigen Verteidigungsmechanismus habe ich noch nie gesehen.« sagte ’Sasumee. »Wir können es nicht töten.«
Trka, der noch immer leicht verschreckt war und sich seinen Arm rieb, fragte: »Was schlagen Sie vor, ’Sasumee?«
»Wir können nur abwarten. Wenn wir ihn in Stasis setzen, stirbt er vielleicht.«
Trka fühlte sich unwohl. Er war jetzt die oberste Befehlsgewalt auf diesem Schiff, darum war es auch seine Aufgabe, einen Bericht zu verfassen. Ihm grauste davor.
Plötzlich zuckte der Parasit unruhig.
»Was geht da vor sich?«, fragte Trka. »Was tut es da?«
Trka war im Begriff, sich auf den Parasiten zu stürzen, als ’Sasumee ihn mühsam zurückhielt. »Beruhigen Sie sich, ’Ekaporamee. Noch wissen wir nicht was es macht.«
Der Parasit hörte auf zu zucken, löste seine tentakelartigen Greifarme und fiel leblos von ’Cognamee’s Gesicht ab. Mit einem ekelerregenden Geräusch hustete der Schiffsmeister eine weiße Substanz aus.
Bevor Trka sich zum Schiffsmeister wandte, zückte er sein Gewehr und hüllte den abgestorbenen Parasiten in einen feurigen Ball aus Plasma, der es fast gänzlich auflöste.
Als er sich sicher gestellt hatte, dass das fremdartige Wesen tot war, wandte er sich zu ’Cognamee, welcher langsam die Augen öffnete und sich unter Schmerzen aufrichtete.
Trka eilte zu ihm. »Schiffsmeister! Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Wir dachten schon, wir hätten Sie verloren.«
’Cognamee antwortete nicht und rieb sich den Schädel. Es schien ihm nicht wirklich gut zu gehen.
»Was ist geschehen? Ich weiß weiter nichts weiter, als dass ich einen fürchterlichen Traum hatte«, erzählte er und stand von der Liege auf, auf der er gelegen hatte. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten.
’Sasumee schaute flüchtig zu Trka um zu überprüfen, ob er die Geschichte tatsächlich erzählen sollte, dann sprach er: »Ein Parasit hat sich an Ihrem Helm festgesaugt und durch dessen Front, direkt zu Ihrem Gesicht vorgearbeitet. Er hat Sie kurze Zeit als Wirt verwendet.«
»Als Wirt? Zu welchem Zweck?« ’Cognamee wurde unruhig.
»Das wissen wir nicht. Der Parasit fiel tot von ihrem Gesicht ab. Es ist vorbei.«
’Cognamee hustete wieder und musste sich setzen. Sein Blick fiel auf die verkohlten Überreste des Parasiten. »Ist es das?«
»Ja. Ich habe es verbrannt, damit es keinen Schaden mehr anrichten kann«, erklärte Trka.
»Was ist mit ihrem Arm?«, fragte ’Cognamee und deutete auf die verwundete Stelle.
»Das ist ... Das ist gar nichts.« Trka machte eine kurze Pause und sagte dann: »Ich möchte Sie nicht drängen, Schiffsmeister, aber wir sollten unseren Kurs korrigieren, damit wir wieder in Stasis gehen können. Mir ist unwohl auf diesem Planeten. Wir sollten ihn schnell verlassen.«
»Ja«, antwortete ’Cognamee. »Sie haben Recht. Gehen Sie zurück auf das Kommandodeck. Ich werde ihnen gleich folgen.«
»Sehr wohl, Schiffsmeister«, sagten Trka und ’Sasumee im Chor und verließen den Raum.
Als das Portal sich hinter ihnen schloss, stand ’Cognamee auf. Er fühlte sich ein wenig besser, aber etwas drückte in seiner Brust. Ein stechendes, grausames Gefühl. Es war, als würde etwas an seinem Herz und seiner Lunge schaben.
Durch eine Funkanlage wies er die Unggoy auf, ihm seine einzelnen Panzerungsteile auf sein Quartier zu bringen. Er wusste, dass dies eine Weile dauern würde, darum ging er vor, um sich ein Bad einzulassen.
Er genoss es, sich auf einem kleinen Schiff zu befinden. Auf einem Kreuzer war er bisweilen mehrere Einheiten damit beschäftigt, um von einem Ort zum Anderen zu gelangen. Auf diesem Schiff jedoch schien man zu jederzeit überall zu sein.
In seinem Quartier angelangt, ließ er eine Wassermischung in ein pentagonales Becken ein. Er genoss den Duft der verschiedenen Aromen, die dem Wasser beigesetzt waren. Sie erinnerten ihn an den Duft seiner Heimat. Bei der Gelegenheit ging ihm durch den Kopf, dass er ihr viel zu lange fern gewesen war.
Als er in das beinahe siedende Wasser gestiegen war, fühlte er sich wie neu geboren. Doch dieses Gefühl der Geborgenheit schwand, als er erneut Husten musste. Dieses Mal spie er Blut aus. Das Atmen fiel ihm von Moment zu Moment schwerer. Etwas weidete sich an seinem Fleisch; er konnte es spüren, wie es unter seinen Knochen umherwanderte. All seine Stärke nützte ihm hier nichts. Die Schmerzen wurden schlimmer.
Er konnte es nicht mehr aushalten und brüllte um Hilfe, doch sein gedämpfter Schrei wurde von niemandem wahrgenommen. Mit einem lauten Krachen brach sein Brustkorb auf und sein Blut färbte das Wasser in ein tiefes Lila.
Mit seinem letzten, kümmerlichen Rest Überlebenswillen, erblickte er, wie sich eine kleine Gestalt aus seinem verkrampften Körper erhob und ihm mit seinem augenlosen Gesicht einen hässlichen Blick zuwarf. In diesem Moment verlor ’Cognamee den Lebenswillen und das Unausweichliche rückte näher.

Als Ololz mit den anderen vier Unggoy vor ’Cognamee’s Quartier ankam, sagte er zu Ihnen: »Lasst mich reden. Ihr legt einfach nur seine Ausrüstung zurecht und wartet dann.«
»Wieso du?«, fragte Raraf. Er war einer der niederrangigen Unggoy auf dem Schiff. »Ich beherrsche sogar seine eigene Sprache. Ich werde reden.«
»Ich will reden!«, warf Huhug hastig ein. Er hatte den gleichen Rang wie Raraf. »Ich kann seine Sprache viel besser als du!«
Sasaw, der zweithöchste Unggoy auf dem Schiff, ergriff erst gar nicht das Wort, sondern fing sofort an, sich mit den anderen Beiden zu raufen.
Während Ololz damit beschäftigt war, sie auseinander zutreiben und dabei selbst ein Teil des Konfliktes zu werden, ging Alalx, der jüngste Unggoy auf dem Schiff, direkt zum Portal und öffnete es.
Als die Gruppe bemerkte, dass das Portal offen war, hielten sie abrupt inne mit ihrem Streit und standen gerade. Ololz schubste die Anderen unsanft zur Seite und trat ein.
»Wir sind hier, Schiffsmeister!«, rief er in der Sprache der Sangheili. Die anderen Unggoy grummelten leise, aber hörbar, weil Ololz den Streit gewonnen hatte. Als dieser keine Antwort bekam, ging er weiter. Die Anderen folgten ihm.
Ololz drehte sich zu seiner Gruppe und sagte: »Wir suchen ihn. Jeder geht in einen anderen Raum.«
Sie nickten und fingen an, ’Cognamee zu suchen.
Alalx war der Erste, der auf die Idee kam, im Thermalbad zu suchen. Als das Portal sich öffnete und ihn ein Blutspritzer direkt im Gesicht erwischte, fing er an zu schreien. Als er die Augen öffnete, sah er, wie sich ein kleines, beigefarbenes Wesen an ’Cognamee’s Eingeweiden labte.
Sein Schrei warnte die anderen Unggoy, die hastig zu ihm eilten. Als Sie das Übel erkannten, erwiderten einige von ihnen den Schrei. Andere jedoch verblieben in einer Art Schockzustand und winselten.
Das Alien, das spürte, dass Zeit und Gelegenheit gekommen waren, hetzte aus dem toten Körper, fauchte die Unggoy an, welche sich in alle Winde verteilten, und rannte in die Dunkelheit.​

Kontaminationsalarm
Als Trka die Schreie der Unggoy vernommen hatte, schickte er ’Sasumee, um herauszufinden, was vorgefallen war. Er selbst hatte im Gravitationsthron Platz genommen und dachte darüber nach, was geschehen war. Er wusste nicht, wie sie so weit vom Kurs abkommen konnten. Es war höchst ungewöhnlich, dass das Schiff ein solches Signal aus dieser Entfernung überhaupt lokalisieren konnte.
»Schiffsmeister«, drang es durch einen Funkkanal. »Ich bin jetzt in ’Cognamees Quartier.«
»Ich bin nicht der Schiffsmeister«, warf Trka hastig ein.
»Nun, jetzt schon. Sehen Sie sich das bitte selbst an.«
»Ich komme sofort.« Trka war unwohl zumute. War ’Cognamee durch den Parasiten krank geworden, oder gar gestorben? Er konnte sich das Graus kaum vorstellen, dass ihn erwarten würde.
Als er das Quartier betrat und in die völlig verängstigten Gesichter der Unggoy blickte, wurde ihm noch unwohler. Doch all dies überstieg nicht seinen Ekel, sein Drangsal und seine Furcht, als er sah, was aus ’Cognamee geworden war.
»Bei den Göttern!« Er brachte kaum ein Wort heraus. »Was ist hier passiert?«
Er drehte sich zu den Unggoy und brüllte sie an, als wären sie daran Schuld: »WAS IST HIER PASSIERT?«
Wehklagen und Geflenne war seine Antwort, darum stapfte er mit heftigen Schritten auf sie zu, packte einen von ihnen am Hals und hob ihn auf seine Augenhöhe.
Raraf war der Unglückliche. Er wollte sogar reden, doch Trka drückte ihm so feste den Hals zu, dass er keine Luft bekam.
Der Sangheili bemerkte dies in seiner Toberei nicht einmal und ließ erst locker, als der Unggoy kurz vor dem Erstickungstod stand.
Trka versuchte sich zu beruhigen und fragte dann erneut und mit wohl modulierter Stimme: »Was ist geschehen?«
Raraf rang noch immer nach Luft und rieb sich hustend den Hals, darum blickte Trka zu den anderen Unggoy, welche umgehend zusammenzuckten.
»Ololz, tritt vor.« Im Zuge dieser Aussage warf er Raraf beiseite, als wäre er ein langweiliges Spielzeug.
Dieser tat wie ihm gesagt wurde und zitterte am ganzen Leib. Es war schwer zu sagen, ob das an dem Alien oder an Trka selbst lag.
»Erzähl mir, was geschehen ist«, forderte er ihn auf.
»Als... Als wir das Thermalbad betraten, sahen wir, dass etwas in ’Cognamee’s Brustkorb saß. Es fraß ihn auf. Es war fürchterlich.«
Trka wandte sich ungläubig zu ’Sasumee herüber, welcher keine Anstalten machte, sich dazu zu äußern. »Erzähl weiter, Ololz. Was habt ihr gesehen?«, sagte er.
»Einen Dämon. Einen fürchterlichen Dämon. Er verschwand in der Dunkelheit. Seine Stimme ... seine schreckliche Stimme.« Ololz versank in Tränen.
Trka blickte in die Runde und atmete tief ein. »Auf das Kommandodeck. Jeder von euch. ’Sasumee, finden Sie die Huragok und bringen Sie sie ebenfalls dorthin. Geben Sie auf sich acht.«
Keiner sagte ein Wort und jeder Tat, wie ihm gesagt wurde, doch das Schluchzen der Unggoy drang noch lange durch das Schiff.
Trka ging in sein Quartier und loggte sich in das Nachrichtensystem des Schiffes ein, um einen Bericht für den Imperialen Admiral zu verfassen.

  • /Schreibe Datei-Basisinformationen/
    ...
    /Instruktion bestätigt/

    Statusbericht der Sanguineous Monitor
    Sender: Schiffsmeister Trka ’Ekaporamee
    Empfänger: Imperialer Admiral Jki ’Askaramee
    Betrifft: Verspätung des Spähschiffes Sanguineous Monitor
    Klassifizierung: VERTRAULICH

    /Datei schreiben/
    ...
    /Instruktion bestätigt/

Ehrenwerter Imperialer Admiral Jki ’Askaramee,

Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass sich die Ankunft des Spähschiffes Sanguineous Monitor auf High Charity verzögern wird.

Der Autopilot hat uns von unserem ursprünglichen Kurs abgelenkt, damit wir einem Funksignal mit unbekannter Signatur nachgehen. Unsere momentane Position: ζ2 Reticuli, Outer Rim.

Auch wenn wir die Signalquelle lokalisieren konnten und ein fremdartiges Schiff mit uns unbekannter Technologie fanden, fühlten wir uns auf Grund der antiquierten Funde lediglich dazu verpflichtet, die Position des Mondes zu speichern und auf unsere ursprüngliche Route zurückzukehren.

Dabei wurde Macto ’Cognamee von einer fremden parasitären Kreatur befallen und starb an unbekannten Symptomen. Weitere Daten sind nicht verfügbar. Auf unserem Schiff wurde Kontaminationsalarm erteilt.

Wir werden den Strom der Initiatoren nicht eher öffnen, als dass die Gefahr gebannt ist.

In Hochachtung,
Trka ’Ekaporamee, Schiffsmeister der Sanguineous Monitor

  • /Datei verschicken /
    ...
    /Instruktion bestätigt/
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich musste auf zwei Posts erweitern, weil die Geschichte zu lang ist! Hier der Rest:

Zu den Waffen
Bereits wenige Augenblicke später hatten sich alle auf der Kommandobrücke eingefunden. Sie bildeten einen Halbkreis um Trka, der im Zero-Gravitations-Thron saß. Einzig und alleine ’Sasumee bildete eine Ausnahme. Er stand zu Trka’s Linken und hatte die Arme vor sich verschränkt.
»Wir haben zwei Alternativen.« Der Schiffsmeister blickte in die fragenden Gesichter. »Die Erste: Wir jagen es und riskieren weitere Verluste. Die Zweite: Wir sichern ein Deck und pumpen die Atmosphäre aus den Übrigen. Nichts überlebt das.«
’Sasumee antwortete: »Ist es nicht ein wenig übertrieben, die ganze Atmosphäre, wegen einem solchen Kriechtier, abzulassen?«
»Ich teile Ihre Meinung«, warf Trka rasch ein. »Finden wir es, bevor es sich hier einnistet.«
Als Trka sich aufrichtete, sagte Ololz hektisch: »Aber wir ...«, doch da wurde er schon unterbrochen: »Du hast hier nichts zu melden, Unggoy.« Es war ’Sasumee, der den Sklaven ermahnt hatte.
»Wir teilen uns in zwei Gruppen auf«, erkläre Trka anschließend. Ihn schien Ololz’ Tumult nicht weiter zu interessieren. »Sasaw und Raraf, ihr geht mit mir. Ololz und Huhug gehen mit ’Sasumee. Alalx, du bleibst hier und gibst acht, dass den Huragok nichts geschieht. Haben das alle verstanden?« Zu seiner Zufriedenheit bekam er keine weiteren Zwischenrufe. »Gut, dann teilen wir uns nun auf. ’Sasumee, Sie kennen die Standard-Quarantäne-Sondierungsaktion. Töten und verbrennen.«

Kaum hatten alle die Kommandobrücke verlassen, war Alalx alleine unter den Huragok. Er wusste genau, dass er die sicherste Aufgabe hatte. Das Deck war das am besten geschützte System auf der Monitor.
Trotz dessen saß er bekümmert herum und starrte auf die Huragok, welche völlig ziellos durch den Raum schwebten. Hie und da nahmen sie ein Gerät in ihre Tentakel und untersuchten es. Dabei bauten sie jedes einzelne Fragment in einer bahnbrechenden Geschwindigkeit auseinander, begutachteten die Einzelteile und bauten sie wieder zusammen.
Der Unggoy fand seine Aufgabe unglaublich ermüdend und er würde seiner Rasse Schande machen, wenn er dies nicht als Gelegenheit nutzen würde, ein Nickerchen zu wagen. Es dauerte nicht lange, da schlief er tief und fest.

Trka hingegen war wacher denn je. Ständig kontrollierte er, ob seine Waffe auch perfekt funktionierte. Er wartete die Funktion des Kühlsystems und die Temperatur des Kerns. Auch wenn er dabei furchtbar genau war, behielt er seine Umgebung immer im Auge.
Immer wieder fragte er seine Unggoy, ob sie vielleicht eine genauere Beschreibung für ihn hatten. Bislang wusste er noch nicht einmal, ob sie wirklich die Wahrheit sprachen.
Als sie an einem Lüftungssystem vorbeikamen, wagte Trka einen Blick hinein. Er sah etwas schleimiges. Verdächtig beugte sich herab und griff nach dem Etwas. Es schien eine Art Haut zu sein. Angewidert warf er es weg. »Es hat sich gehäutet. Das ist mir Beweis genug für seine Existenz. Gehen wir zurück zur Kommandobrücke und sehen nach, ob sich in der Zwischenzeit etwas ergeben hat.«

Alalx wachte auf, als er bemerkte, dass etwas auf seinen Kopf tropfte. Die Augen noch geschlossen fuhr er mit seiner Hand über die feuchte Stelle und fühlte einen dickflüssigen Schleim.
Benommen stand er auf und strecke sich, doch gerade als er gähnen wollte, spürte er, dass er von einer Kralle unsanft gepackt wurde. Er riss die Knopfaugen auf und verstand. Angsterfüllt versuchte er in seinen Erinnerungen etwas zu finden, mit dem er das grauenhafte Wesen erklären konnte. Es hatte lange Arme, ein schwärzliches Exoskelett, einen riesigen, schlangenartigen Kopf und ein Maul, dass ihn unwahrscheinlich an einen Sangheili erinnerte. An diesem Merkmal hielt er fest und fand weitere markante Eigenschaften, wie etwa die doppeldaumigen Klauen und die Gazellenähnlichen Beine der Sangheili.
Er wusste genau, welchem Wesen er hier gegenüberstand. Es war der Dämon. Es war Cognamee’s Sohn.

Der unbekannte Freund
  • Der unbekannte Freund
Sasumee befand sich noch immer auf der Suche nach dem Wesen. Stetig hatte er den garstigen Odem der Unggoy hinter sich. Er wagte es nicht, auch nur ein Wort mit ihnen zu wechseln. So wollte er vermeiden, dass sie etwas wie Vertrauen oder gar Kameradschaft empfanden. Alleine der Gedanke daran brachte die schlimmsten Erinnerungen in ihm hoch. Unggoy waren es, die seinen Bruder Kiriad, seinen bis damals einzigen Freund, versehentlich erschossen hatten. Dafür würde er ihr Geschlecht immer hassen. Jeden von ihnen.
Hinter jeder Wand und hinter jeder Vertiefung suchte er nach dem Dämon und hatte bisher nichts gefunden. Er hatte Probleme damit, den Unggoy überhaupt zu glauben. Vielleicht waren sie es ja. Vielleicht hatten sie ’Cognamee ermordet. Vielleicht würde er der Nächste sein.
Verächtlich drehte er sich um und schaute in ihre verängstigten Gesichter. Ich werde paranoid, gestand er sich ein.

Trka hingegen hatte die Kommandobrücke betreten. Sofort stellte er fest, dass Alalx nicht mehr an seinem Posten war. Die Huragok jedoch schwebten in dem Raum umher, als wäre nichts gewesen. Was geht hier nur vor sich?, fragte er sich in Gedanken.
Er gebot den Unggoy hinter ihm Ruhe und sondierte den Raum, doch er fand nichts als sonderbaren dickflüssigen Schleim auf dem Boden. Eine Spür führte zu einer Wand und endete dort jäh.
Die Verwirrung, die er empfand, was beispiellos. Er konnte sich das Szenario selbst bei seiner voller Konzentration nicht vorstellen. Dennoch war das ominöse Verschwinden von Alalx ein weiterer Beweis für die Richtigkeit der Geschichte, die die Unggoy erzählt hatten.
Da er nichts weiter tun konnte, setzte er sich in den Zero-Gravitations-Thron und betätigte einige Funktionsknöpfe und Nadeln auf der Hauptkontrollprojektion, um das Nachrichtensystem zu überprüfen. Tatsächlich fand er zwei neue Einträge.
Er öffnete den Ersten:

  • /Zeige Datei-Basisinformationen/
    ...
    /Instruktion bestätigt/

    Reak: Statusbericht der Sanguineous Monitor
    Sender: Imperialer Admiral Jki ’Askaramee
    Empfänger: Schiffsmeister Trka ’Ekaporamee
    Betrifft: Nachforschungen
    Klassifizierung: VERTRAULICH

    /Datei ausbreiten/
    ...
    /Instruktion bestätigt/
Edler Schiffsmeister Trka ’Ekaporamee,

Ich habe Ihre missliche Lage verstanden und trauere mit Ihnen um den Verlust von Macto ’Cognamee, doch lassen Sie sich nicht davon einschüchtern. Ich habe Ihre Sache dem Rat vorgetragen und Ihnen meine volle Unterstützung garantiert.

Töten Sie den Organismus nicht. Stellen Sie ihn unter Quarantäne. Dies ist mein Wille. Sie haben dem folge zu leisten. Verluste sind belanglos. Hören Sie auf mich, wenn ich Ihnen sage, dass sie vorsichtig sein sollten.

Versagen Sie nicht, ’Ekaporamee: Versager werden nicht geduldet.

Achtungsvoll,
Jki ’Askaramee, Imperialer Admiral der Allianz

  • /Datei verschließen/
    ...
    /Instruktion bestätigt/
Trka fand die Antwort des Admirals äußerst heikel. Welchen Sinn machte es, die Kreatur lebend mitzubringen und woher wusste er von der Gefahr, die das Wesen mit sich gebracht hatte? Woher wusste er überhaupt von dem Wesen?
Unsicher darüber öffnete er die zweite Nachricht, in der Hoffnung, sie würde Antworten bringen:

  • /Zeige Datei-Basisinformationen/
    ...
    /Instruktion bestätigt/

    Der Urlaub steht kurz bevor!
    Sender: Dein Freund Natal ’Tihumee
    Empfänger: Schiffsmeister Trka ’Ekaporamee
    Betrifft: Siaki*-Treffen
    Klassifizierung: PERSÖNLICH
Eine persönliche Nachricht von einem fremden Sangheili, der ihn als Freund bezeichnete? Trka war sichtlich verwirrt. Für einen Moment glaubt er, die Nachricht wäre fehlgeleitet, doch sie war eindeutig für ihn ausgestellt. Obwohl er wusste, dass es im Moment wichtigeres zu tun gab, versuchte er sie zu öffnen.

  • /Datei ausbreiten/
    ...
    /Instruktion abgewiesen/
    /Chiffre/
    /Chiffre/
    /Chiffre/
    /Chiffre/
    /Chiffre/
    ...
Dieser Umstand verwirrte Trka noch um einiges mehr. Wieso sollte jemand eine persönliche Nachricht mit einem Passwort belegen? Dafür musste es einen Grund geben.

  • /Nach unverschlüsseltem Bereich suchen/
    ...
    /Suche erfolgreich/
    /Unverschlüsselter Anhang entdeckt/
    /Datei ausbreiten/
    ...
    /Instruktion bestätigt/
Du suchst das Passwort? Das ist typisch für dich. Denke nur an zu Hause. Was würde Mutter dazu sagen, dass du deine alte Angst noch nicht besiegt hast?

  • /Datei Ende/
Wieso brachte dieser seltsame Fremde nun seine Mutter ins Spiel und über welche Angst sprach er? Trka war verärgert und schloss die Datei. Er hatte später noch genügend Zeit, sich um diesen dahergelaufenen Trottel zu kümmern.
Etwas unsicher und verwirrt wandte er sich an die Unggoy und befahl: »Legt eure Waffen beiseite. Wir fangen es. Lebend.« Der Ausdruck in den Gesichtern der Unggoy entsprach ganz Trka’s Erwartungen. Furcht, Schockierung und Wahnwitz wurde offenkundig präsentiert.
Ihrem unverzüglich folgendem Geplapper apathisch gesinnt, öffnete Trka einen Funkkanal zu ’Sasumee und sagte: »’Sasumee, können Sie mich verstehen? Es ist sehr laut hier. Haltet die Schnauze, nutzloses Pack!«
»Endlich wissen Sie, was ich meine, Schiffsmeister, wenn ich sie so bezeichne.« ’Sasumee lachte durch den Kanal. »Ja, ich verstehe Sie.«
»Wenn Sie den Dämon finden, dann verletzten Sie ihn nicht. Wir müssen ihn lebend einfangen.«
Eine ungewöhnlich lange Pause folgte, bis ’Sasumee fragte: »Wieso?«
»Ich weiß es nicht. Persönliche Anweisung vom Imperialen Admiral. Nennen Sie mir Ihre Position und verbleiben Sie dort. Ich werde entsprechende Ausrüstung mitbringen.«
»Verstanden. Ich befinde mich bei den Stasis-Modulen.«
»Wir sind sofort bei Ihnen.«

__________________________________
* Siaki: UNZUREICHENDE DATEN! Zugriff auf Dokument CKHZ verweigert. Vorhandene Information über »Siaki«: Kultureller Ritus der Sangheili.

Dämonenjagd
Trka schliff die Unggoy förmlich hinter sich her. Er ignorierte ihr Jaulen und Betteln. Noch immer war er sich nicht darüber im Klaren, welche der beiden Nachrichten rätselhafter war. Wenn der Imperiale Admiral dieses Wesen lebend will, dann bekommt er es auch lebend, sagte er sich in Gedanken immer wieder, um den Bezug zu seiner Mission nicht zu verlieren. Er machte Jagd auf etwas, das er noch nicht einmal gesehen hatte. Weder Gestalt, noch Gefahrenstufe war ihm bekannt, was es schwer machte, Vorkehrungen zu treffen. In den Tiefen der Ausrüstungskammer hatte er ein altmodisches Schocknetz gefunden, das sie verwenden konnten um es unter Kontrolle zu halten. Bei der Aktivierung würde es den Gefangenen durch relativ harmlose Energiestöße betäuben.
Nach einer Wanderung quer durch das ganze Schiff, hatten sie das Stasis-Deck endlich erreicht. Dort warteten ’Sasumee und seine Unggoy ungeduldig und erwartungsvoll auf seine Ankunft.
»Mehr hast du nicht gefunden?«, fragte ’Sasumee enttäuscht. »Ein altes Netz?«
»Es wird seinen Zweck erfüllen, da bin ich mir sicher.« Trka warf es einem Unggoy zu, ohne darauf zu achten, um welchen es sich handelte. In diesem Moment gab es für sie keine Identität mehr. In diesem Moment waren sie die Sklaven, die sich der Allianz zu unterwerfen hatten.
Nach einer kurzen Ruhepause brach ’Sasumee das Schweigen: »Wie gehen wir vor?«
»Ich weiß nicht«, fing Trka an. »Ich dachte, wir könnten es vielleicht anlocken. Es scheint diese Unggoy sehr zu mögen. Es hat Alalx verschleppt.« Sein Blick wanderte zu den verbliebenen vier Sklaven und hatte etwas verächtliches und gefühlsloses an sich, das die Unggoy zum Schlottern brachte.
»Keine Sorge«, log ’Sasumee vergnügt, »wir geben acht, dass euch nichts passiert. Ich schätze, Ihr Weg ist der Vernünftigste, ’Ekaporamee.«
»Dann ist es beschlossen.« Trka entwickelte mehr und mehr einen Tonfall der seine Stimme mächtig und endgültig erscheinen ließ. Das war eine Konsequenz aus seiner plötzlichen Beförderung, die er nun nach und nach zu realisieren begann. »Die letzte, mir bekannte, Position des Wesens war auf der Kommandobrücke. Ich schlage vor, wir positionieren dort die vier Unggoy und verbergen uns selbst mit Aktiver Tarnung, um das Wesen zu fangen, wenn es nicht damit rechnet. Wenn wir Erfolg haben, dann bringen wir es in Stasis, damit wir unsere Ruhe haben und auf Kurs gehen können.«
»Einverstanden«, antwortete ’Sasumee knapp. »Auf Ihr Wort, Schiffsmeister.«

In weniger als einer Einheit hatten sich alle am besagtem Treffpunkt eingefunden. Trka erklärte den Unggoy noch ein letztes Mal, wie sie sich zu verhalten hatten, wenn das Wesen auftauchte. Diesen war anzusehen, dass sie sich unwohl fühlten, was sich in ihrer Moral negativ bemerkbar machte. Trka hatte die Möglichkeit, ihre Disziplin auf ’Cognamee’s freundliche oder auf ’Sasumee’s rüde Art wiederherzustellen. Da Trka sich in interrassialen Konflikten gerne behauptete, entschied er sich für ’Sasumee’s Methoden.
Demzufolge brüllte er die Unggoy an und schnitt einem von ihnen mit seiner Klaue den Arm auf, was er damit begründete, dass Blut auf Tiere sehr anziehend wirken konnte. Dicke Perlen von der phosphoreszierenden blauen Flüssigkeit platschten auf den Boden und das Schluchzen des Verletzten hallte durch das ganze Schiff. Nicht mehr lange, dachte Trka, dann bist du da und musst dich uns stellen.
Der Schiffsmeister aktivierte seine Aktive Tarnung und gesellte sich zu ’Sasumee, welcher bereits getarnt in einer Nische auf ihn wartete.
Während sie warteten, sprach niemand ein Wort. Auch die Unggoy waren für ihre Verhältnisse überdurchschnittlich leise. Hin und wieder versuchte einer einfach zu gehen, wurde dann aber von den wutentbrannten Sangheilioffizieren zurückbeordert.
Die Zeit schleppte sich nur so dahin, doch plötzlich, als sie bereits mit dem Gedanken eines Abbruchs spielten, hörten sie ein leises Tapsen auf dem metallischen Boden.
Mit einem Mal war jeder Muskel in Trka’s Körper angespannt. In wenigen Augenblicken würde er die Kreatur, den Dämon, zu Gesicht bekommen. Nur noch ein kurzer Moment, bis seine Falle zuschlagen würde.
Blut spritze ihm entgegen und ein widerwärtiges, knochiges Geräusch beendete die vorherrschende Stille abrupt, als sich ’Sasumee’s Tarnung automatisch deaktivierte und das Grauen hinter ihr offenbarte. Ein stielartiger, mit spitzen Reißzähnen bestückter Kiefer hatte sich wie eine Lanze durch den Kopf des Sangheili neben ihm gebohrt und schnappte zufrieden auf und zu, nur um sich einen Moment später in den Rachen des wahrhaftigen Dämons zurückzuziehen.
’Sasumee fiel geräuschlos auf den Boden und große Teile seines Gehirns waren überall verstreut. Die Unggoy hatten längst vor Panik die Flucht ergriffen, doch Trka stand der Kreatur nun direkt gegenüber. Der augenlose Blick des Aliens kreuzte sich mit dem erschütterten und sprachlosen Gesicht Trka’s. Obwohl seine Tarnung noch immer aktiv war, konnte das Wesen ihn wahrnehmen und musterte ihn, so wie es von Trka gemustert wurde.
Es hatte im weitesten Sinne die Statur eines Sangheili und vor allem sein Gesicht, wenngleich es keinerlei Augen aufwies, war dem eines Sangheili nicht unähnlich. Ein langer knochiger Schwanz mit einer messerscharfen Klinge am Ende tänzelte in alle Richtungen. Mit seinem schwarzen Exoskelett wirkte der Dämon wie eine Mischung aus Maschine, Sangheili und Nachtmahr.
Noch bevor der Sangheilikrieger reflexartig seine Waffe an der Oberschenkelpanzerung greifen konnte, sprang ihm das schlangenartige Wesen entgegen und wollte ihn auf die gleiche Art töten, wie kurz zuvor ’Sasumee. Trka jedoch stieß den Dämon mit seiner ganzen Kraft von sich weg, um dem messerscharfem Stielkiefer zu entkommen. Dicke Sabberfäden flossen ihm ins Gesicht und nur ein gezielter Tritt gegen den Thorax der Kreatur konnte ihn aus der tödlichen Umarmung befreien.
Während der Dämon noch durch die Luft segelte, griff Trka nach dem Schocknetz, das irgendwie auf dem Boden gelandet war. Er aktivierte es und warf es gewandt auf das Wesen, welches gerade mit dem Rücken gegen eine Wand geprallt war und sich wieder aufzurichten versuchte. Nur ein Augenzwinkern später wurde es von einem Energiestrom durchflutet und ließ seinen Gefangenen vor Schmerzen aufschreien, nur damit dieser das Netz mit seiner geballten Kraft und seinen furchteinflößenden Klauen auseinanderreißen konnte und verletzt und zornig durch eines der Portale floh.
Mit einem Mal erlosch die ohnehin dürftige Beleuchtung, so dass nur das schwache violette Glimmen der Kontrolltafeln Orientierung bot. Die Dunkelheit wirkte nun mehr bedrohlich als freundlich. Ihr Schleier streichelte ihn nicht mehr mit seiner Wonne, wie er es gewohnt war, sondern biss sich in sein Fleisch und ließ ihm eiskalte Gedanken durch den Kopf schießen. Er hatte Angst. Bittere Angst. Neben ihm lag ’Sasumee’s Leiche. Der Geruch des Todes flutete das gesamte Deck wie ein frostiger Windstoß.
In all diesem Chaos erinnerte er sich an die tröstenden Worte seiner längst verstorbenen Mutter: »Das Dunkel ist unser Freund, denn es verheimlicht unser Tun und schützt uns vor ungewollten Blicken.«
Plötzlich wurde Trka alles klar. Dieser Fremde sprach Trka’s alte Angst vor der Dunkelheit an. Jetzt wusste er, was das Passwort war. Gestärkt von diesem Geistesblitz überwand Trka die Schrecken und die Furcht und torkelte zu dem nächstliegenden Terminal, wo er sogleich die Datei aufrief.

  • /Chiffre verifizieren/
    /Eingabe: Dunkelheit/
    ...
    /Chiffre verifiziert/
    /Datei ausbreiten/
    ...
    /Instruktion bestätigt/
Hallo Schiffsmeister,

Sie werden sich sicher Fragen, mit wem Sie es hier zu tun haben. Ich kann und werde es Ihnen nicht verraten, aber ich bin sicher, dass sie schon längst realisiert haben, dass dies keine private Nachricht über das kommende Siaki-Tribunal ist und ich auch nicht Natal ’Tihumee bin, dessen Identität ich so willkürlich gestohlen habe, um Ihnen diese Nachricht zu schicken.

Sicher fragen Sie sich auch, weshalb ich um Ihre Ängste weiß. Ich kann Ihnen nur verraten, dass ich Zugriff auf die Datenbank der Allianz-Infanterie habe. Sie wissen wohl, dass dort auch solch triviale Dinge wie Kindheitsängste verzeichnet sind.

Halten Sie sich nicht länger mit diesen Fragen auf.

Ich habe Ihnen etwas sehr wichtiges mitzuteilen: Die Kreatur, die sich auf Ihrem Schiff befindet ist, wie Sie sicher schon festgestellt haben, äußerst destruktiv. Ich bezeichne sie als sogenanntes Xenomorph. Tatsächlich hatte ich bereits Kontakt mit dieser außerirdischen Rasse und kann Ihnen sagen, dass es möglicherweise noch schlimmer wird. Durchsuchen Sie die Lüftungsschächte und die Hohlräume um sie zu finden. Wenn Sie dieses Wesen nicht stoppen, dann wird es sich vermehren. Ich habe es mit meinen eignen Augen gesehen. Innerhalb von zwanzig Einheiten haben sie einen gesamten Sturmträger zu einer Brutstätte gemacht. Es ist kaum auszudenken, was passieren würde, wenn eines dieser Wesen auf die Heilige Stadt gelangen würde.

Ich rate Ihnen tunlichst: Missachten Sie die Anweisungen von Jki ’Askaramee. Er weiß nicht was er tut, da sein Auge verblendet von dem Ruhm ist, den er in diese Kreatur vermutet. Ja, Sie hören richtig. ’Askaramee will sich durch diese Kreatur Ruhm verschaffen. Er will sie in die Allianz integrieren. Welch ein Narr!

Durch Zufall vernahm ich, dass er die Koordinaten der Welt, auf der Sie den Parasiten aufgenommen haben, aus einem der archaischen Datenkerne der Yautja* entnommen hatte. Er ergriff sofort die Gelegenheit, sie per Langstreckenkommunikation in die Protokolle Ihres Autopiloten zu integrieren, damit Sie den Parasiten einschleppen können. Getarnt war es als eine simple Forschungsmission. Ich möchte nicht wissen, wie viele Leute er bestochen hat, damit niemand etwas davon mitbekommt.

Es ist eine einzige Verschwörung. Glauben Sie mir, er wird dafür Büßen. Ich habe die Macht dazu. Wenn ich diese Nachricht verschickt habe, wird nicht viel Zeit vergehen, bis man mich enttarnt hat. Doch ich glaube, die Beweise, die ich gegen den Imperialen Admiral vorlegen kann, sind Eindeutig. Sie sind mein Beweis.

Hören Sie, ’Ekaporamee: Sie müssen überleben. Sie müssen zurückkehren um Ihre und meine Unschuld zu beteuern. Wir müssen die Ehre der Sangheili wieder herstellen, die ’Askaramee beschmutzt hat. Wir müssen High Charity vor dieser Seuche schützen!

Im Glauben und in Brüderlichkeit,
Ein Freund

  • /Datei Ende/
Als Trka die Datei geschlossen hatte atmete er hektisch ein und aus. Jetzt verstand er, was der Imperiale Admiral vor hatte. Es passte alles zusammen. Verluste sind belanglos. Tatsächlich: Die Verluste waren belanglos für die Allianz. Für Trka waren sie es aber nicht. Das Erste Mal in seinem Leben spielte er mit dem Gedanken, einen Befehl zu verweigern.
Sollte dieser Fremde Recht haben, dann würde diese Kreatur die Allianz vernichten können. Er selbst hatte gesehen, was sie mit einem Sangheili anrichten konnte. Doch wenn er log, dann würde Trka vor dem Rat stehen und bei einem einflusslosen kleinen Wicht wie ihm würde man gar nicht erst lange abstimmen. Sein Tod wäre gewiss.
Entschlossen, diese Entscheidung zu einem späteren Zeitpunkt zu besiegeln, ging er zu einem der Portale und wollte es öffnen. Verwundert stellte er fest, dass es durch einen Sicherheitsmechanismus verriegelt war und versuchte ein anderes Portal, doch auch dort versperrte ihm ein Sicherheitscode den Weg.
Plötzlich hallte kindisches Lachen durch den Funkkanal der Monitor und eine Unggoy-Stimme, die von Raraf, meldete sich: »Dummer Sangheili! Eingesperrt mit diesem Dämon. Sieh zu, wie du mit ihm fertig wirst!«
Trka verstand, was vor sich ging. Die Unggoy wollten ihn meutern. »Wozu habt ihr Unggoy eigentlich einen so großen Kopf?«
»Unterlasse die Beleidigungen gegen mein Volk, Tintenfischgesicht
»Wieso kann ich wohl seelenruhig mit euch Gewürm sprechen? Euer Dämon ist nicht bei mir, sondern bei euch in den Korridoren.« Da er keine Antwort bekam, sprach er weiter: »Glaubt ihr wirklich, ihr werdet mit ihm fertig? Nun gut, ich warte hier, wo es sicher ist. Spätestens wenn ihr hier weg wollt, müsst ihr eines der Portale öffnen.« Schon wieder bekam er keine Antwort, doch hinter einem der Portale konnte er sie Diskutieren hören.
Nach einiger Zeit meldeten sie sich: »Wir lassen Sie frei, Schiffsmeister. Aber wir tragen Waffen und werden sie auch immer auf Sie gerichtet haben.«
Trka grinste süffisant. Er wusste, wie feige diese Unggoy waren. Diese Drohung war nicht mehr als ein unbeholfenes Ablenken von einem eingestandenen Fehler. Sobald sie den Dämon sehen würden, hätte er seine Ruhe mit Ihnen. Solange ihr Wankelmut jedoch anhielt, musste er ihr Spiel mitspielen. »Einverstanden, Raraf. Öffne das Portal.«
Seine Antwort war ein Sammelsurium aus Schreien. Der Dämon, dachte Trka, er ist hier. »Öffnet das Portal! Los schon, öffnet es, damit ich mit dieser Bestie kurzen Prozess machen kann! « Doch seine Aufforderung ging in dem unangenehm lauten Szenario unter. Erst als die Schreie in der Ferne verschwanden und nur ein leises Schluchzen hinterließen, öffnete sich endlich das Portal.
Ein vollkommen zerstreuter Ololz stand dahinter. Er rannte, das Gesicht in den Händen vergraben, auf Trka zu und umklammerte sein Bein wie ein verängstigtes Kind. Der Schiffsmeister schaute um sich, doch fand nicht einmal den Hauch einer Spur. Nur Ololz war verblieben und so fragte er ihn, was geschehen war.
»Dieser Dämon ist auf uns zugehetzt und hat sich die drei Anderen gepackt.« Der Unggoy schluchzte laut und war für einen Moment nicht in der Lage weiterzusprechen. »Sie sind nicht tot. Sie sind es nicht. Ich habe gesehen, wo es lang ist. Es konnte mich nicht mehr tragen. Es wird mich holen!«
»Nein, wird es nicht. Wir folgen ihm«, sagte Trka entschlossen, »und beenden diesen Alptraum.«

__________________________________
* Yautja: Informationen finden Sie unter: Yautja

Requiem
Aber wie sollen wir es finden, Schiffsmeister? Es könnte überall sein!«
Trka antwortete nicht. Mit voller Konzentration durchsuchte er den Raum nach Spuren.
»Habt ihr es verletzt?«, fragte Trka vorsichtig. »Ich habe Schüsse gehört.«
Ololz stotterte. Noch immer war er von der Kreatur eingeschüchtert. »Ich ... Ich glaube Sasaw hat es getroffen. Aber es ist nur noch wütender geworden.«
Trka entdeckte ein kleines Loch im Boden. Es sah aus, als hätte sich etwas in das Metall geätzt.
»Es blutet...«, begann er. »Wenn es blutet, ist es sterblich. Ist es sterblich, ruht es. Ruht es, hat es ein Nest.« Seine Augen suchten nach einer Waffe und fanden nichts als die fallengelassenen Plasmapistolen der Unggoy. Er nahm eine davon und warf sie Ololz zu. »Wir müssen das Nest finden.«
»Aber wie sollen wir das anstellen?«
»Auf Sanghelios suchen viele Tiere den Ort ihrer Geburt auf, wenn sie sich vermehren wollen. Wir sollten zuerst in den Quartieren der Sangheili nachsehen.«
Ololz schluckte. »Der Dämon wird sich vermehren?«
»Das weiß ich nicht. Ein ... Freund ... sagte mir, dass sich diese Kreatur sehr rasant verbreitet. Doch das werden wir schon sehr bald selbst herausfinden. Gehen wir.«
Der Gang war dunkel, so wie die meisten Teile des Schiffes, aber etwas stimmte nicht mit dieser Dunkelheit. Sie wirkte unvertraut und bedrohlich. Ganz anders, als noch ein paar Einheiten zuvor.
Als das Portal zum Gemeinschaftsraum der Sangheili sich öffnete, offenbarte sich ein markverzehrendes Szenario.
»Bei den Göttern...« Trka hatte noch nie etwas derart widerwärtigeres gesehen. Der Schiffsmeister hatte soeben die verlorenen Unggoy gefunden. Ihre Augen waren glasig, doch noch immer war Leben in ihren Gesichtern. Sie waren in eine Art Netz eingewebt, das aus einem Gemisch von dickem Schleim und hartem Skelett zu bestehen schien. Doch die Abstrusität des Äußeren wurde von dem beißenden Gestank nach faulem Fleisch mehr als übertüncht. Doch woher kam dieser Geruch, wenn doch die Unggoy noch am Leben waren? Diese Frage sollte sich schnell von selbst beantworten, als er auch die Leichen von ’Sasumee und vom ehemaligen Schiffsmeister ’Cognamee in eine Art Kokon gewickelt fand. Damit war der Kreis geschlossen.
Trka spähte um die Ecke und sah den Dämon. Er war gerade dabei einen schluchzenden Unggoy in das Netzwerk der Opfer einzuspinnen. Mit einer Handbewegung signalisierte er Ololz sich zu verstecken.
Der Schiffsmeister presste sich fester gegen die Wand und schloss seine Augen. Diese Kreatur war der mächtigste Feind, dem er jemals gegenübergestanden hatte. Der Dämon war nicht nur schlau und überaus stark, er verfügte auch noch über eine unbekannte Sinneswahrnehmung. So war es für ihn unmöglich vorherzusehen, ob er entdeckt wurde oder nicht. Trka kam nicht dazu über die Antwort nachzudenken. Die Augen noch immer geschlossen spürte er etwas Kaltes direkt vor ihm. Darauf folgte ein abstoßender Gestank. Etwas schnellte ihm entgegen. Er hatte verstanden.
Seine Klaue schoss vor und packte den klebrigen Stielkiefer des Dämons. Erst jetzt öffnete er die Augen und sah sich seinem Gegner gegenüber. Er setzte einen Stiefel auf den Torso des zappelnden Aliens und stemmte sich mit aller Kraft gegen die Wand. Nun zerrte er an der Zunge und riss sie aus dem Maul.
Der Dämon sprang zurück und jaulte. Giftgrünes Blut tröpfelte auf den Boden und begann zu qualmen. Noch bevor Trka sich gesammelt hatte, sprang die Kreatur auf ihn zu und presste ihn gegen die Wand. Ihr Klingenschwanz suchte seinen Kopf. Er entkam dem Stoß nur knapp, indem er sich zur Seite lehnte. Neben ihm hörte er, wie das Metall nachgab. Der Schwanz schnellte zurück und holte zu einem erneuten Schlag aus. Trka musste schnell handeln. Er packte den Dämon am Schädel und drückte ihn mit aller Kraft nach hinten, in der Hoffnung, es würde ihm gelingen, das Genick der Kreatur zu brechen. Doch die Kraft des Aliens überstieg die Seine um ein Vielfaches. Für einen Moment überlegte er, ob es ratsam wäre, sein Gewehr einzusetzen, doch auf diese Distanz würde das säurehaltige Blut ihn treffen und möglicherweise umbringen.
Vollkommen unerwartet lies die Kreatur locker und machte einen Satz zurück. Es spreizte die vom eigenen Blut giftgrün gefärbten Mandibeln, genau wie es ein Sangheili tat, und fauchte ihn zornig an. Trka wollte gerade das Feuer eröffnen, als ihm der Klingenschwanz erneut entgegenkam. Sofort lies er seine Waffe fallen und wich dem Angriff aus. Er passte den richtigen Moment ab und packte das Alien am Schwanz. Jetzt hatte er die Oberhand. Mit einem kräftigen Ruck nahm er dem Dämon den Stand und warf ihn zu Boden. Trka löste seine rechte Hand um seine Waffe wieder aufzunehmen, doch erneut hatte er die Kraft seines Gegners unterschätzt. Den Schwanz durchfuhr eine Wellenbewegung und Trka wurde quer durch den Raum geschleudert. Noch während er sich in der Luft befand löste er ein paar Schüsse aus seinem Plasmagewehr. Die Lichtblitze jagten durch den Raum und verwundeten den Dämon im Bauch- und Brustbereich. Voller Schmerzen schrie er auf und tobte vor Wut. Mit einem grazilen Sprung wollte er den inzwischen wieder aufrecht stehenden Trka wieder auf den Boden drücken, doch dieser nahm erneut sein Plasmagewehr zur Hand und entfesselte mehrere Plasmakugeln, welche den Dämon während dem Sprung trafen und gegen eine der Wände krachen ließ. Jetzt, da das Wesen wehrlos war, tötete Trka es durch einen gezielten Schuss in den Kopf.
Für einen Moment der Sicherheit atmete Trka den modrig süßen Geruch des Sieges. Der Kampf schien vorbei. Der Alptraum war beendet.
Angewidert untersuchte er die Leiche des Wesens um zu überprüfen, ob es wirklich tot war. Dicker Qualm stieg auf, als das säurehaltige Blut auf den Boden tropfte. Er hatte es tatsächlich erledigt.
Nun da die Gefahr gebannt war, machte er sich daran, die Gefangenen aus ihren Schlingen zu befreien. Wortlos und mit bloßer Gewalt riss er die sehnenartigen Fäden und knochenartigen Elemente auseinander, packte die Unggoy an ihren Umweltanzügen und pflückte sie wie Früchte von einem Baum. Ololz, der inzwischen aus seinem Versteck gekrochen war, umarmte schluchzend seine Freunde.
»Vergessen Sie mich nicht«, hallte es durch den Raum. Es war die unverkennbare Stimme eines Sangheili. Trka blickte sich um, sah aber niemanden.
»Habt ihr das auch gehört?«, fragte er die Unggoy.
»Natürlich haben Sie es auch gehört. Ich bin hier!« Wie aus dem Nichts erschien ein Sangheili, der, wie die Anderen, in die Wand eingewebt war. Er trug eine strahlend weiße Rüstung und auf seinem Helm war eine schwarze Sonne zu erkennen. Er war der Botschafter eines Imperialen Admirals.
»Aktive Tarnung!«
»Sehr richtig«, antwortete der Fremde.
»Wer sind Sie«, fragte Trka misstrauisch »und wie kommen Sie auf die Sanguineous Monitor
»Ich erkläre es Ihnen, wenn Sie mich hier runterholen.«
Missmutig löste Trka die schleimigen Fasern des Gewebes. Dabei fiel sein Blick auf das Partikelschwert des Fremden.
»Das nehme ich«, sagte er entschlossen. »Bis ich weiß wer Sie sind.«
»Man nimmt einem Schwertträger nicht seine Klinge ab, wissen Sie das nicht?«
»Unter normalen Umständen wäre es so, ja. In meinen Augen stellen Sie jedoch keinen Bruder, sondern eine Bedrohung dar, bis Sie mir gesagt haben wer Sie sind. Deshalb entwaffne ich Sie.«
Die letzte Faser war gelöst und der Fremde klatschte wie ein nasser Fisch auf den Boden. Als er sich aufgerichtet hatte sagte er mit arrogantem Unterton: »Mein Name ist ’Lokiee. Ich komme im Auftrag des Hohen Rates der Sangheili. Mich in Frage zu stellen grenzt an Rebellion!«
»Wie kommen Sie auf dieses Schiff?« Der Schiffsmeister rieb unruhig seine Mandibeln aneinander und schaute ’Lokiee argwöhnisch an. Dieser jedoch wirkte selbstsicher und entschlossen.
»Ich kam über die Luftschleuse, während Sie sich in Stasis befanden. Niemand hat mein Eintreffen bemerkt. Auch nicht die Unggoy, welche Ihre Arbeit sehr vernachlässigt haben. Faules Pack.«
»Wie lautet Ihr Auftrag?«
»Das Sicherstellen des Missionszieles. Daran hat mich diese Bestie allerdings gehindert.«
»Was ist Ihr Missionsziel?« Trka wurde nervös. Gedanken über Verrat und Intrige gingen ihm durch den Kopf.
»Sie sollten sich wirklich nicht so viele Sorgen machen, Schiffsmeister. Zumindest nicht vor mir. Wir stecken beide in den selben Stiefeln. Ich sollte sicherstellen, dass Sie Ihre Mission erfüllen. Nun, da Sie versagt haben, habe auch ich versagt. Wieso haben Sie die Kreatur getötet? Sie hatten ausdrückliche Befehle. Sie bringen uns beide an den Galgen!«
»Sie sind einer von ’Askaramee’s Leuten!«
Der Botschafter verschränkte die Arme vor sich und antwortete: »Natürlich arbeite ich für ’Askaramee. Und Sie sind ein Verräter, Schiffsmeister.«
»’Askaramee ist nicht von Sinnen! Er will diese Bestien zu Haustieren erziehen. Sie selbst haben erlebt, was es mit der Besatzung meines Schiffes getan hat! Schauen Sie nur«, Trka deutete auf ’Cognamee’s Leiche, »sogar Ihre Geburt bringt den Tod über uns! Sein Blut klebt an ’Askaramee’s Klauen!«
’Lokiee begutachtete die Leichen der Gefallen. Er sah die Art, wie sie gestorben waren und doch blieb er blind.
»Wer hat Sie zum Verräter gemacht, Schiffsmeister? Wer ist für Ihren und meinen Tod verantwortlich? Es war ’Wattinree, nicht war? Dieser selbstgefällige Bastard.«
Trka machte einen Schritt nach vorne und packte ’Lokiee am Hals. »Sprechen Sie nicht in diesem Ton über einen Kriegshelden, Sie speichelleckender Wurm!«
’Lokiee ließ sich von Trka nicht einschüchtern und lachte. »Glauben Sie etwa ’Wattinree’s Geschichte? Das ein Yautja das Schiff damals gesprengt hat? Den Rat mag er überzeugt haben, aber nicht ’Askaramee, nein. ’Askaramee hat ’Wattinree’s Lüge durchschaut. Eine gewaltige Kolonie dieser Kreaturen soll die gesamte Besatzung infiziert haben? Sicherlich.
ER hat die Besatzung und den Propheten getötet. ER hat seine Brüder, seine Freunde, seine Familie ermordet um Eindruck zu schinden. ER hat das Schiff in die Luft gesprengt.
Hat er Sie belogen, Schiffsmeister? Hat er Ihnen eingeredet, ’Askaramee sei ein Lügner? Natürlich hat er das. Was hat er Ihnen erzählt?«
Trka lies ’Lokiee’s Hals los und trat ein paar Schritte zurück. »Ich weiß nicht ob es Xytan ’Jar Wattinree war, der die Geistesanwesenheit besaß, mich vor ’Askaramee’s Befehlen zu warnen, doch das tut nichts zur Sache. Haben Sie es noch immer nicht verstanden, Botschafter? Ein Dämon lässt sich nicht zähmen. Diese Kreaturen jagen uns und sie sind sehr erfolgreich was das angeht. Sie in die heilige Stadt zu bringen gefährdet die Propheten, den Rat, die Große Reise ... alles wofür wir seit Generationen kämpfen.«
»Schämen Sie sich. Ein Sangheili fürchtet sich nicht vor einem einfachen Tier.«
»Man sollte niemals Furcht mit Vorsicht verwechseln, Botschafter. Sie sind ein Diplomat. Sie kennen weder Kampf noch Furcht.«
»Wissen Sie, Schiffsmeister. Es gibt einen Ausweg für uns. Noch ist unsere Exekution nicht unaufhaltsam. Ich hatte gehofft, Sie würden mir dabei helfen, aber Sie sind zu verblendet um die Wahrheit zu erkennen. Ihr Tod wird der Beweis für Xytan ’Jar Wattinree’s Lügen sein.«
»Was wollen Sie damit sagen?«
»Können Sie fechten, Schiffsmeister?« ’Lokiee kramte in einer seiner Taschen und holte ein zweites Partikelschwert hervor. Mit einem kreischenden Stich entfesselte es seine Klinge und erhellte den dunklen Raum. Der Botschafter ging in Kampfposition. »Eigentlich bin ich darin ausgebildet mit zwei Schwertern zu kämpfen. Nun, was soll’s. Ich hatte schon lange keinen Gegner mehr.«
Trka aktivierte das Partikelschwert, dass er ’Lokiee abgenommen hatte und auch, wenn er nicht das erste Mal eine solche Klinge geführt hatte, war er sich bewusst, dass er gegen einen ausgebildeten Fechter nicht ankommen konnte.
»Sie sollten sich freuen, Schiffsmeister. Schon bald werden Sie Vater sein. Vater einer neuen Generation Allianz-Krieger. Doch zuerst ...« ’Lokiee wendete sich zu den Unggoy. »Zuerst kümmere ich mich um die Zuschauer.«
Trka sah zu den Unggoy, welche vollkommen unkoordiniert im Raum verteilt waren. »Los schon, nehmt euch eine Waffe und greift ihn an!«, bellte er.
Noch bevor die Unggoy dazu kamen, war ’Lokiee bei ihnen angekommen und rief manisch: »Wie lange warte ich auf den Moment, dass ich euer Volk morden kann? Wie oft schon habe ich es heimlich getan und meine Ehre beschmutzt?«
Einen nach dem Anderen schlachtete er sie ab und lachte, als wäre er besessen. Ololz, der sah was mit seinen Brüdern geschah, rannte davon und versteckte sich verzweifelt hinter ’Sasumee’s Leiche. Unter all dem Blut erkannte er das Plasmagewehr des Sangheili, welches sich noch immer an seiner Gürtelhalterung befand.
’Lokiee hatte ihn bemerkt und wollte gerade auf ihn zuhetzen, als sich Trka plötzlich einmischte und einen Schlag auf den Kopf des Botschafters ausüben wollte. Dieser konterte den Angriff mühelos, indem er Trka’s Klinge nach unten wegschlug und mit seinem eigenen Schwert direkt im Anschluss auf Trka’s Schwertarm eindreschte. Dieser jedoch machte einen Satz nach hinten und wich dem Angriff so aus.
»Keine Sorge, Schiffsmeister, ich habe nicht vor Sie zu töten. Ich brauche Sie lebend.« ’Lokiee holte erneut zum Schlag gegen Trka’s Schwertarm aus und lachte. »Lebend, aber nicht unversehrt!«
Trka hatte alle Mühe die kräftigen und gezielten Hiebe von ’Lokiee abzuwehren und seine eigenen Angriffe endeten stets im Nichts. Diesen Kampf konnte er nicht gewinnen. Es war ein Spiel. Verzweifelt versuchte er immer wieder seinen Gegner anzugreifen oder wenigstens zu entwaffnen, doch der Botschafter vergalt jeden Angriff mit einem Konter.
’Lokiee wurde ungeduldig. »Sie geben einfach nicht nach, was! Zwingen Sie mich nicht dazu Sie zu töten!«
»Lieber sterbe ich durch die Klinge als durch eines dieser Biester.«
»Seien Sie kein Narr, ergeben Sie sich! Es hat keinen Zweck sich gegen mich zu wehren. Ich bin zu stark und zu geschickt, als dass ein Tölpel wie Sie mich je besiegen könnte.«
Trka harrte einen Moment aus und lies die Beleidigung auf sich wirken. Er schloss die Augen und atmete ein. »Sie, werter Botschafter, sind nichts weiter ... als ein blindes ... fanatisches ... Dünnblut*!«
Als er die Augen wieder öffnete, sah er, wie die Wut in seinem Kontrahenten aufstieg. ’Lokiee’s Klauen begannen vor Zorn zu beben und seine Mandibeln spreizten sich. »Es reicht!«, zischte er. »Niemand ... nicht einmal ein Prophet ... würde es überleben ... meine Mutter zu beleidigen
Im Delirium stürmte er auf Trka zu und deckte ihn mit einem Hagel aus Schlägen und Stichen ein. Trka versuchte mit all der Kraft die er noch hatte ’Lokiee’s Angriffe abzuwehren, doch innerhalb weniger Augenblicke hatte er bereits die ersten tiefen Schnittwunden einstecken müssen. Plötzlich kam ein unerwarteter diagonaler Hieb, den Trka nicht abwehren konnte und durchtrennte seinen rechten Arm vollständig. Blutend fiel dieser mitsamt dem Schwert auf den Boden. Nun sah ’Lokiee seine Chance und führte einen Stich direkt in den Brustkorb seines Gegners aus. Trka wusste nicht was zuerst kam. Sein leidvoller Schrei oder der unsägliche Schmerz. Blut hustend packte er den Arm des Botschafters und wagte einen Blick nach unten. Das Partikelschwert hatte ihn fast vollständig durchbohrt. Gegen eine solchen Waffe war Trka’s Ganzkörperschild nutzlos.
’Lokilee lachte laut auf und kostete seinen Sieg aus. »Und so stirbt Trka ’Ekaporamee. Unrechtmäßiger Schiffsmeister der Sanguineous Monitor, welche durch einen fatalen Sprung aus dem Strom der Initiatoren im Inneren einer Sonne landete. Welch ein Jammer. Niemand wird Sie vermissen, ’Ekaporamee. Sie sind ein kleiner Wurm. Von offizieller Seite ist die gesamte Besatzung bereits seit duzenden Zyklen tot.
Zu schade nur, dass Sie nun nutzlos sind. Aber ich denke, dass sich ein Wirt finden lässt, wenn ich erst ein paar dieser Eier nach High Charity gebracht habe. Ich werde nicht untergehen, hören Sie? Nie werde ich am Galgen hängen. Niemals
Trka hob den Kopf, der immer schwerer wurde, und blickte über die Schulter seines Kontrahenten. »Reeeh... dik ... omm...«, stammelte er ’Lokiee zu. Jede Silbe schnitt sich wie eine Klinge in seinen Rachen.
»Was sagen Sie? Reden Sie deutlicher, mein Freund.«
»Dreh... dich... um...« Trka hustete erneut Blut. Diesmal mehr als zuvor.
Der Botschafter lachte und drehte sich grinsend zur Seite. Ein blauer Lichtblitz traf ihn mitten ins Gesicht und lies ihn aufschreien. Sein Energieschild gab nach und entblößte seinen verwundbaren Körper. Sofort lies er das Partikelschwert los und rieb sich voller Qualen die Augen.
»Wer war das?«, schrie er tobend. »Meine Augen! Meine Augen! Welche Ratte hat mich geblendet? Ich werde... Ich werde...!«
»Sie werden sterben!« Ein kurzer gezielter Hieb von Trka beendete die Schmerzen. ’Lokiee’s Kopf trennte sich von dessen Schultern und fiel bluttriefend zu Boden.
Als auch der Rest des toten Körper den Stand verlor, offenbarte sich der unbekannte Schütze. Es war Ololz, der mit gehobener Waffe dastand und am ganzen Leib zitterte. Trka verzog die blutigen Mandibeln zu einem Lächeln.
»Der Kleinste ... hat die Zukunft der Allianz gesichert...« Er fiel zu Boden. »Wer hätte das für Möglich gehalten?«
»Schiffsmeister!« Ololz rannte zu ihm und versuchte den schweren Körper auf den Rücken zu drehen. Er musste all seine Kräfte mobilisieren, damit ihm dies gelang. »Sie werden sterben! Sie dürfen nicht sterben!«
»Es ist noch nicht vorbei ... du kannst mich ... du kannst mich vielleicht noch retten.«
»Was muss ich tun, Schiffsmeister? Sagen Sie schon!«
»Ololz... du musst zum ... Medi-Deck...«, Trka’s Augen wurden trüber. Mit jedem Wort entschwand ein Teil von ihm aus der Welt der Sterblichen. »Ich ... brauche eine Blut-Infusion des Typen SBI3 und ... und eine Adrenalin-Injektion. Weißt du was das ist?«
Der hilflose Unggoy stand mit Tränen in den Augen vor dem einst standfesten Krieger, der nun im Sterben lag. Er brachte keine Antwort heraus.
»Eine Vitrine... im Medi-Deck ... viele Spritzen ... die Größte enthält das Adrenalin. Beeil dich ... ich verliere sehr viel Blut.«
Erst jetzt bemerkte Ololz, dass er bereits in Trka’s Blutlache stand. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und rannte los. Noch nie war er schneller gerannt. Hinter ihm hörte er einen Schrei. Er schloss die Augen und rannte weiter.

Trka’s Endruf, der Ruf, den ein Sangheili erhallen ließ, wenn er kurz vor dem Tod stand, hatte seine letzten Kraftreserven aktiviert. Eine lebenserhaltende Menge Adrenalin schoss durch seine Adern und verengte seine Blutgefäße, was die Blutung vorrübergehend hemmte. Keuchend richtete er sich auf. Kaum stand er, da fiel er schon wieder auf die Knie und ein weiterer Schwall Blut lief aus seinem Rachen.
»Ich höre dich rufen«, sprach er zu sich selbst und hielt sich den schmerzenden Schädel. »Ich höre dich rufen, ’Lokiee. Du rufst nach Vergeltung. Zeige dich mir, Verräter.«
Benommen blickte er sich um. Die Leiche! Die Leiche war verschwunden!
Trka stand wieder fest auf beiden Beinen und knurrte grimmig. »’Lokiee, Feigling! Zeige dich mir und ich bringe dich um! Wieder und wieder!«
Die Stimme wurde lauter und war nun verständlich. »Sie schimpfen mich einen Verräter?«
Trka schreckte auf. ’Lokiee stand hinter ihm! Hastig drehte er sich um und wollte seinem Gegner einen Schlag in das Solarplexus verpassen, doch dieser blockte mit seinem Arm und stieß ihn mühelos zurück. »Ketzer!« Der Botschafter lachte.
Trka holte zu einem neuen Angriff aus. Er legte sein ganzes Vertrauen in seine animalische Stärke, konzentrierte sie in seinem verbliebenen Arm und schlug zu. Schon wieder wurde er geblockt. Rasch holte er auch mit seinem verstümmelten rechten Arm aus und wurde erneut geblockt. Sein Widersacher grub seine Klauen tief in die offene Wunde. ’Lokiee und er rangen nun um die Vorherrschaft.
Plötzlich, als er gerade die Oberhand gewann, verwandelte sich ’Lokiee in den Dämon. Erschrocken wich Trka zurück und suchte verzweifelt nach dem Partikelschwert. Er fand es in einer nicht weit entfernten Ecke des Raumes. Sofort löste er seine Deckung und lief darauf zu, doch mit jedem Schritt schien es weiter weg zu sein. Seine Hand griff nach vorne, weiter, immer weiter, doch er konnte es nicht erreichen. Plötzlich spürte er einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Etwas wetzte sich an seinen Knochen und biss in sein Herz und seine Lunge. Ein knochiges Geräusch fuhr durch seinen ganzen Körper und lies ihn zu Boden fallen. Alles drehte sich. Die Welt um ihn herum wurde dunkel. Seine Stärke verschwand im Nichts. Ein Schrei, sein Schrei, hallte durch die Leere des Alls.

Trka riss die Augen auf und spürte einen stechenden Schmerz in der Brust. Zitternd griffen seine Klauen nach dem unbekannten Etwas, dass sich den Weg in seinen Körper bahnte und ertasteten etwas Kaltes. Sein Blick schweifte darauf und erkannte, dass es sich um eine Adrenalin-Injektion handelte.
Verschwommen nahm er die Schemen eines Unggoys war, der sich über ihn gebeugt hatte.
»Sie kommen zu sich, Schiffsmeister!«
»Nein ...«, stöhnte Trka. Er blickte an sich herunter und sah, dass die Blutung anhielt. Es war wunderlich, dass er überhaupt noch lebte. Die aufeinanderfolgenden Kämpfe hatten seinen Körper zu sehr geschwächt um einer solchen Verletzung stand zu halten.. »Es ist vorbei ... Ich ... Ich habe ... zu viel Blut verloren.«
»Sie werden es schaffen, Schiffsmeister. Ich habe die Infusion hier!«
»Es ist zu spät, kleiner Freund ... zu spät...«
»Sie dürfen nicht sterben!«
»Ich... bin ein Sangheili ... Ololz ... mein Leben bedeutet mir nicht viel ...«
»Schiffsmeister! Sie müssen kämpfen!«
»Ich habe gekämpft ... so oft gekämpft ... bin so oft dem Tod entronnen ... ich muss mich ausruhen ...«
»Bleiben Sie! Sie müssen bleiben! Niemand sonst kann das Schiff steuern. Kämpfen Sie!«
»Die Götter ... sie rufen mich in ihre Hallen ... hörst du sie? Stimmen aus Glas ...«
Ololz setzte den Kopf auf Trka’s Brust und schlug auf ihn ein. Dutzende von Tränen tropften auf den Boden und vermengten sich mit dem Blut des Sangheili.
»Ololz .. hör mir zu ...« Trka schloss die Augen. »Ich kann dein Leben nicht retten ... warte auf... Hilfe ... ich bin sicher ... es wird... jemand ...« Trka brach ab und schwieg. Ololz vernahm ein leises Rasseln. Der Sangheili füllte ein letztes Mal seine Lungen. Mit aller verbliebenen Kraft riss er mühsam die Augen auf und brüllte: »ROW*²!« Seine Augen verloren den Glanz in dem Moment, da sein Ruf endete.
Der Unggoy rüttelte an ihm, doch es half nichts. Trka war tot. Er war den Anderen auf einen Weg gefolgt, auf dem er ihn nicht begleiten konnte. Nun war er alleine. Alleine in einem Ozean aus Leichen, Blut und Schmerzen.
Der Alptraum hatte begonnen.

__________________________________
* Dünnblut/Dünnblütiger: Kind einer Hure, bzw. Hurensohn.
Row: Unter den Sangheili-Gottheiten der Gott des Krieges.
 
Zuletzt bearbeitet:

Spannende Geschichten im Halo Universum müssen nicht unbedingt von 343 Industries oder renomierten Buchautoren kommen. Die Fantasie vieler Mitglieder der Halo Community ist groß genug, um uns mit Lesestoff zu versorgen.

Die Geschichte Alien versus Sanheili: Reqiuem Teammitglied Oddys ist eine dieser umfangreichen packenden Stories.



Alien versus Sangheili: Requiem
ist eine Verschmelzung zwischen dem Alienuniversum von Ridley Scott und dem Halo Franchise. Die Novel handelt von einem Patrouillenschiff der Allianz welches im Outer Rim auf ein fremdes Notsignal stößt. Doch als sie den Planeten, von dem das Signal ausgestrahlt wurde, erkunden, wird ein Mitglied der Crew von einem Parasiten befallen, der eine außerirdische Kreatur in ihm ausbrütet. Ein Kampf ums Überleben beginnt!

Um nicht jeglichen Rahmen der News hier zu sprengen, solltet Ihr Euch die komplette Geschichte in 8 Akten hier nicht entgehen lassen!

Zum Artikel auf der HaloOrbit Hauptseite

 
Zurück
Oben